Dienstbotenmadonna
Dienstbotenmadonna (1, Stephansdom), gotisch gefasste Steinstatue der Muttergottes (um 1320) im Langhaus des Doms (auf eigenem Sockel beim Kanzelpfeiler, heute in der Nähe des Friedrichsgrabs). Bei der Diensbotenmuttergottes handelt es sich wohl um das bedeutenste Werk der mittelalterlichen Wiener Plastik.
Vor der Statue pflegten in früheren Zeiten die Dienstboten mit Vorliebe ihre Gebete zu verrichten und es wurde eine ständige Messe für Angestellte und Dienstboten gelesen, welche gerne in allen Seelen- und Herzensnöten hier Zuflucht suchten.
Die Marienstatue soll die Widmung einer Gräfin gewesen sein, die einst ihr Dienstmädchen fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt hatte. Die Dienstbotenmadonna ist (trotz Ergänzung im Mittelalter und in der Neuzeit sowie einer Restaurierung 1853/1854 durch Hanns Gasser) das bedeutendste Werk der mittelalterlichen Wiener Plastik aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ursprünglich dürfte die Statue beim Dreikönigsaltar gestanden sein; seit Ende des 15. Jahrhunderts befand sie sich (bis 1945) in der 1492 geweihten Barbarakapelle (jene, deren Eingang unterhalb des Turmes liegt).
Literatur
- Gustav Gugitz: Sagen und Legenden, S. 105 ff.
- Rupert Feuchtmüller: Wiener Stephansdom. 1978, S. 278
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 1, 1. Teil (Wien 1951), S. 23