Udo Jesionek
Udo Jesionek, * 19. November 1937 Berlin, Jurist, Richter, Beamter.
Biografie
Udo Jesionek wuchs in Berlin und Budweis auf, bevor die Familie 1945 nach Österreich flüchtete. Er besuchte die Volks- und Untermittelschule und absolvierte anschließend eine Werkzeugmacherlehre bei der Firma Gräf & Stift, die er 1955 mit der Facharbeiterprüfung beendete. Nach der Externistenreifeprüfung 1957 begann er an der Wiener Universität zuerst ein Studium der Staatswissenschaften, dann wechselte er zu den Rechtswissenschaften. Im Mai 1962 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften.
Nach einigen Monaten Gerichtspraxis wurde Jesionek im Juli 1962 Richteramtsanwärter, 1965 legte er die Richteramtsprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ab. In weiterer Folge wirkte er als Richter bei verschiedenen Bezirksgerichten in Niederösterreich, beim Strafbezirksgericht und beim Landesgericht für Strafsachen Wien, wo er 1973 zum Vizepräsidenten avancierte. Mit Jänner 1982 wurde er zum Präsidenten des Jugendgerichtshofes Wien ernannt; er verblieb in dieser Funktion bis zu seiner Ruhestandsversetzung zum Jahresende 2002.
Daneben ist Jesionek seit 1981 als Universitätslektor tätig; im Juli 1990 wurde er zum Honorarprofessor für Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Johannes-Kepler-Universität Linz ernannt. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen, insbesondere auf dem Gebiet Jugendstraf- und Jugendwohlfahrtsrecht, der Kriminologie, Viktimologie und des Strafprozessrechts.
Außerdem wirkte der Jurist von 1970 bis 1984 als Vorsitzender der Bundessektion Richter und Staatsanwälte der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und von 1974 bis 1983 als Präsident der Vereinigung der österreichischen Richter. 1975 bis 1984 war er stellvertretender Vorsitzender der Zivildienstkommission, 1987 bis 1995 Mitglied beziehungsweise Vorsitzender der Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes. Von 1979 bis 1999 fungierte er als stellvertretender Obmann des Vereins für Bewährungshilfe und Soziale Arbeit.
Nach seiner Pensionierung engagierte beziehungsweise engagiert sich Jesionek bei zahlreichen juristischen, sozialen und kirchlichen Organisationen, unter anderem als Präsident der Verbrechenshilfeorganisation "Weißer Ring", als Vorsitzender des Vollzugsbeirates beim Bundesministerium für Justiz, als ständiges Mitglied der Österreichischen Juristenkommission und Vorstandsmitglied des Österreichischen Juristentages, als Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, als Mitglied der Kommission der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft oder als Präsident des Österreichischen Gustav-Adolf-Vereins. Er ist Ehrenmitglied mehrerer wohltätiger Organisationen und Träger zahlreicher Auszeichnungen.
Quellen
Literatur
- Reinhard Moos u. a. [Hg.]: Festschrift für Udo Jesionek zum 65. Geburtstag. Wien / Graz: NWV – Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2002
Udo Jesionek im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.