Jean François de Marcy
Marcy Jean François de (ursprünglich Jean Bosquet), * 1707/1708 Chassepierre bei Verdun (damals bereits zu Frankreich gehörig, ursprünglich Herzogtum Lothringen und Bar), † 15. Sepember 1791 Löwen, Abbé. Wurde als Geistlicher um 1728 Erzieher im Haus des Alois Thomas Raimund Graf Harrach (Vizekönig von Neapel) und reiste um 1740 mit dessen Sohn nach Leiden. 1744 kam Marcy nach Wien. Ab 1745 bekleidete Marcy die Stelle eines Hofmathematikers, ab 1748 war er Direktor des von Franz I. im Kaiserhaus (1, Wallnerstraße 3) eingerichteten physikalisch-astronomischen Kabinetts. Die vielfältigen Tätigkeiten Marcys gingen aber darüber weit hinaus; so unterrichtete er die Erzherzöge Maximilian und Ferdinand, prüfte ab 1762 die Kandidaten, die sich um eine Aufnahme in die Bergakademie von Schemnitz bemühten und war generell Berater des Kaisers in allen technischen Angelegenheiten (beispielsweise Ausarbeitung eines Plans zur Nutzbarmachung der Wiener Neustädter Haide 1763); 1767 verfertigte er eine Schreibmaschine. Ab 1761 war Marcy an der philosophischen Fakultät der Universität Wien als Direktor der physikalischen und mathematischen Studien tätig und damit in dieser Position Nachfolger van Swietens. 1772 wurde Marcy die Würde eines Propstes von St. Pierre zu Löwen übertragen, damit verbunden die Kanzlerschaft der Universität.
Literatur
- Robert Büchner: Abbé Jean François de Marcy. In: Hans Kinzl [Hg.]: Peter Anich. 1723 - 1766. Der erste "Bauernkartograph" von Tirol. Beiträge zur Kenntnis seines Lebenswerkes. Innsbruck: Wagner 1976 (Tiroler Wirtschaftsstudien, 32), S. 252 und Anmerkungen S. 65
- Erich Kurzel-Runtscheiner: Zwei Meister der Kunstmechanik am Hof der Kaiserin Maria Theresia: Ludwig Knaus und Friedrich von Knaus. Ein Technikgeschichtliches Kulturbild. In: Blätter für Geschichte der Technik 5 (1938), S. 31
- Frédéric Alvin: L'abbé Jean-Francois Marcy. In: Biographie Nationale. Publiée par l'Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. Band 13. Bruxelles 1894, Sp. 471 ff.
- Ferdinand Karl Boeheim: Chronik von Wiener-Neustadt. Band 1. Wien: Prandel & Ewald 1863, S. 292 f.