Eva Kreisky
Eva Kreisky, * 8. September 1944 Wien, † 14. August 2024, Rechts- und Politikwissenschaftlerin.
Biografie
Kreisky, geborene Zgraja, wurde am 8. September 1944 in Wien geboren. Bereits als junge Schülerin an Politik interessiert, stieß ihr Interesse in ihrem familiären Umfeld und Freundeskreis auf Unverständnis, was sie dazu veranlasste, sich 1959/1960 dem „Verband sozialistischer Mittelschüler“ (VSM) anzuschließen, um Gleichgesinnte zu finden. Die 1960er Jahre und auch ihre frühe Studienzeit prägten ihr politisches, wissenschaftliches und wissenschaftspolitisches Engagement sowie ihr Privatleben.
Von 1963 bis 1964 studierte sie Versicherungsmathematik und moderne Rechentechniken an der TU Wien und von 1964 bis 1971 Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1971 promovierte sie zur Dr. iur. Im selben Jahr heiratete sie auch Peter Kreisky, den Sohn des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, der ebenfalls in den 1960er Jahren im „Verband sozialistischer Mittelschüler“ aktiv gewesen war. Mit ihm war sie bis zu seinem Tod 2010 verheiratet. 1978 wurde der gemeinsame Sohn Jan geboren.
Von 1970 bis 1972 war Eva Kreisky Scholarin am Wiener Institut für Höhere Studien (IHS) in der Abteilung für Politikwissenschaft, wo sie ein politikwissenschaftliches postgraduales Aufbaustudium aufnahm. Von 1972 bis 1978 war sie Assistentin in der Abteilung Politikwissenschaft des IHS, von 1979 bis 1989 hatte sie die Leitung dieser Abteilung inne. Die Zeit am IHS konnte sie für die Forschung an ihrer Habilitation nutzen. Mit ihrer Studie und Habilitationsschrift über Frauen in der österreichischen Ministerialbürokratie („Bürokratie und Politik. Beiträge zur Verwaltungskultur in Österreich“) legte sie den argumentativen Grundstein für das Österreichische Gleichbehandlungsgesetz für den öffentlichen Dienst. Gleichzeitig begann für Kreisky damit die wissenschaftliche geschlechterkritische Auseinandersetzung mit dem Staat, womit sie als Pionierin der politikwissenschaftlichen Geschlechterforschung gilt. Bürokratietheorie, Staatstheorie, Feminismus, Politische Theorie und Ideengeschichte wurden zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten.
Von 1982 bis 1983 war sie als erste Frau Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW), dessen Ehrenmitglied sie später wurde. Im Jahr 1986 habilitierte sie in Politikwissenschaft an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Von 1989 bis 1993 wurde sie von der Freien Universität (FU) Berlin als Professorin für Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Frauen- und Geschlechterforschung an den Fachbereich Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut berufen. Von 1993 bis 1995 erhielt sie zunächst eine Stiftungsprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, bevor sie 1995 als ordentliche Universitäts-Professorin für Politische Theorie am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien berufen wurde. Damit war sie die erste Frau auf einer ordentlichen politikwissenschaftlichen Professur in Österreich. Diese hatte sie bis zu ihrer Pensionierung 2012 inne.
Zudem war sie von 1995 bis 2004 Vorständin des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Wien, von 1996 bis 2004 Prodekanin der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät und von 2004 bis 2012 Vizedekanin und Vorsitzende der Doktoratsstudienkommission der Fakultät für Sozialwissenschaften. Ihr Ferienhaus auf Mallorca diente Dissertant*innen als „intellektuelle Begegnungsstätte“.
Während ihrer Tätigkeit trug sie maßgeblich dazu bei, dass Frauen am Institut für Politikwissenschaft höher repräsentiert waren. 1994 wurde sie Mitherausgeberin der ersten politikwissenschaftlich-feministischen Buchreihe im deutschsprachigen Raum „Politik der Geschlechterverhältnisse“ (Campus Verlag).
Zudem hatte sie Gastprofessuren in Klagenfurt und Zürich inne und war ab 2007 Mitglied des Universitätsrates der Universität Innsbruck.
1999 erhielt sie den Gabriele-Possanner-Staatspreis "für Leistungen, die der Geschlechterdemokratie förderlich sind", und 2008 den Käthe-Leichter-Staatspreis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt. Posthum wurde ihr 2024 der Wiener Frauenpreis verliehen.
Kreisky starb nach längerer Krankheit am 14. August 2024.
Literatur
- Politikwissenschaftlerin Eva Kreisky 79-jährig gestorben. In: der Standard, 16.08.2024
- biografia: Kreisky, Eva [Stand: 05.09.2024]
- Universität Wien: In Gedenken an Eva Kreisky (1944–2024) [Stand: 05.09.2024]
- Website Eva Kreisky [Stand: 05.09.2024]
- Wikipedia: Eva Kreisky [Stand: 06.09.2024]
- Eva Kreisky im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.