Edith Wellspacher-Emery

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Wellspacher-Emery, Edith
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Wellspacher, Edith
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  370858
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. Oktober 1909
GeburtsortOrt der Geburt Schottwien
SterbedatumSterbedatum 11. August 2004
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Ärztin, Architektin, Malerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Edith Wellspacher-Emery, * 9. Oktober 1909 Schottwien, † 11. August 2004 Wien, Ärztin, Architektin, Malerin.

Biografie

Wellspacher-Emery wurde in Schottwien/Niederösterreich in eine wohlhabende bürgerliche Familie geboren. Ihr Großvater Franz Xaverius Wellspacher, ein Eisenbahningenieur, war für den Bau der Semmeringbahn nach Niederösterreich gekommen, hat in Schottwien geheiratet und sich dort niedergelassen. Ediths Vater, der einzige Sohn von fünf Kindern, heiratete im Alter von über 40 Jahren ein Kindermädchen einer seiner Nichten, mit der er zwei Kinder hatte, er starb allerdings bereits, als Wellspacher-Emery fünf Jahre alt war. Die Mutter geriet durch den Todesfall in finanzielle Nöte und musste den Gutsbetrieb verkaufen. Wellspacher-Emery wurde zunächst von ihrer Mutter und später von einer pensionierten Schuldirektorin unterrichtet, bis sie im Alter von 11 Jahren auf eine Klosterschule geschickt wurde. Mit 13 zog sie zu einer Tante nach Wien, wo sie erstmals eine staatliche Schule besuchte. In Wien besuchte sie zudem Malkurse für Jugendliche bei Franz Čižek und erhielt in den Schulferien Lateinunterricht von einem Pfarrer.

Auf einer sozialistischen Abendschule holte sie innerhalb von drei Jahren die Matura nach und begann anschließend an der Universität Wien ein Medizinstudium und war damit eine der ersten Frauen in Österreich, die zum Medizinstudium zugelassen wurden. Während ihres Studiums konnte sie im Zuge mehrerer Auslandsaufenthalte in England und Frankreich ihre Sprachkenntnisse perfektionieren.

1934 erwarb sie ihr Doktorat und begann als Turnusärztin im Kaiserin-Elisabeth-Spital. Nach drei Jahren spezialisierte sie sich auf Gynäkologie und wechselte an die Universitätsklinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung und ihrer vehementen Ablehnung des beginnenden Nationalsozialismus in Österreich wurde sie nach dem Anschluss entlassen und verlor ihr Dienstzimmer im Spital und zog temporär zu ihrer Freundin, der österreichischen Schriftstellerin Erika Mitterer, die sie in den 1920er Jahren kennengelernt hatte.

Emigration

Aufgrund der verschlechterten politischen Situation entschloss sie sich im Frühjahr 1938 zu emigrieren. Zunächst wurde ihr aufgrund der Denunziation einiger ehemaliger Spitalskollegen die Ausreise verweigert. Erika Mitterer machte sie jedoch auf ein Inserat aufmerksam, in dem eine von Čižek ausgebildete Zeichenlehrerin mit Gymnastik-Diplom sowie Englisch- und Französisch-Kenntnissen in einem Mädchen-College in Tasmanien gesucht wurde. Nach persönlicher Intervention Čižeks erhielt Wellspacher-Emery ein Ausreisevisum.

Im Sommer 1938 reiste sie, mit einem kurzen Zwischenstopp in Paris, wo ihre Schwester wohnte, nach Australien. Auf einem Schiff nach Port Sudan lernte sie den britischen Kolonialbeamten John Emery kennen und das Paar heiratete nach kaum einjährigem Briefkontakt 1939. Zunächst reiste das Paar nach Tasmanien, mit dem Plan, in den Sudan zurückreisen. Nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr, reiste sie allerdings im April 1940 auf Rat der sudanesischen Ärzte nach Paris zurück, um in der Nähe ihrer Schwester ihren Sohn Mike zu entbinden.

Aufgrund ihrer Ehe mit einem Engländer wurde sie im Nazi-besetzten Frankreich nach der Entbindung im Dezember 1940 in ein Internierungslager in Besançon gebracht, wurde dort allerdings nicht im Hauptlager inhaftiert, sondern in einem Spital, wo die Bedingungen etwas besser waren. Im Februar 1941 konnte sie nach Paris zurückkehren, allerdings erst im Oktober 1942, dank eines von der Schweiz ausgehandelten Gefangenenaustausches, die Ausreise aus dem besetzten Frankreich antreten. Dabei wurde sie als englische Gefangene gegen deutsche Häftlinge in Palästina ausgetauscht. Sie reiste zunächst nach Wien, um Familie und Freunde wiederzusehen und dann ab November 1942 über Ungarn, den Balkan, die Türkei, Syrien, Palästina in den Sudan, wo ihr Mann Dienst tat.

Im April 1944 reiste sie erneut nach England, um zu entbinden und bemühte sich gleichzeitig darum, ihre in Österreich erworbene Ärzteausbildung in England anerkennen zu lassen. Aufgrund der hohen Studentenzahlen an den Universitäten Oxford und Cambridge erhielt sie jedoch keinen Studienplatz, um Prüfungen wiederholen zu können. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes in Manchester kehrte auch John Emery Ende 1944 auf Urlaub nach Großbritannien zurück und das Paar ließ sich vorübergehend in Edinburgh nieder. Nach einem Zwischenstopp in Khartum (Sudan), zog Wellspacher-Emery 1948 dauerhaft mit ihren beiden Söhnen nach Hobart in Tasmanien, wohin ihr John Emery am Ende seiner beruflichen Laufbahn Anfang der 1950er Jahre folgte.

Architektur und Kunst

In Australien arbeitete sie als Sprachlehrerin und hatte zunächst ein Psychologie-Studium aufgenommen, nachdem die ärztliche Tätigkeit in Australien nur nach Wiederholung des gesamten Studiums möglich gewesen wäre. Im dritten Jahr des Studiums verstarb ihr Professor an einem Schlaganfall, seine Stelle wurde nicht nachbesetzt und Wellspacher-Emery musste ihr Studium beenden. Stattdessen nahm sie 1952 gegen den Willen ihres Ehemanns im Alter von 40 Jahren ein Architektur-Studium auf, dass sie 1956 erfolgreich absolvierte und dadurch die erste professionell ausgebildete und selbständig arbeitende weibliche Architektin in Tasmanien wurde.

Bereits 1952 hatte sie eine sechs Monate dauernde Weltreise durch Mexiko und die USA unternommen, wo ihr Interesse für die Kunst wiedergeweckt wurde. Während der Reise führte sie ein Skizzenbuch, in dem sie ihre Eindrücke festhielt, wobei sie sich verschiedenster Techniken bediente, wie Aquarell, Ölbilder, Linolschnitte und Stickereien. Weitere, diesmal einjährige Reisen, 1957, 1965, 1969 und 1974 folgten. Auf diesen Reisen erlernte sie zudem die Landessprachen, unter anderem Russisch, Chinesisch und Japanisch auf Hochschulniveau.

Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitete sie in Architekturbüros, später als selbstständige Architektin, wirkte in Radiosendungen mit, hielt Vorträge über Architektur und Wohndesign, veranstaltete Sprach- und Malkurse. In späteren Jahren widmete sie sich vor allem der Stickerei und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Embroiderer‘s Guild“ in Hobart. Ihre Bilder und Zeichnungen wurden in mehreren Ausstellungen präsentiert.

Ab ihrem 60. Geburtstag erhielt sie zudem von der Republik Österreich eine monatliche Zuwendung „restitution for injustice suffered“ und schrieb ihre Autobiografie „A Twentieth Century Life“. Das Tasmanische Institute of Architects benannte einen Architekturpreis nach ihr.

1998 erlitt sie einen schweren Schlaganfall und musste in ein Pflegeheim übersiedeln. Sie starb am 11. August 2004 im Alter von 94 Jahren.


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