Martin Karplus

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Martin Karplus, 2015
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Karplus, Martin
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Univ. Prof., Dr.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  36893
GNDGemeindsame Normdatei 13236736X
Wikidata Q903471
GeburtsdatumDatum der Geburt 15. März 1930
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Chemiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BildnameName des Bildes Martin Karplus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Martin Karplus, 2015
  • 19., Paradisgasse 57 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Fresenius Award (Verleihung: 1965)
  • Harrison Howe Award der American Chemical Society (Verleihung: 1967)
  • Irving Langmuir Award (Verleihung: 1987)
  • Theoretical Chemistry Award der American Chemical Society (Verleihung: 1993)
  • Linus Pauling Award (Verleihung: 2004)
  • Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis (Verleihung: 2011)
  • Nobelpreis für Chemie (Verleihung: 2013)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Übernahme: 8. Mai 2015)
  • Ehrendoktor der Universität Wien (Übernahme: 13. Mai 2015)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 4. April 2015, Übernahme: 20. Mai 2015)
  • Ehrendoktorat der Bar Ilan Universität Israel


Martin Karplus, * 15. März 1930 Wien, Chemiker, Nobelpreisträger (2013).

Biografie

Martin Karplus wurde im März 1930 in eine jüdische, großbürgerliche Familie geboren. Gemeinsam mit seinen Eltern und dem Bruder Robert (1927–1990) wuchs er in Grinzing auf, eingebettet in ein familiäres Netzwerk mit vielen Onkeln, Tanten, Kusinen und Cousins und frei von materiellen Sorgen. Die Mutter Isabella Karplus (geborene Goldstern, genannt "Lucie") (1900–1967), arbeitete als Ernährungsberaterin in der Fango-Heilanstalt, die ihren Eltern Samuel und Marie Goldstern gehörte. Vater Hans Karplus (1898–1971), dessen Mutter aus der wohlhabenden und bedeutenden Familie Lieben stammte, war – der Tradition dieses Familienzweiges folgend – im Bankgeschäft tätig.

Martin Karplus besuchte zwei Klassen der Volksschule in der Pyrkergasse, ehe er 1938, wenige Tage nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, mit seinem Bruder und seiner Mutter in die Schweiz floh. Hans Karplus war für einige Monate inhaftiert worden und wurde erst nach Bezahlung einer größeren Geldsumme wieder freigelassen. Das Haus der Familie in Grinzing und anderes Eigentum wurden arisiert, nur wenige Güter konnten ins Ausland verschickt werden. Am 8. Oktober 1938 reiste die gesamte Familie in die Vereinigten Staaten ein.

Da es in der Familie zahlreiche Mediziner gab, war es naheliegend, dass auch Martin Karplus eine solche Karriere einschlagen würde. Tatsächlich war er früh an Naturwissenschaften interessiert, doch galt sein großes Interesse zunächst der Ornithologie. Karplus studierte ab Herbst 1947 an der Harvard University Chemie und Physik und erwarb im Jahr 1950 seinen Bachelor-Abschluss (BA). Danach wechselte er an das California Institute of Technology (Caltech), an dem er im Jahr 1953 bei Linus Pauling zum Ph.D. promovierte. Anschließend ging er für seine Postdoc-Zeit an die Universität Oxford (1953–1955) und kehrte somit erstmals nach seiner Flucht nach Europa zurück. Nachdem er diese zwei Jahre auch für ausgedehnte Reisen genutzt hatte, reiste er 1955 wieder in die USA und nahm eine Dozentenstelle an der University of Illinois an. 1960 wechselte Karplus an das vom Unternehmen IBM finanzierte Watson Scientific Laboratory und als "adjunct associate professor" an die Columbia University, an der er ab 1963 eine Vollzeit-Professorenstelle für Chemie bekleidete. 1966 kehrte Karplus als Professor an seine Alma Mater, die Universität Harvard, zurück. Dort übernahm er 1979 den Theodore-William-Richards-Lehrstuhl für Chemie. Martin Karplus, der ab den 1970er Jahren immer wieder in Frankreich gearbeitet und gelebt hatte, war ab 1995 auch Professor Conventionnèe am Institute de Science et d'Ingénierie Supramoléculaires (I.S.I.S.) der Universität Louis Pasteur in Straßburg.

Die Arbeiten von Karplus stellen wichtige Beiträge auf dem Gebiet der physikalischen Chemie dar und trieben die Forschungen besonders in den Bereichen der Kernspinresonanzspektroskopie, der chemischen Dynamik, der Quantenmechanik und der Moleküldynamik-Simulation von biologischen Makromolekülen voran. Seine wohl bekannteste Entdeckung ist die sogenannte Karplus-Beziehung, welche in der NMR-Spektroskopie die Abhängigkeit der Kopplungskonstante vom Diederwinkel zwischen den koppelnden Kernen beschreibt. Gemeinsam mit Andrew McCammon und Bruce Gelin publizierte er die erste Moleküldynamik-Simulation eines Proteins, des Bovine Pancreatic Trypsin Inhibitors (BPTI). Seine aktuellen Forschungsinteressen gelten der Simulation biologisch interessanter Moleküle und der Weiterentwicklung des CHARMM-Computerprogramms.

Im Jahr 2013 erhielt Martin Karplus gemeinsam mit Michael Levitt und Arieh Warshel für Arbeiten zur Entwicklung universeller Computermodelle zur Voraussage chemischer Prozesse den Nobelpreis für Chemie.

Nach Verleihung des Nobelpreises wurden dem Chemiker auch in seinem Herkunftsland zahlreiche Anerkennungen zuteil. Martin Karplus ist Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Wien und ist Ehrenbürger der Stadt Wien. 2017 überließ das Ehepaar Martin und Marci Karplus dem Jüdischen Museum Wien zwei Möbelstücke aus dem Besitz von Karplus' Großeltern Johann Paul und Valerie Karplus.

Der theoretische Chemiker ist auch ein begeisterter Koch und passionierter Fotograf. Seine erste Leica bekam er von seinen Eltern zur Promotion. Eine Ausstellung mit seinen Bildern aus den Jahren 1953 bis 2009 wurde im Herbst 2014 im Österreichischen Kulturforum in New York und im Frühjahr 2015 in der Universität Wien gezeigt. Karplus ist Mitglied zahlreicher Gelehrtengesellschaften. Neben zahlreichen Fachpublikationen als Chemiker veröffentlichte er auch Foto-Bildbände. 2022 erschien seine Autobiografie "Facetten meines Lebens".


Literatur


Weblinks