August Lederer
August Lederer, * 3. Mai 1857 Böhmisch Leipa (Česká Lípa, Tschechische Republik), † 30. April 1936 Wien, Industrieller, Mäzen.
Biografie
August Lederer war das jüngste von sechs Kindern einer ursprünglich aus Westböhmen stammenden jüdischen Familie. Sein Vater Ignaz Lederer hatte 1847 in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) eine Zuckerrübenmelassefabrik gegründet. 1892 heiratete August Serena Lederer, geborene Pulitzer, die aus einer vermögenden jüdischen Familie aus Budapest stammte. Die Mitgift der Braut investierte er in den Kauf der bis dahin staatlichen Spiritusfabrik in Raab (Györ, Ungarn), die er mit großem Erfolg führte. Das väterliche Unternehmen wurde um die Jungbunzlauer Spiritusfabriken ergänzt. Er gehörte zu den Gründern der Brünner Maschinenfabrik sowie der Waggonfabrik in Raab und erweiterte das Familienimperium in alle Teile der Monarchie. Ab 1900 fungierte er als Alleinvorstand der Unternehmen. Lederer gehörte zu den tausend reichsten Personen der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Lebensmittelpunkt von August und Serena Lederer war ab 1892 Wien, wo die Familie zunächst in der Reichsratsstraße 29 wohnte, 1894 aber in das Haus Bartensteingasse 8 übersiedelte. Diese Wohnung wurde sukzessive erweitert und umfasste schließlich die gesamte Beletage. Weitere Wohnsitze befanden sich in Raab und in Weidlingau, wo das "Ledererschlössel" als Sommersitz diente. Das Ehepaar baute eine der umfangreichsten und bedeutendsten privaten Kunstsammlungen in Wien auf. Zu dieser zählten Gemälde und Plastiken der italienischen Renaissance, kostbares Mobiliar, vor allem aber auch einige der bekanntesten Objekte Gustav Klimts. Von ihm stammten Landschaftsbilder und Familienporträts ebenso wie die Fakultätsbilder "Philosophie" und "Jurisprudenz" oder der "Beethovenfries". Damit gehörte Lederer zu den wichtigsten Förderern Klimts. Der Künstler war regelmäßig Gast der Industriellenfamilie und unterrichtete sowohl Serena Lederer als auch deren Kinder im Zeichnen.
Nach dem "Anschluss" wurde die Sammlung der Familie Lederer enteignet und nach Niederösterreich verbracht, wo ein Teil der Sammlung vernichtet worden sein soll. Das Rückgabeverfahren der geraubten Kunstwerke zog sich über Jahrzehnte hin.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.13569/1936: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Lederer August
- Wienbibliothek, Tagblattarchiv: Personenmappe August und Fritz Lederer [Sign.: TP-028686]
Literatur
- August Lederer. Ein Wiener Kunstfreund. In: Wiener Salonblatt, 17.05.1936, S. 15
- Sophie Lillie: Feindliche Gewalten. Das Ringen um Gustav Klimts Beethovenfries. Wien: Czernin 2017
- Christian M. Nebehay: Gustav Klimt, Egon Schiele und die Familie Lederer. Bern: Verlag Galerie Kornfeld 1987