Franz von Heufeld
Franz von Heufeld (seit 1777 Edler von), * 13. September 1731 Insel Mainau im Bodensee (Vorderösterreich), † 23. März 1795 Wien, Beamter, Theaterdirektor und Dramatiker.
Biografie
Heufeld besuchte in Konstanz die Humanitätsklassen und kam 1748 nach Wien, um hier seine philosophischen und juridischen Studien abzuschließen. 1754 trat er als Sekretär in die Dienste des General-Feldzeugmeisters Baron von Helfreich in Slawonien und wurde nach dessen Tod 1759 Rat im öffentlichen Dienst, zuletzt Raitrat in der Stiftungs-Hofbuchhalterei.
Im Jänner 1769 übernahm Joseph Freiherr von Bender die Verwaltung des Kärntnertortheaters und übertrug Heufeld die artistische Direktion. Heufeld kümmerte sich unter anderem um neue Kostüme, Requisiten und versuchte nur mehr "regelmäßige" Stücke aufzuführen. Doch schon im September desselben Jahres löste Bender den Kontrakt und somit endete die erste Direktion Heufelds. Von 1774 bis 1776 war er Mitglied der Theaterkommission und daher nochmals Direktor.
Heufeld unterstütze Joseph von Sonnenfels in dem Bemühen den Hanswurst von der Wiener Bühne zu verdrängen und sittlich wertvolle Stücke aufzuführen. In Heufelds Stück "Der Bauer aus dem Gebirge" (1767) versuchte er, die Hanswurst-Gestalt zu verfeinern. Er veröffentlichte auch in Joseph von Sonnenfels' Wochenschrift "Der Mann ohne Vorurtheil" die sogenannten "Briefe der Charlotte" (Abhandlungen über die Schaubühne). Doch endete die Mitarbeit mit Sonnenfels' Kritik an Heufelds Stück "Der Geburtstag" und der Einakter "Die Kritik über den Geburtstag" ist Heufelds Antwort auf dessen Rezension. Außerdem war Heufeld Mitarbeiter unter anderem an den Wiener Wochenschriften "Die Welt" und "Der österreichische Patriot", beide herausgegeben von Christian Gottlob Klemm, mit ihm fungierte Heufeld auch als Herausgeber der Wochenschrift "Dramaturgie, Litteratur und Sitten" (1769) und 1772 des "Theatralkalender von Wien [...]" sowie 1773/4 des "Theatralalmanach von Wien [...]". Heufeld übersetzte und bearbeitete Stücke, unter anderem Werke von William Shakespeare ("Romeo und Julia" und "Hamlet") und schrieb auch selbst einige Lustspiele, die sich über längere Zeit im Spielplan hielten und mehrere Nachdrucke erlebten.
Er war seit 1776 mit Maria Anna Zach von Hartenstein († 22. 12. 1803) verheiratet. 1777 wurde er zusammen mit seinem Bruder Carl Eusebius Heufeld, k.k. Rat und Hof-Controleur, in den erblichen österreichischen Adelsstand erhoben.
Werke (am Kärntnertortheater mit Datum der Uraufführung)
- Die Haushaltung nach der Mode Oder Was soll man für eine Frau nehmen?, 16. 2. 1765
- Der Liebhaber nach der Mode Oder Was soll man für einen Mann nehmen?, 12. 4. 1766
- Julie oder Der Wettstreit der Pflicht und Liebe. Ein rührendes Lustspiel (Bearbeitung des Romans "Julie ou la Nouvelle Héloïse" von Jean-Jacques Rousseau) 6. 12. 1766
- Der Geburtstag, 27. 12. 1766
- Die Kritik über den Geburtstag. Lustspiel in einem Akt, Ende 1766, Anfang 1767 (Aufführung unsicher)
- Der Bauer aus dem Gebirge, 2. 5. 1767
- Tom Jones (nach Henry Fieldings Roman), 10. 9. 1767
- Die Tochter des Bruder Philipps, 1769 (Datum nicht bekannt)
- Lottchen am Hofe (nach Christian Felix Weisse bearbeitet), 10. 6. 1769
- Der politische Wagnermeister (nach Ludvig Holbergs "Der politische Kannengießer"), 20. 8. 1769
- Romeo und Julia (nach Christian Felix Weisses Übersetzung bearbeitet), 12. 9. 1772 mit gutem Schluss -- 29. 12. 1772 mit Originalschluss
- Hamlet (nach Christoph Martin Wielands Übersetzung frei bearbeitet), 16. 1. 1773
- Doctor Guldenschnittt, 2. 1. 1782 Burgtheater
Quellen
- Wienbibliothek Digital: Theatralalmanach von Wien, für das Jahr 1774. Verfasset von einigen Liebhabern der deutschen Schaubühne. Wien: Schulz 1773
- Matricula Online: Sterbebuch Am Hof Signatur 03-01, folio 83, Franz Edler von Heufeld
Literatur
- Elena Grandits: Theaterreform im 18. Jahrhundert – Von der Burleske/Posse bis zum Lustspiel. Franz von Heufelds Werke im Spiegel der Hamburgischen Dramaturgie und den Briefen über die Wienerische Schaubühne (Masterarbeit) Wien 2017
- Johann Sonnleitner: Franz von Heufeld. Ein Wiener Theaterdichter zwischen Posse und Lustspiel. Nachwort (in: Franz von Heufeld: Lustspiele. Herausgeber J. Sonnleitner) Wien: Lehner/Hollitzer 2014
- Nina Herbst: Franz von Heufeld und seine Rezeption französischsprachiger Literatur (Diplomarbeit) Wien 2014
- Katharina Sekulic: Der vergessene Literat. Franz von Heufelds Dramen im Spiegel des Josephinismus zwischen Tradition und Fortschritt (Diplomarbeit) Wien 2001
- Claudia Bußjäger, Astrid Surmatz: "Nachdem du selbst mein Bett vertrunken mir in Meth". Komödienübersetzung und lokale Theatertraditionen am Beispiel von Holbergs Kannegießer in Wien (in: Komödie und Tragödie -- übersetzt und bearbeitet, herausgegeben von Ulrike Jekutsch) Tübingen: Narr 1994
- Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776. Im Anhang: Chronologisches Verzeichnis aller Ur- und Erstaufführungen. Wien [u.a.]: Böhlau 1971
- Walter Rogan : Franz von Heufeld. Ein Beitrag zur Geschichte der Wiener Sittenkomödie und des Wiener Burgtheaters (Dissertation) Wien 1932
- Marianne, Walny: Franz von Heufeld. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts (Dissertation) Wien 1921
- Neue Deutsche Biographie Online: Heufeld, Franz [Stand: 29.06.2022]
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Online: Heufeld, Franz [Stand: 29.06.2022]
Heinz Conrads im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.