Österreichischer Sparkassenverband
Der Verband wurde 1905 als Reichsverband deutscher Sparkassen in Österreich gegründet, 1946 neu konstituiert als Hauptverband der Sparkassen, 1998 Umbenennung in Österreichischer Sparkassenverband.
Reichsverband der deutschen Sparkassen (in Österreich)
In Niederösterreich beginnend mit dem Jahr 1899 begannen sich die Sparkassen der Kronländer der Monarchie in Landesverbänden zu organisieren. 1905 beschlossen diese Landesverbände einen gemeinsamen Reichsverband der deutschen Sparkassen zu gründen, der als Verein organisiert war und dessen ordentliche Mitglieder diese Landesverbände, das Sparkassen-Spitzeninstitut (bis 1926 die Centralbank der Sparkassen, ab 1938 die Girozentrale der Sparkassen) und seit 1923 auch alle Sparkassen waren. Erst 1923 traten einige größere Sparkassen, darunter die Erste österreichische Sparkasse, dem Reichsverband bei, später wurden die Tochterunternehmen des Sparkassensektors (s Bausparkasse, s Versicherung, Leasingfirmen usw.) außerordentliche Mitglieder.[1]
Aufgaben des Reichsverbandes
Laut § 3 seiner Statuten hatte der Verband den Zweck, als Gesamtvertretung des österreichischen Sparkassenwesens, dessen Interessen sowohl im Verhältnis der Mitglieder zueinander als auch nach außen hin jederzeit wahrzunehmen und die hierzu erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Er hat seine Aufgaben in demokratischem Geiste auf ausschließlich fachlicher Grundlage zu erfüllen. Das waren und sind auch heute noch die Vertretung des Sparkassensektors gegenüber den Ministerien und Behörden, die Schaffung rechtlicher Grundlagen für das Sparkassenwesen, die Besoldungs- und Pensionsordnungen der SparkassenmitarbeiterInnen sowie die betriebswirtschaftliche und gesellschaftspolitische Beratung der Sparkassen.[2] Außerdem gab der Reichsverband ab 1906 als Printmedium eine Sparkassenzeitung heraus und war maßgeblich an der Einrichtung des Weltspartages beteiligt. Er musste den Sektor nach dem Ersten Weltkrieg neu organisieren, die Sparkassen durch die Hyperinflation der frühen 1920er Jahre und durch die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre führen.
Der Reichsverband in der NS-Zeit
1938 gelang es dem Reichsverband zwar, die Angleichung der österreichischen Sparkassen an das deutsche Sparkassenrecht zu verhindern, er wurde aber ebenso wie die Landesverbände aufgelöst und durch den Ostmärkischen und Alpenländischen Sparkassenverband als Unterorganisationen des Deutschen Sparkassenverbandes ersetzt.
Der Hauptverband der österreichischen Sparkassen
1946 kam es zur Neukonstituierung der Landesverbände des gemeinsamen Verbandes als Hauptverband der österreichischen Sparkassen mit den gleichen Aufgaben wie vor 1938. Zusätzliche Aufgaben wurden neben der bilanziellen Rekonstruktion des Sparkassensektors, was erst 1955 gelang, die Zusammenführung der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen zu einem neuen Sparkassenrecht (Sparkassengesetz 1979), die Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen, die Wiederbelebung des Spargedankens (Neueinrichtung des Weltspartages ab 1952, Spar- und Wirtschaftserziehung), die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, gemeinsame Werbungs- und Marketingaktionen, die Öffnung der Rechtsform Sparkasse (Sparkassen-Aktiengesellschaft und Sparkassen-Stiftungen) und die Überführung in das europäische Sparkassenrecht (Mitgliedschaft im Europäischen Sparkassenverband).[3] Seit 1947 führt er nach einem Delegierungsabkommen auch die Agenden des Fachverbandes der Sparkassen als Unterorganisation der Wirtschaftskammer Österreich. In dieser Funktion besitzt er die Kollektivvertragsfähigkeit, d.h. er ist der Vertreter der Sparkassen als Arbeitgeber und schließt Kollektivverträge mit dem Gewerkschaftsbund als ArbeitnehmerInnen-Vertreter ab.
Österreichischer Sparkassenverband
Nach der Neustrukturierung des Sparkassensektors durch die großen Fusionswellen, den Übergang der Funktion des Spitzeninstituts von der Girozentrale / GiroCredit zur Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen und dem Ausscheiden der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (ab 1991 Bank Austria) aus dem Sektor kam es zur einer Evaluierung der Aufgaben und zu einer Umbenennung des Verbandes in Österreichischer Sparkassenverband im Jahr 1998. Er definiert sich nun als Interessenvertretung der österreichischen Sparkassen (national und in der EU), als Dachverband der österreichischen Sparkassengruppe sowie als strategische Plattform, die sowohl der politischen Vertretung als auch dem internen Interessenausgleich dient, und als Plattform der Sparkassen-Stiftungen.[4]
Sitz und Leitung des Sparkassenverbandes
Der Verband hatte seinen Sitz vor 1965 im jeweiligen Gebäude des Spitzeninstituts, von 1965 bis 2016 im Sparkassenhaus 3., Grimmelshausengasse 1 und seither im Erste Campus 10., Am Belvedere 1. An der Spitze des Verbandes steht ein/e gewählter PräsidentIn, die Geschäftsstelle wird von einem/einer GeneralsekretärIn (bis 1957 Verbandsanwalt) geleitet.
Literatur
- Hauptverband der österreichischen Sparkassen (Herausgeber): 150 Jahre Sparkassen in Österreich. Bd. 1-5. Wien: Sparkassenverlag 1970
- Alfred Paleczny / Wilhelm Kraetschmer: Im Dienste der Sparkassen – Die Geschichte des Österreichischen Sparkassenverbandes. In: Österreichischer Sparkassenverband: Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: GESCO Verlag: Wien 2005
- Walther Schmidt: Das Sparkassenwesen in Österreich. Wien: Verlag des Reichsverbandes der Sparkassen 1930
- Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: Verlag GESCO 2005, insbesondere S.126-160
- Sparkassenhandbuch, jährlich seit 1906
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Paleczny / Wilhelm Kraetschmer: Im Dienste der Sparkassen – Die Geschichte des Österreichischen Sparkassenverbandes. In: Österreichischer Sparkassenverband: Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: GESCO Verlag: Wien 2005, S. 127-128.
- ↑ Hauptverband der österreichischen Sparkassen: 150 Sparkassen in Österreich. Wien: Sparkassenverlag 1970. Bd. II, S. 980-981.
- ↑ Alfred Paleczny / Wilhelm Kraetschmer: Im Dienste der Sparkassen – Die Geschichte des Österreichischen Sparkassenverbandes. In: Österreichischer Sparkassenverband: Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: GESCO Verlag: Wien 2005, S. 151-153.
- ↑ www.sparkassenverband.at