Ansicht Wiens von Norden, Michael Wolgemut (1493)
Als Kombination aus traditioneller Weltchronik und einer Beschreibung der "berumbesten und namhaftigsten stett" bietet sich dieses stupende Großprojekt des frühen Buchdrucks dar. Im Mittelpunkt seiner Entstehung steht der Nürnberger Arzt und Humanist Hartmann Schedel (1440–1514), der das Gesamtwerk auf Latein im Auftrag zweier Nürnberger Kaufleute schuf, für die Illustrationen mit den beiden Nürnberger Künstlern Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff zusammenarbeitete und es bei dem gleichfalls Nürnberger Drucker Anton Koberger 1493 veröffentlichte. Eine deutsche Übersetzung erfolgte parallel. Der Vertrieb erfolgte weniger über den Drucker/Verleger, sonder über die Nürnberger Kaufleute. Die Auflagenhöhe muss schon aufgrund der erhaltenen Exemplare (1.287 lateinische, 343 deutsche Exemplare) beachtlich gewesen sein. Dennoch war es letztlich ein Misserfolg, wie Abrechnungen von 1508/1509 zeigen.
Mit ihren Städtebildern begründete die Schedel'sche Weltchronik zugleich die ab dem 16. Jahrhundert aufblühende Tradition der "Städtebücher", wobei die Wiedergabe von Realem (im Regelfall Einzelobjekte) und das Befolgen von wiederkehrenden Schemata nebeneinander stehen. Die älteste gedruckte Wien-Ansicht zeigt die Stadt – genauso wie die kurz zuvor entstandene auf dem Babenberger-Stammbaum – von der Donauseite, von Norden, her.
Quelle
Literatur
- Stephan Füssel [Hg.]: 500 Jahre Schedelsche Weltchronik. Akten des interdisziplinären Symposions vom 23./24. April 1993 in Nürnberg . Nürnberg 1994 ((Pirckheimer-Jahrbuch, 9)
- Ferdinand Opll: Die älteste gedruckte Stadtansicht. In: Sándor Békési / Elke Doppler [Hg.]: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Katalog zur 414. Sonderausstellung des Wien Museums). Wien: Metro-Verlag 2017, S. 97
- Weltchronik Christoph Reske: Schedelsche Weltchronik, publiziert am 11. April 2011. In: Historisches Lexikon Bayerns [Stand: 28.2.2018]
- Hartmann Schedel: Weltchronik. Kolorierte Gesamtausgabe von 1493. Einleitung und Kommentar von Stephan Füssel. Köln 2001