Benjamin Lipschütz
Lipschütz Benjamin, * 4. Oktober 1878 Brody, Galizien, † 20. Dezember 1931 Wien 4, Schleifmühlgasse 3 (Zentralfriedhof), Dermatologe. Nach dem Studium an der Universität Wien (Dr. med. univ. 1902) vervollkommnete Lipschütz seine Ausbildung zunächst am Institut für pathologische Anatomie bei Richard Paltauf und an der (II.) Universitäts-Hautklinik des Allgemeinen Krankenhauses Wien bei Ernest Finger. Während eines einjährigen Studienaufenthalts in Paris (Institut Pasteur und Hôpital St. Louis) fand er reichlich Gelegenheit zur dermatologischen Forschung und Praxis. Eine weitere Station seiner gediegenen theoretischen und praktischen Ausbildung war die Hautklinik der Universität Breslau unter Albert Neisser. Nach seiner Rückkehr nach Wien war Lipschütz zunächst Sekundararzt an der Dermatologischen Abteilung des Wiedner Krankenhauses unter Salomon Ehrmann sowie Assistent unter dessen Nachfolger Rusch. 1915 habilitierte er sich an der Universität Wien für Dermatologie (tit. ao. Prof. 1931) und übernahm die Hautabteilung des unter der Leitung von Carl Hochsinger stehenden ersten Wiener öffentlichen Kinderkrankeninstituts. Lipschütz ist eine Reihe wertvollster Erkenntnisse auf dem Gebiet der dermatologischen Grundlagenforschung zu danken. Insbesondere ist er als Pionier der Dermatovirologie zu bezeichnen (wichtige Impulse in der Zeit des Pariser Studienaufenthalts durch A. Borrel und Stanislaus Prowazek). Entsprechend der ab der Jahrhundertwende aufblühenden Mikrobiologie untersuchte Lipschütz vor allem die bei infektiösen Erkrankungen der Haut im Gewebe auftretenden Einschlusskörperchen (beispielsweise bei Masern, Herpes und Gürtelrose), die von Lipschütz als charakteristische Reaktionsprodukte im Rahmen der vermuteten viralen Ätiologie dieser Erkrankungen erkannt wurden. In der medizinischen Nomenklatur ist der Name Lipschütz noch heute mit dem „Ulcus vulvae acutum" und vor allem mit dem „Erythema chronicum migrans" verbunden. Darüber hinaus leistete Lipschütz auch bedeutende Beiträge auf dem Gebiet der Krebsforschung.
Quellen
Literatur
- Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon - Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
- Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde. Czernowitz: Druckerei "Orient" 1925-1936
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1932/1933. Wien: Selbstverlag der Universität 1932
- L. Hess: Benjamin Lipschütz. In: Wiener klinische Wochenschrift 4 (1932), S. 121-122
- J. Zelger: In memoriam Professor Dr. Bejamin Lipschütz (1878-1931). In: Wiener klinische Wochenschrift 52 (1958), S. 1024-1025
- Gabor Nobl: Professor Benjamin Lipschütz. In: Wiener medizinische Wochenschrift 1 (1932), S. 38-39
- Benjamin Lipschütz †. In: Dermatologische Wochenschrift 94 (1932), S. 318
- Ernst Delbanco: In memoriam Benjamin Lipschütz. In: Dermatologische Wochenschrift 95 (1932), 1296 ff.
- Zentralblatt für Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie deren Grenzgebiete 39 (1932), S. 863 f.
- Karl Holubar: Benjamin Lipschütz (1878-1931) und seine Bedeutung fur die Dermatologie (Dermatovirologie). In: Der Hautarzt 37 (1986), S. 266-269