Emmerich Tálos
Emmerich Tálos, * 29. Juni 1944 St. Margarethen im Burgenland, Politikwissenschaftler.
Biografie
Emmerich Tálos besuchte das Gymnasium in Mattersburg, an dem er 1962 maturierte. Danach studierte er Katholische Theologie und Geschichte an den Universitäten Wien und Tübingen. 1969 promovierte er zum Doktor der Theologie und setzte sein Studium der Geschichte und Philosophie weiter fort. Nach einer Tätigkeit als Lektor beim Matthias Grünewald Verlag in Mainz nahm er ein Post-Graduate-Studium der Politikwissenschaft am Institut für Höhere Studien in Wien auf, das er 1974 abschloss.
Ab 1974 wirkte Tálos als Assistent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und konnte sich 1980 mit einer Arbeit über die österreichische Sozialpolitik habilitieren. 1983 folgte die Ernennung zum Universitätsprofessor; die Professur hatte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Oktober 2009 inne. Daneben war er auch als Lehrbeauftragter an der Donau-Universität Krems sowie an der Wiener Wirtschaftsuniversität tätig. In den Jahren 1989 bis 1991 und 1995 bis 1999 fungierte er als Vorstand des Instituts für Staats- und Politikwissenschaften. Außerdem war er 1989/1990 Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft.
Zu den Forschungsschwerpunkten des Politikwissenschaftlers zählen Sozialpolitik und Armutsforschung, die Sozialpartnerschaft sowie das autoritäre System 1933/1934−1938, für das Tálos konsequent die Bezeichnung "Austrofaschismus" gebraucht. Der Wissenschaftler trat auch politisch als Promotor des Sozialstaatsvolksbegehrens (2002) und Kritiker der Regierung Schüssel in Erscheinung.
Zu den zahlreichen Publikationen Tálos' zählen etwa "Austrofaschismus. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934/1938" (Herausgeber gemeinsam mit Wolfgang Neugebauer, 1987, zuletzt 7. Auflage 2014), das "Handbuch des politischen Systems Österreichs: Zweite Republik" (Mitherausgeber, 1991, mehrere Neuauflagen), das "Handbuch des politischen Systems Österreichs: Erste Republik 1918−1933" (Mitherausgeber, 1995), "Vom Siegeszug zum Rückzug: Sozialstaat Österreich 1945−2005" (2005, Neuausgabe 2020), "Das austrofaschistische Österreich 1933−1938" (2017) oder "Sicherheit, neuer Nationalismus und EU" (Mitverfasser, 2021). 2024 erschien (gemeinsam mit Reinhold Gutschik, Michaela Hudler-Seitzberger und Elias Weiss) "Sicherheitsempfinden und bedingungsloses Grundeinkommen".
Für seine Arbeit wurde Emmerich Tálos mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2014) und dem Goldenen Doktordiplom der Universität Wien.
Literatur
- SPÖ-Parlamentsklub: AVISO – Donnerstag, 9.12.: SPÖ-Parlamentsklub und Renner-Institut verleihen Rothschild Preis 2021 für Wirtschaftspublizistik. OTS-Presseaussendung, 07.12.2021
- Ö1 − Menschenbilder: Politikwissenschafter Emmerich Tálos, 14.01.2018 [Stand: 17.05.2023]
- Ö1: Kreisky-Preis für Emmerich Tálos, 08.04.2017 [Stand: 17.05.2023]
- Emmerich Talos erhält Ehrenkreuz. In: ORF Burgenland, 17.06.2014 [Stand: 17.05.2023]
- "Niemand hat Dollfuß gezwungen". Emmerich Tálos im Gespräch mit Walter Hämmerle. In: Wiener Zeitung, 14.05.2011
- Who is Who in Österreich. Supplementwerk 2009. 23. Ausgabe. Zug: Who is Who Verlag 2009, S. 1538 f.
Emmerich Tálos im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.