Eintracht
Eintracht, Künstlervereinigung, über Initiative des Malers Conrad Grefe im Herbst 1856 im Lokal "Zum Lothringer" entstanden. Im Gegensatz zu der im Lokal "Zum blauen Strauß" bestehenden Künstlergesellschaft (Albrecht-Dürer-Verein), die sich vor allem der Geselligkeit widmete, hatte die Eintracht ein künstlerisches Anliegen (Statutenentwurf 17. Dezember 1856, Genehmigung 19. März 1859). Ein Fusionsangebot mit dem Dürer-Verein wurde von dessen Vorstand am 24. Jänner 1857 abgelehnt (Einzelmitglieder konnten aufgenommen werden). Die Eintracht gab das "Künstler Album" heraus (Graphiken von in Wien schaffenden Künstlern, die abonniert werden konnten; Auflage 2.000) und bemühte sich um Kontakte mit dem Ausland (1857 in Nürnberg mit der "Verbindung für historische Kunst"). 1857 übersiedelte die Eintracht in das Gasthaus "Zur goldenen Sonne" (4). Grefe vertrat die Vereinigung 1857 in Stuttgart bei der zweiten und 1858 in München bei der dritten "Allgemeinen Versammlung deutscher Künstler" (zugleich "Erste Deutsche allgemeine Kunstausstellung"). Mit dem Albrecht-Dürer-Verein gab es freundschaftliche Beziehungen sowie zahlreiche Doppelmitgliedschaften. 1859 (Österreichisch-Italienischer Krieg) wurde als Hilfsaktion gemeinsam der "Patriotische Verein der Künstler Wiens" gegründet; aus dem Verkauf von gewidmeten Kunstwerken konnten neun Stiftungsplätze vergeben werden. Bei dieser Gelegenheit entstand die Idee zum Bau eines Künstlerhauses; für das Projekt setzten sich Grefe und Vorstand Friedrich Friedländer von der Eintracht sowie Friedrich Stache vom Albrecht-Dürer-Verein ein. Nachdem Minister Agenor Graf Goluchowski 1860 abgelehnt hatte, sagte 1861 Anton Ritter von Schmerling zu (Unterzeichnung der Widmungsurkunde durch Franz Joseph I. am 10. Februar 1861). Als Grefe aus Anlass des Baus des Künstlerhauses nun neuerlich eine Vereinigung vorschlug, um den bildenden Künstlern eine würdige Standesvertretung zu sichern, stimmte die im "Blauen Strauß" tagende gemeinsame Hauptversammlung der beiden Vereine am 31. Jänner 1861 zu. Am 29. April 1861 kam es zu einer Hauptversammlung aller Künstler im Alten Musikvereinssaal (1, Tuchlauben 12), der Statuten einer "Genossenschaft bildender Künstler" (Künstlerhaus) vorgelegt wurden (Ergebnis: 59 Ja-Stimmen, Albrecht-Dürer-Verein: 62 Ja-, zwölf Nein-Stimmen). Die letzte selbständige Versammlung der Eintracht fand am 28. Oktober 1861 im Matschakerhof statt.
Literatur
- Wladimir Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861 - 1986. 125 Jahre in Bilddokumenten. Wien: Wolfrum 1986
- Rudolf Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus. Eine Chronik 1861-1951. Wien: Gesellschaft Bildender Künstler Wiens 1951, S. 31 f.
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 231