Anaesthesiologie

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Anaesthesiologie. Kurze Zeit, nachdem William Thomas Green Morton am 16. Oktober 1846 in Boston (Vereinigte Staaten von Amerika) erstmals erfolgreich einen Patienten unter Äthernarkose operiert hatte, wurde diese Methode an der Zweiten Chirurgischen Universitäts-Klinik von Franz Schuh etabliert (27. Jänner 1847) und in der Folge auch von anderen Chirurgen, Geburtshelfern und Zahnärzten (Josef Weiger) angewendet. Etwas später wurde die Chloroformnarkose entwickelt und in Österreich eingeführt. 1884 entdeckte Carl Koller, Sekundararzt an der Zweiten Universitäts-Augenklinik in Wien, die Methode, mit einer wässrigen Cocainlösung schmerzfrei am Auge operieren zu können; dieses Verfahren wurde seither vielfach zum Gebrauch in der allgemeinen Chirurgie modifiziert. Wieder aus den Vereinigten Staaten von Amerika wurden in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg die Methoden der intravenösen Narkose, der Intubation und der Muskelerschlaffung (Curare) übernommen. Von den beiden chirurgischen Klinikvorständen Burghard Breitner und Wolfgang Denk wurde die Entwicklung der Anaesthesiologie zum Spezialfach wesentlich gefördert. 1951 wurde die Österreichische Gesellschaft für Anaesthesie gegründet und 1952 die Anaestesiologie als neues Sonderfach in die Österreichischen Ärzteausbildung aufgenommen. Auf eine schon 1954 erfolgte Initiative Denks zurückgehend, wurde 1961 an der Universität Wien eine Lehrkanzel für Anaestesiologie begründet (ursprünglich Institut für Anaestesiologie, dann Klinik für Anaestesiologie und allgemeine Intensivmedizin) und mit Otto Mayrhofer besetzt, dessen wissenschaftliche Tätigkeit internationales Ansehen genießt (1962 Präsident des ersten Europäischen Kongresses in Wien, 1964-1972 Generalsekretär beziehungsweise 1972-1976 Präsident des Weltbundes). 1986 fand der siebente Europäische Kongreß für Anaestesiologie erneut in Wien statt. Weitere Pioniere der Anaestesiologie in Wien sind Hans Finsterer (größere Operationen in lokaler Schmerzausschaltung vor allem bei älteren Patienten) und Rudolf Kucher.

Literatur

  • Otto Mayrhofer: 5000 Jahre Anaesthesiologie. In: Kunst des Heilens. Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie. Niederösterreichische Landesausstellung, Kartause Gaming, 4. Mai - 27. Oktober 1991. Wien 1991 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 276), S. 826 ff.
  • Otto Mayrhofer / A. Benke: Siebenter Europäischer Kongreß. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken (1986)
  • Sylvia Fitzal [Hg.]: 25 Jahre Klinik für Anaesthesie und allgemeine Intensivmedizin der Universität Wien 1961 - 1986. Himberg: Wiener Verlag 1986
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
  • Leopold Schönbauer: Zur Geschichte der Anästhesie. Wien: Deuticke 1948 (Beiträge zur Geschichte der Medizin, 3)
  • Isidor Fischer: Reminiszenzen an die ersten Äthernarkosen. In: Wiener klinische Wochenschrift 39 (1926), S. 52 ff.
  • Emanuel Berghoff: Der Anteil der Wiener Schule an der Entwicklung der Lokalanästhesie. In: Wiener medizinische Wochenschrift 80 (1931), S. 995 f.
  • Helmut Wyklicky: Hundert Jahre Lokalanästhesie. In: Wiener medizinische Wochenschrift 97(1985), S. 449 f.