Charlotte Joël

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Joël, Charlotte
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Joel, Charlotte
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368714
GNDGemeindsame Normdatei 1023793962
Wikidata Q57530458
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. September 1887
GeburtsortOrt der Geburt Berlin 4005728-8
SterbedatumSterbedatum unbekannt
SterbeortSterbeort KZ Auschwitz 4068979-7
BerufBeruf Fotografin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 1.10.2024 durch WIEN1.lanm09ua2


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Charlotte Joël, * 13. September 1887 Berlin, † nach dem 19. April 1943 KZ Auschwitz-Birkenau, Fotografin.

Biografie

Über Charlotte Joëls Kindheit kann nichts in Erfahrung gebracht werden, auch ein Porträt von ihr ist nicht vorhanden. Sie hatte einen Bruder, Ernst Joël, der schon während seines Studiums publizistisch tätig war und u.a. mit Walter Benjamin bekannt geworden war. Später war er als Arzt tätig.

Um 1916 trat Charlotte Joёl in das Fotoatelier von Marie Heinzelmann in der Hardenbergstraße 24 in Berlin-Charlottenburg ein. Ab 1917 wurde dieses als "Atelier für moderne Photographie" unter dem Namen Joël & Heinzelmann geführt. Es spezialisierte sich auf Porträtfotografie und porträtierte etwa die damals noch unbekannte 17-jährige Marlene Dietrich und Hedwig Lachmann. Bekannte Persönlichkeiten wie Gustav Landauer, Walter Benjamin und Martin Buber vermittelte wahrscheinlich ihr Bruder an das Fotoatelier. Dazu kamen eindrucksvolle Serien von Porträts heranwachsender Kinder.

1921 ließ sich Karl Kraus während seines Aufenthaltes für Vorlesungen in Berlin von ihr porträtieren. Zwischen 1921 und 1930 kam Kraus nachweislich neun Mal in ihr Atelier, dabei sollen fast 40 Motive entstanden sein, mehrere davon erschienen als Postkarten. Kraus wirkte auf ihren Porträts so entspannt wie sonst bei keinen anderen Aufnahmen. Die beiden blieben bis zu seinem Tod 1936 in Kontakt. In seinem Testament bedachte er sie mit einem Anteil seiner Bibliothek.

Ihre Porträts fanden mit dem handschriftlichen oder gedruckten Ateliernachweis "Joël-Heinzelmann" weite Verbreitung, etwa auf Postkarten, in Hausfrauen-Kalendern, Wochenblättern oder in Illustrierten. Die Besonderheit ihrer Porträts lag darin, dass sie das Gesicht und die Ausstrahlung der Person in den Mittelpunkt stellte. Die Aufnahmen wurden im Atelier in nüchterner Umgebung ohne künstliches Licht, Staffagen oder Hintergründe angefertigt. Besonders stachen ihre Kinderporträts hervor, die außerordentlich lebendig wirkten. Ihr Bruder verwendete einige ihrer Kinderporträts in der Ausstellung "Gesunde Nerven", die 1929 im Gesundheitshaus Kreuzberg gezeigt wurde.

Als Jüdin konnte sie ab 1933 nicht mehr ihren Beruf ausüben, das Studio existierte zwar weiterhin unter dem üblichen Namen bis 1938/1939, ihre Teilhaberschaft am Atelier musste sie aber an ihre nicht-jüdische Kollegin Heinzelmann abgeben. Mitte der 30er Jahre lernte sie die Lehrerin Clara Grunwald kennen, eine bedeutende Montessori-Pädagogin, die ebenfalls seit April 1933 wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht mehr unterrichten durfte. Die Gründe, warum Joël Deutschland nicht verließ, offenbaren sich in einer Postkarten an Karl Kraus, in der sie beteuerte, keine Lust und nicht den Elan zu haben, sich irgendwo ein neues Leben aufzubauen, wie es viele ihrer Bekannten bereits getan hatten. Jedenfalls wohnte Joël mit Grunwald gemeinsam in der Klopstockstraße, bis sie in ein städtisches "Judenhaus" umziehen mussten. 1941 wurden beide in das ehemalige Umschulungslager der "Alija", jetzt das Zwangsarbeiterlager Gut Neuendorf bei Fürstenwald gebracht, wo Joël in der Küche arbeiten musste. Ihr Vermögen wurde zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen, bevor sie zusammen mit Grunwald und 151 weiteren Leidensgenossen aus Neuendorf am 19. April 1943 mit dem Transport Nr. 37 ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet wurde.

2013 wurde in der Klopstockstraße 19, wo ihr letzter Berliner Wohnsitz war, ein Stolperstein verlegt.

Quellen

Literatur


Charlotte Joël im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks