Maximilian II.: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Stadt selbst zeigte Erfindungsreichtum. Die Wiener [[Oberkammeramtsrechnung]]en des Jahres 1563 lassen eine Rekonstruktion der Ereignisse zu. In der Stadt hatte man an drei Orten [[Triumphpforte]]n errichten lassen, die aus Holz erbaut und mit Stoffen bespannt waren. Sie waren mit diversen Artefakten wie Riesen, Adler, Löwe oder Pfau dekoriert und mit künstlerischen Darstellungen, Lob- und Sinnsprüchen versehen. Letztere hatte der berühmte Arzt, Historiograf und Humanist [[Wolfgang Lazius]] im Auftrag der Stadt beigesteuert. Derartiges wurde erstmals in Ansätzen in Nürnberg 1541 erprobt, war ansonsten aber im deutschsprachigen Gebiet unbekannt.
 
Die Stadt selbst zeigte Erfindungsreichtum. Die Wiener [[Oberkammeramtsrechnung]]en des Jahres 1563 lassen eine Rekonstruktion der Ereignisse zu. In der Stadt hatte man an drei Orten [[Triumphpforte]]n errichten lassen, die aus Holz erbaut und mit Stoffen bespannt waren. Sie waren mit diversen Artefakten wie Riesen, Adler, Löwe oder Pfau dekoriert und mit künstlerischen Darstellungen, Lob- und Sinnsprüchen versehen. Letztere hatte der berühmte Arzt, Historiograf und Humanist [[Wolfgang Lazius]] im Auftrag der Stadt beigesteuert. Derartiges wurde erstmals in Ansätzen in Nürnberg 1541 erprobt, war ansonsten aber im deutschsprachigen Gebiet unbekannt.
  
Entlang der gesamten Route, die über [[Rotenturmstraße]], [[Stephansplatz]], [[Graben]] und [[Kohlmarkt]] schließlich zum [[Michaelerplatz]] und damit zur Burg führte, waren Tannenbäume aufgestellt. Die Tannenbäume waren mit Früchten und hölzernem Obst behängt. Die drei Ehrenpforten befanden sich auf der Rotenturmstraße, beim [[Stock-im-Eisen-Platz]] sowie am Kohlmarkt.
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Entlang der gesamten Route, die über [[Rotenturmstraße]], [[Stephansplatz]], [[Graben]] und [[Kohlmarkt]] schließlich zum [[Michaelerplatz]] und damit zur Burg führte, waren Tannenbäume aufgestellt. Die Tannenbäume waren mit Früchten und hölzernem Obst behängt. Die drei Ehrenpforten befanden sich auf der [[Rotenturmstraße]], beim [[Stock-im-Eisen-Platz]] sowie am Kohlmarkt.
  
 
Um [[Stephansdom|Sankt Stephan]] lag 1563 noch der alte [[Stephansfreithof]]. Als Maximilian diesen betrat, konnte er bereits einen Fähnrich sehen, der vom Dach eine schwarz-gelbe Fahne schwang (''siehe:'' [[Adlerflug von Sankt Stephan]]). Freudenschüsse wurden abgegeben, die Orgel feierlich "geschlagen". Nach einem festlich gesungenen Tedeum und einer Segnung durch den Bischof ging es unter großer Anteilnahme der Bevölkerung weiter in Richtung Graben und [[Hofburg|Burg]]. Zusätzlich gab es eigens für den Einzug errichtete [[Weinbrunnen]], die beim [[Lugeck]], am [[Graben]] und am [[Michaelerplatz]] aus Holz errichtet worden waren.
 
Um [[Stephansdom|Sankt Stephan]] lag 1563 noch der alte [[Stephansfreithof]]. Als Maximilian diesen betrat, konnte er bereits einen Fähnrich sehen, der vom Dach eine schwarz-gelbe Fahne schwang (''siehe:'' [[Adlerflug von Sankt Stephan]]). Freudenschüsse wurden abgegeben, die Orgel feierlich "geschlagen". Nach einem festlich gesungenen Tedeum und einer Segnung durch den Bischof ging es unter großer Anteilnahme der Bevölkerung weiter in Richtung Graben und [[Hofburg|Burg]]. Zusätzlich gab es eigens für den Einzug errichtete [[Weinbrunnen]], die beim [[Lugeck]], am [[Graben]] und am [[Michaelerplatz]] aus Holz errichtet worden waren.

Version vom 11. September 2015, 10:11 Uhr

Feierlichkeiten im Burghof anlässlich des Einzugs Kaiser Maximilians II. in Wien 1563. (kol. Holzschnitt von Donat Hübschmann 1566 / Wien Museum)
Daten zur Person
Personenname Maximilian II.
Abweichende Namensform
Titel König, Kaiser
Geschlecht männlich
PageID 28599
GND
Wikidata
Geburtsdatum 31. Juli 1527 JL
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. Oktober 1576 JL
Sterbeort Regensburg, Bayern
Beruf Herrscher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 11.09.2015 durch WIEN1.lanm08son
Begräbnisdatum
Friedhof Prag, Veitsdom
Grabstelle
Bildname HMW 124501 00007Ansicht.jpg
Bildunterschrift Feierlichkeiten im Burghof anlässlich des Einzugs Kaiser Maximilians II. in Wien 1563. (kol. Holzschnitt von Donat Hübschmann 1566 / Wien Museum)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maximilian II., * 31. Juli 1527 Wien, † 12. Oktober 1576 Regensburg, Bayern (Veitsdom, Prag), römisch-deutscher König (1562), römisch-deutscher Kaiser (1564-1576), ältester Sohn Ferdinands I. und dessen Gattin, der jagiellonischen Erbtochter Anna, Gattin (1548 Valladolid, Spanien) Maria (Cousine aus der spanischen Linie der Habsburger, † 1603; Kinder unter anderem Rudolf II. [1552-1612; Kaiser 1576-1612] und Matthias [1557-1619; Kaiser 1612-1619]).

War 1544-1552 Statthalter Karls V. in Spanien, wurde nach dem Tod seines Vaters (1564) Kaiser und König von Böhmen und Ungarn und vollzog im selben Jahr die Teilung der österreichischen Erblande mit seinen Brüdern (Maximilian behielt Österreich unter der Enns [mit der Hauptstadt Wien] und ober der Enns, Ferdinand II. erhielt Tirol und die Vorlande, Karl II. Steiermark, Kärnten und Krain). Damit verbunden war die Aufgliederung der Hofhaltung, Zentral- und Regionalverwaltung.

Die Regierungszeit Maximilians stand im Zeichen der Glaubensspaltung (Reformation), im Heiligen Römischen Reich galt ab 1555 der Augsburger Religionsfriede, der jedem Reichsfürsten die Bestimmung der Religion in seinem Land zubilligte. In seinen Erbländern stand Maximilian, der persönlich dem Luthertum zuneigte, aber 1562 aus politischen Gründen das Verbleiben beim katholischen Glauben versprach, unter dem Druck des fast durchwegs protestantischen Adels, auf dessen Geldbewilligungen er angewiesen war; er gewährte deshalb in Österreich 1568 und 1571 die freie Religionsausübung auf den Adelsgütern (Böhmen erhielt 1568 eine noch weiter gehende Konzession). Zur Reformierung der zerrütteten österreichischen Klöster schuf er 1568 den Klosterrat. Der Krieg gegen die Türken (1566-1568) brachte keinen Erfolg, ebensowenig Maximilians Bewerbung um die polnische Krone (1572). Massiven gegenreformatorischen Interventionen aus Spanien (Philipp II.) und Bayern wich Maximilian nach Möglichkeit aus. Kunst und Wissenschaft wurden von ihm gefördert, zu den Gelehrten an seinem Hof gehörten der Botaniker Charles de l'Ecluse (Carolus Clusius), der Historiker Johann Zsamboky (Sambucus) und der Niederländer Hugo Blotius (der ab 1575 die Hofbibliothek reformierte). 1567 begann in Maximilians Auftrag die Errichtung des Neugebäudes mit seiner in Terrassen gegliederten riesiegen Gartenanlage, an dem noch unter seinem Nachfolger Rudolf II. bis 1593 weitergebaut wurde.

Einen weiteren Sommersitz (samt Tiergarten) schuf sich Maximilian mit dem 1569 erworbenen Gut Katterburg (nachmals Schönbrunn). Maximilian war ein geschickter politischer Pragmatiker und eine kunstsinnige, aufgeschlossene und tolerante Persönlichkeit.

Der Einzug Maximilians II. in Wien 1563

Am 16. März des Jahres 1563 zog Maximilian II. als gewählter römisch-deutscher König von Frankfurt kommend in Wien ein. Bereits oberhalb Wiens von Kriegsschiffen auf der Donau empfangen, landete Maximilian mit einer Galeere in den Donauauen an. Dort erwarteten ihn große festlich gewandete und bewaffnete Abordnungen des Adels und der Wiener Bürgerschaft. Noch in den Auen hatte man eine mit Südfrüchten ("Pomerantschen" und "wälischen Früchten") dekorierte Pforte errichtet, durch die der König in Richtung Stadt ritt. Die königliche Familie bestieg einen Wagen.

Triumphpforte errichtet zum Einzug Kaiser Maximilians II. in Wien 1563, 1566 (kol. Holzschnitt von Donat Hübschmann / Wien Museum)

Nach dem Weg durch die Au überquerte der Tross die Schlagbrücke über den heutigen Donaukanal. Am Rotenturmtor wurde der König von Bürgermeister, Stadtrichter und Stadtrat empfangen. Von den Basteien feuerten Geschütze unentwegt Salutschüsse.

Die Stadt selbst zeigte Erfindungsreichtum. Die Wiener Oberkammeramtsrechnungen des Jahres 1563 lassen eine Rekonstruktion der Ereignisse zu. In der Stadt hatte man an drei Orten Triumphpforten errichten lassen, die aus Holz erbaut und mit Stoffen bespannt waren. Sie waren mit diversen Artefakten wie Riesen, Adler, Löwe oder Pfau dekoriert und mit künstlerischen Darstellungen, Lob- und Sinnsprüchen versehen. Letztere hatte der berühmte Arzt, Historiograf und Humanist Wolfgang Lazius im Auftrag der Stadt beigesteuert. Derartiges wurde erstmals in Ansätzen in Nürnberg 1541 erprobt, war ansonsten aber im deutschsprachigen Gebiet unbekannt.

Entlang der gesamten Route, die über Rotenturmstraße, Stephansplatz, Graben und Kohlmarkt schließlich zum Michaelerplatz und damit zur Burg führte, waren Tannenbäume aufgestellt. Die Tannenbäume waren mit Früchten und hölzernem Obst behängt. Die drei Ehrenpforten befanden sich auf der Rotenturmstraße, beim Stock-im-Eisen-Platz sowie am Kohlmarkt.

Um Sankt Stephan lag 1563 noch der alte Stephansfreithof. Als Maximilian diesen betrat, konnte er bereits einen Fähnrich sehen, der vom Dach eine schwarz-gelbe Fahne schwang (siehe: Adlerflug von Sankt Stephan). Freudenschüsse wurden abgegeben, die Orgel feierlich "geschlagen". Nach einem festlich gesungenen Tedeum und einer Segnung durch den Bischof ging es unter großer Anteilnahme der Bevölkerung weiter in Richtung Graben und Burg. Zusätzlich gab es eigens für den Einzug errichtete Weinbrunnen, die beim Lugeck, am Graben und am Michaelerplatz aus Holz errichtet worden waren.

Um acht Uhr abends entzündete man Freudenfeuer am Stephansturm. Vor der Burg wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Danach lud der König zu einem Festmahl, an dem auch der Bürgermeister und Herren des Rates teilnahmen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verschob man die Erstürmung eines aus Holz errichteten Schlosses im heutigen äußeren Burghof auf den nächsten Tag. Am Morgen des 17. März traten 1.500 Knaben zur Eroberung an. Maximilian zeigte sich begeistert vom Spektakel und ließ den Knaben je einen silbernen Pfennig überreichen. Kosten

Die Kosten des Einzugs beliefen sich für die Stadt auf 7.320 Pfund, was in etwa sechs Prozent der städtischen Ausgaben des Jahres 1563 entsprach. Die knapp 5.000 Liter Rot- und Weißwein schlugen mit verhältnismäßig bescheidenen 28 Pfund zu Buche.

Quellen

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Margit Altfahrt, Die politische Propaganda Maximilians. II. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 88 (1980), S. 283-312 sowie 89 (1981), S. 53-92
  • Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
  • Viktor Bibl: Maximilian II., der rätselhafte Kaiser. Ein Zeitbild. Hellerau bei Dresden: Avalun-Verlag 1929
  • Friedrich Edelmayer / Alfred Kohler [Hg.]: Kaiser Maximilian II. Kultur und Politik im 16. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Verlag für Geschichte und Politik 1992 (Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit, 19)
  • Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. Von Rudolf I. bis Karl I. Graz [u.a.]: Styria 1982, S. 136 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 118 ff.
  • Karl Gutkas: Maximilian II. In: Niederösterreichische Landesausstellung Renaissance in Österreich. Schloß Schallaburg, 22. Mai bis 14. November 1974. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abt. III/2 - Kulturabteilung 1974 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums / Neue Folge, 57), S. 361 ff.
  • Festschrift anläßlich der 400jährigen Wiederkehr der wissenschaftlichen Tätigkeit von Carolus Clusius (Charles de l'Escluse) im pannonischen Raum. Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv 1973 (Burgenländische Forschungen, Sonderheft 5)

ad Einzug in Wien

  • Caspar Stainhofer: Gründtliche vnd khurtze beschreibung des alten vnnd jungen Zugs: welche bede zu Einbeleittung der Röm. Kay. Mt. &c. Kaiser Maximiliani des Anndern, &c. ... wie JreRöm. Kay. Mt. &c. sampt derselben geliebsten Gemahl vnd Kindern von der Crönung von Franckfurt zu Wienn den 16. Martij im 63. jar ... (mit Holzschnitten von Donat Hübschmann, Wien 1566)
  • Josef Wünsch: Der Einzug Kaiser Maximilians II. in Wien 1563. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien Band XLVI und XLVII (1914), Seite 9-34