Eva Schmidt-Kolmer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Schmidt-Kolmer, Eva
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kolmer, Eva; Wolloch-Kolmer, Eva
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.med.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  370955
GNDGemeindsame Normdatei 124239579
Wikidata Q1379473
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. Juni 1913
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 29. August 1991
SterbeortSterbeort Berlin 4005728-8
BerufBeruf Ärztin, Hochschulprofessorin, Sozialhygienikerin, Verbandsfunktionärin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) SDAP, KPÖ
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großer Stern der Völkerfreundschaft (Verleihung: 1963)
  • Vaterländischer Verdienstorden in Gold (Verleihung: 1963)


Eva Schmidt-Kolmer, * 25. Juni 1913 Wien, † 29. August 1991 Berlin, Ärztin, Hochschulprofessorin, Sozialhygienikerin, Verbandsfunktionärin.

Biografie

Schmidt-Kolmer stammte aus einer bürgerlichen, jüdischen Familie und war das älteste ihrer drei Geschwister Herbert, Gustav und Susanne. Ihr Vater war Walther Kolmer, Arzt und Biologieprofessor, und war vom jüdischen zum evangelischen Glauben übergetreten. Ihre Mutter war die Sekretärin Lili Erika Kolmer, geborene Pereles, die 1942 nach ihrer Deportation nach Minsk dort ermordet wurde.

Bereits im Alter von 13 Jahren war sie in der sozialistischen Jugendorganisation "Rote Falken" aktiv sowie aktives Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Österreichs. Mit 17 trat sie im September 1930 der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bei. Sie war Schülerin an der Mädchenoberschule in Döbling und besuchte parallel an der Volkshochschule Kurse in analytischer und Mikrochemie. 1930 arbeitete sie unter der Leitung von Fritz Feigl an Experimenten mit und war an der Veröffentlichung „Ein spezifischer Nachweis des Cadmiums“ beteiligt. Zudem arbeitete sie als Hilfskraft in einer Glühlampenfabrik sowie im bakteriologischen Labor des Wiener Universitätsinstituts für experimentelle Pathologie mit.

1931 legte sie ihre Externistenmatura ab und studierte anschließend an der Universität Wien Medizin. Parallel zum Studium arbeitete sie zwischen 1931 bis 1938 halbtags am Wiener Institut für Krebsforschung (Pearsonstiftung) als Werkstudentin im Labor bei Prof. Ernst Freund. Währenddessen war sie reges Mitglied im Verband Sozialistischer Studenten Österreichs und in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs tätig. Nach deren Verbot 1934 war sie halblegal in Vereinen und Massenorganisationen für die KPÖ tätig. Im August 1934 wurde sie als „kommunistische Emissärin“ verhaftet und zu einer sechswöchigen Polizeistrafe und drei Monaten Anhaltelager verurteilt.

Exil

Ihr Studium durfte sie danach zwar fortsetzen, 1937 verlor sie allerdings ihre Arbeit bei Professor Freund und konnte aufgrund ihrer jüdischen Abstammung und ihrer politischen Einstellung und den damit verbundenen nationalsozialistischen Repressalien ihr Studium nicht mehr abschließen. 1938 emigrierte sie über die Schweiz und Frankreich nach Großbritannien. Dort war sie Laborantin bei der Pearson-Stiftung, musste allerdings aus politischen Gründen ausscheiden. Als aktives Mitglied der KPÖ fungierte sie als Generalsekretärin der österreichischen Flüchtlingsorganisation "Austrian Centre". 1939 heiratete sie in London ihren Jugendfreund Jakob Wolloch, der ebenfalls ein Mitbegründer der Freien Österreichischen Bewegung (FAM) war. Bereits 1941 lebte sie allerdings mit dem Kommunisten und Journalisten Heinz Schmidt zusammen. 1941 war sie Mitbegründerin des "Free Austrian Movement", das 1944 zum "Free Austrian World Movement" erweitert wurde.

Rückkehr

1946 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie als Sekretärin der Kommunistischen Nationalen Ratsfraktion tätig war. Aufgrund der von ihr bei Versammlungen der "freien österreichischen Bewegung" getätigten Behauptungen, dass Nationalsozialisten und Faschisten in Österreich wieder stark seien, kam es kam es zu öffentlich geäußerter Kritik an ihr durch Adolf Schärf. Sie schloss zwar ihr Studium ab und praktizierte als Ärztin, folgte im August 1946 aber Heinz Schmidt in den Osten Deutschlands, wo sie Mitglied der SED wurde. 1947 heiratete sie Heinz Schmidt. Das Paar hatte zwei Kinder; Renate und Walter.

Zunächst war sie als Mitarbeiterin verschiedener politischer und Gesundheitseinrichtungen tätig. 1952 wurde ihr rückwirkend ihre Approbation anerkannt. Anschließend absolvierte sie zwischen 1954 und 1956 ihre Assistenzzeit und war dann am Institut für Sozialhygiene an der Karl-Marx-Universität in Leipzig tätig. Danach kehrte sie an die Humboldt-Universität in Berlin zurück und war dort von 1956 bis 1965 am Institut für Sozialhygiene.

1957 habilitierte sie sich und erhielt 1961 ihre erste Professur an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität für das Fachgebiet Sozialhygiene. 1966 bis zu ihrer Emeritierung 1974 war sie die Direktorin der Zentralstelle, die ab 1973 "Institut für Hygiene des Kindes- und Jugendalters" in Berlin hieß. Schmidt-Kolmer gilt als Begründerin des Spezialgebiets „Hygiene des Kindes und Jugendalters“ und ist vor allem aufgrund ihrer Beiträge zur Krippenforschung bekannt. Das Institut war federführend bei der Erarbeitung eines zentral verbindlichen Erziehungsprogramms für alle Krippen in der DDR. Diesem blieb sie selbst nach ihrer Emeritierung als Direktorin bis zu dessen Auflösung im Jahr 1990 als wissenschaftliche Beraterin verbunden.

1963 wurde ihr der Vaterländische Verdienstorden in Gold und der Große Stern der Völkerfreundschaft verliehen.

Quellen

Literatur

  • Eva Schmidt-Kolmer. In: Sonja Frank (Hg.): Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938 – 1947. Wien: Theodor Kramer Gesellschaft, 2014, S. 336–340

Weblinks