Carl Lucas, * 17. August 1803 Berlin, † 4. Dezember 1857 Wien, Schauspieler.
Biografie
Der Sohn eines Polizeikommissärs, gestorben 1823, machte eine Ausbildung zum Schriftsetzer in der geheimen Ober-Hofbuchdruckerei in Berlin. 1825 kam Lucas nach Wien in die Strauß'sche Officin. Er wandte sich jedoch bald dem Theater zu und debütierte 1826 in Linz, anschließend war er in Preßburg (Bratislava/Slowakei), wo seine spätere Gattin Emilie Neumann seine Ausbildung übernahm. 1829 wurde er, zusammen mit seiner Ehefrau, von Carl Carl an das Theater an der Wien verpflichtet. Er verkörperte dort Helden und jugendliche Liebhaber, unter anderem Darbois in "Das Irrenhaus zu Dijon" von Margarethe Carl (das ist Margarethe Bernbrunn), Hinko im gleichnamigen Stück von Charlotte Birch-Pfeiffer und den Rittmeister in "Verwirrung über Verwirrung" von Albini (das ist Albin Johann Baptist von Medlhammer), in dieser Rolle trat er auch zusammen mit seiner Frau in einer Benefizvorstellung am 22. März 1834 zum letzten Mal am Theater an der Wien auf. Ab April 1834 war er Mitglied des Burgtheaters, an dem er am 5. April 1834 als Richard in dem Lustspiel "Richards Wanderleben" von John O' Keefe (übersetzt und bearbeitet von Johann Georg Kettel) debütierte. Er verkörperte Charakterrollen, unter anderem Tellheim in "Minna von Barnhelm" und Appiani in "Emilia Galotti", beide von Gotthold Ephraim Lessing, Stauffacher in "Wilhelm Tell", Terzky in "Wallenstein" und Dunois in "Die Jungfrau von Orleans", alle von Friedrich Schiller. Seinen ausgezeichneten Ruf erwarb sich Lucas allerdings in Konversationsstücken, unter anderem als Savenay in "Das Geheimnis" und D'Ernevil in "Die Schwestern", beide (nach dem Französischen) von Caroline Müller, als Eduard und ab 1843 als Graf von Morin in "Pariser Taugenichts" (nach dem Französischen) von Karl Töpfer und in Stücken von Eduard von Bauernfeld: als Günther in "Das letzte Abenteuer", als von Bannewitz in "Helene", als Adolph in "Zwei Familien" und als Doktor in "Krisen". Ein Höhepunkt in seiner Karriere war die Rolle des Havelin in "Der Fabrikant" von Eduard Devrient. Das Journal "Der Sammler" (29. September 1840; siehe Literatur) nennt seine Leistung "wahrhaft meisterlich". In den letzten Jahren war Lucas leidend, dennoch trat er unermüdlich auf, das letzte Mal am 11. November 1857 als Lord Ollborn in "Übers Meer" von Gustav Gans zu Putlitz.
1839 malte Ferdinand Georg Waldmüller den Schauspieler für die Burgtheater-Galerie, 1850 wurde er mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet, seit 1930 gibt es im 12. Bezirk den Lucasweg.
Quellen
Literatur
- Burgtheater 1776–1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, 2 Bände (herausgegeben vom Österreichischen Bundestheaterverband. Sammlung und Bearbeitung des Materials Minna von Alth) Wien: Ueberreuter 1979
- Das Burgtheater. Statistischer Rückblick auf die Tätigkeit und die Personalverhältnisse während der Zeit vom 8. April 1776 bis 1. Januar 1913 [...]. Ein theaterhistorisches Nachschlagebuch (zusammengestellt von Otto Rub. Mit einem Geleitwort von Hugo Thimig) Wien: Knepler 1913
- György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 148 Künstlerporträts der "Ehrengalerie" des Wiener Burgtheaters [...]. Wien: Edition Tusch 1976
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
- Wiener Zeitung (Abendblatt), 10. 12. 1857, Nr. 283, Seite 13 (S. 1129)
- Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 6. 12. 1857, 51. Jahrgang, Nr. 281, Seite 3 (S. 1115)
- Der Wanderer, 19. 11. 1840, 27. Jahrgang, Nr. 277, Seite 3 (S. 1107)
- Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, 29. 9. 1840, 32. Jahrgang, Nr. 156, Seite 3 (S. 623)
- Wiener Zeitschrift, 19. 4. 1834, Nr. 47, Seite 7 (S. 357)
- Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 24.03.1834, 27. Jahrgang, Nr. 59, Seite 3 (S. 237)