Käthe Steinhardt
Käthe Steinhardt, * 5. August 1894 Wien, † September 1985 Lincoln, MA (USA), Philosophin.
Biographie
Käthe Steinhardt kam als Tochter des Arztes Dr. Max Strauss und seiner Frau Ida, geborene Fischer, 1894 in Wien zur Welt. Ab 1918 war sie mit Hermann Steinhardt verheiratet. Das Paar hatte zwei gemeinsame Kinder, Clara (verheiratete Claire Cunningham) (1919–2010) und Fritz Steinhardt (1921–1993).
Käthe Steinhardt besuchte eine fünfklassige Volksschule und ein sechsklassiges Mädchenlyzeum des Wiener Frauenerwerbvereins, das sie 1911 abschloss. Es folgten Sprachstudien (Englisch und Französisch) im Ausland sowie der Besuch von Kursen und Vorträgen, die ihr Einblicke in verschiedene Wissensgebiete verschafften. Da der Abschluss des Lyzeums sie nicht zum Universitätsstudium berechtigte, begann sie 1931 – bereits verheiratet und Mutter zweier Kinder – mit den Vorbereitungen zur "Mädchenmatura", die sie im März 1932 am Realgymnasium in der Stubenbastei im 1. Bezirk ablegte. Anschließend inskribierte Käthe Steinhardt an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo sie von 1932 bis zum Wintersemester 1935/1936 studierte. Sie belegte Philosophie im Hauptfach, Biologie und Zoologie im Nebenfach. 1936 wurde ihre von Moritz Schlick betreute Dissertation "Zur logischen Analyse der Lehrmeinungen des amerikanischen Neurealismus" approbiert und Käthe Steinhardt zum Dr. phil. promoviert. Im Juni desselben Jahres erschien in der "Neuen Freien Presse" eine von ihr verfasste Vorschau auf den "Zweiten Internationalen Kongress für Einheit der Wissenschaft", der von 21. bis 26. Juni 1936 unter reger Beteiligung des Wiener Kreises in Kopenhagen stattfinden sollte. Nur wenige Tage nach Erscheinen dieser Pressemeldung wurde ihr Doktorvater und Initiator des Wiener Kreises Moritz Schlick von einem ehemaligen Studenten ermordet. Die in Verbindung mit seinen Seminaren geführten Diskussionsrunden wurden danach eine Zeit lang in der Wohnung von Käthe und Hermann Steinhardt weitergeführt. Im Nachlass von Moritz Schlick finden sich von Käthe Steinhardt verfasste Mitschriften zu von Schlick für die Veröffentlichung vorgesehenen Vorlesungen.
Vermutlich im Herbst 1938 emigrierte die Familie über die Schweiz in die USA. Hermann Steinhardt war als Professor und Institutsleiter am Department of Economics des Lewis & Clark College in Portland, Oregon tätig, wo ihm zu Ehren 1964 eine Dozentur (The Herman Steinhardt Lecture) gestiftet wurde. Über das weitere Leben und Wirken von Käthe Steinhardt ist nichts bekannt. Sie starb vermutlich im September 1985 in Lincoln, Massachusetts, wo ihre Tochter lebte.
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 3171
- Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 89
- Brigitta Keintzel / Ilse Korotin (Hg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2002, S. 708–710
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Steinhardt, Käthe [Sign.: TP-050234]
- Nachruf auf Fritz Steinhardt. In: The New York Times, 16.04.1993 [Stand: 13.12.2017]
- Nachruf auf Claire Cunningham. In: The Lincoln Journal, 04.–11.01.2011 [Stand: 13.12.2017]