Die Totenbeschauprotokolle wurden vom Totenbeschreibamt über die in Wien Verstorbenen geführt und sind - mit geringfügigen Lücken in den ersten Jahren - von 1648 bis 1920 erhalten.[1][2] Anschließend wurden sie nicht mehr in Buchform, sondern als einzelne Akten geführt (sogenannte Totenbeschaubefunde).
Die Totenbeschauprotokolle enthalten folgende Informationen
- Name
- Beschaudatum des zuständigen Arztes (ab 1789 Angabe seines Anfangsbuchstabens, ab 1792 des Namens)
- Beruf
- Wohnung
- Krankheit
- Lebensalter
- Geburtsort (ab 1804)
- Stand (ab 1811)
- Religion (ab 1841)
- Zuständigkeit (ab 1867)
- Friedhof (ab 1897)
- Sterbepfarre (ab 1900).
Da im Totenbeschauprotokoll grundsätzlich das Beschaudatum (unter Umständen sogar das Eintragungsdatum) vermerkt ist, dieses aber nicht mit dem Todestag ident ist (vor allem wenn der Tod nachts, jedoch vor 24 Uhr, eintrat und die Beschau erst am nächsten Morgen beziehungsweise die Eintragung am nächsten Amtstag erfolgte), ergeben sich besonders in der älteren Zeit gegenüber den Matrikeneintragungen der Pfarren oder Parten zuweilen Unterschiede; Sicherheit ist nur dann gegeben, wenn im Protokoll die Sterbestunde angegeben ist.
Vom städtischen Totenbeschreibamt wurden alle Toten auf folgendem Gebiet beschaut:
- 1648-1705: Stadt, Leopoldstadt, Jägerzeile, Weißgerber, Landstraße, Wieden, Laimgrube, Windmühle, Mariahilf, Spittelberg, Josefstadt, Alsergrund (Alserstraße, Währingergasse) und Rossau. Ab 1649 zeitweilig, ab 1679 dauernd auch St. Ulrich.
- Ab 1705 das gesamte Gebiet innerhalb des Linienwalls (zu den oben genannten zusätzlich noch: Erdberg, Hundsturm, Reinprechtsdorf, Margareten, Matzleinsdorf, Gumpendorf, Nikolsdorf, Thury, Konradswörth, Mühlfeld und ab 1707 Lichtental).
- Ab 1892 zusätzlich die Vororte außerhalb des Gürtels, ab 1906 auch Floridsdorf und ab 1909 Strebersdorf.
Erfasste Personen
Alle verstorbenen Personen im oben genannten Gebiet. Nicht erfasst sind die Mitglieder der Familie des Landesfürsten und auswärtige Geschäftsträger, in älterer Zeit auch die Personen des hohen Adels, jene Ordensgeistlichkeit, die ihre Toten in eigenen Friedhöfen bestattete, hingerichtete Personen bis ins späte 19. Jahrhundert und teilweise Kinder unter einem Jahr.
Gattinnen und Kinder werden bis 1852 unter dem Namen des Gatten, beziehungsweise des noch lebenden Elternteils geführt, Stiefkinder unter dem des lebenden Stiefelternteiles, meist mit Angabe des richtigen Zunamens; Ziehkinder in der Regel nur mit dem Vornamen. Im 17. Jahrhundert werden wiederholt auch Dienstpersonen (nur Vorname) unter dem Namen des Dienstgebers gebracht.
Recherche
Die Totenbeschauprotokolle Wiens sind chronologisch jahresweise geordnet. Eine Personensuche ist daher nur dann möglich, wenn der Todeszeitpunkt sehr genau eingegrenzt werden konnte. Die Totenbeschauprotokolle sind mikroverfilmt und im Lesesaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs einsehbar oder online bei Familysearch (siehe Weblinks) abrufbar.
Ordnung
- 1648-1759: Chronologisch nach Datum der Totenbeschau mit Index. Index 1648-1663 und 1667-1669 nach Vornamen. Index 1664-1666 und 1669-20.4.1752 nach Familiennamen (BP, CK(G), DT, FBU und teilweise AE jeweils gemeinsam)
- 21.4.1752-1891: Alphabetisch nach Anfangsbuchstaben des Familiennamen, innerhalb des Buchstabens aber nach Todesdatum.
- 1892-30.6.1917: Pro Monat die Bezirke 1-9 und 20 gemeinsam, die Bezirke 10-21 jeweils extra. Innerhalb der Bezirke nach Todesdatum.
- 1.7.1917-31.8.1920: Alphabetisch nach Familiennamen für alle Bezirke. Die Buchstaben werden nach dem dem Anfangsbuchstaben folgenden ersten Vokal unterteilt: a, e, i, o, u und au (ai, ei, eu).
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, B1 - Totenbeschauprotokoll
Weblinks
Literatur
- Andreas Weigl: Die Wiener Totenbeschauprotokolle als Quelle zur Sozialgeschichte der Medizin. In: Pro Civitatae Austriae. Informationen zur Stadtgeschichtsforschung in Österreich NF 2 (1997), S. 23-34.
- Karl Fajkmajer: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien (1526-1740). In: Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom Alterthumsvereine zu Wien. 5. Band, 2. Teil: Vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia, 1740. Wien: 1914, S. 100-159, hier S. 127f.
- Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt. In: Peter Csendes und Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2003, S. 49-90, hier S. 71
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 138 (Totenschreiber)
- Stephan Sedlaczek/Wilhelm Löwy: Wien. Statistischer Bericht über die wichtigsten demographischen Verhältnisse. Wien: 1887, S. 7-17
- Roman Uhl: Die Totenprotokolle der Stadt Wien. In: Die Sippe 1 (1938), S. 53ff.
Einzelnachweise
- ↑ Insgesamt sind 1090 Bände erhalten. Es fehlen die Zeiträume: 1.11.1656-31.12.1658, 11.10.1663-31.12.1663, 1.7.1676-31.12.1677
- ↑ Der erste erhaltene Band trägt von einer alten Nummerierung die Nummer 34. Es ist daher anzunehmen, dass die ersten 33 Bände verloren gegangen sind. Sedlaczek/Löwy schätzen den Umfang dieser verlorenen Jahrgänge auf etwa 70 bis 100.