Altkatholiken
Altkatholiken, Glaubensgemeinschaft, die als Gegenbewegung nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) entstand, als auf diesem der Glaubenssatz von der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenlehren verkündet wurde. Geistliches Oberhaupt der Bewegung war der anerkannte Kirchen- und Dogmenhistoriker Ignaz Döllinger. Als romfreie Religionsgemeinschaft fanden die Altkatholiken auch in Österreich Eingang; die Konstituierung (1877, im selben Jahr staatliche Anerkennung) basierte auf dem am 27. Juli 1871 von Karl Linder in Wien gegründet Aktionskomitee, das es sich zur Aufgabe gesetzt hatte, Gleichgesinnte zu sammeln und Vorarbeiten für deren seelsorglichen Betreuung zu leisten. Der Wiener Gemeinderat stellte den Altkatholiken die Salvatorkirche zur Verfügung, in der Pfarrer Alois Anton, der geistliche Führer der Bewegung, am 15. Oktober 1871 den ersten altkatholischen Gottesdienst abhielt. Daraufhin verhängte Wiens Erzbischof Kardinal Othmar Rauscher am 16. Oktober 1871 über die Kirche das Interdikt, wodurch die Teilnahme an dortigen geistlichen Akten für römisch-katholischen Christen die Exkommunikation zur Folge hatte. Am 24. November 1969 hob Erzbischof Kardinal Franz König das Interdikt auf und verwies auf den Geist brüderlichen Verstehens und ökumenischer Gesinnung.
Literatur
- Die Altkatholische Kirche in Österreich. Wesen und geschichtliche Entwicklung. Wien: Selbstverlag 1965
- Willibald Plöchl: Altkatholischer Rechtstheologe und Verfassungsgeschichte der altkatholischen Kirche Österreichs. In: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 31 (1980), Heft 4
- Richard Perger: Zur Geschichte von St. Salvator. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974), S. 17 ff.
- Franz Loidl: Salvatorkapelle. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 15 (1974), Nummer 6, S. 41 f.