Gaunersprache
Gaunersprache. Die Wiener Gaunersprache hat ein eigenes Vokabular. Gaunerwörterbücher, in denen die „Fachausdrücke" gesammelt wurden, erscheinen bereits seit dem Vormärz, für die Wiener Galerie erstmalig 1851 (Rudolph Fröhlich, „Die gefährlichen Klassen Wiens"), und waren vor allem für den Polizeigebrauch gedacht, um Vernehmungen zu erleichtern. Die Gaunersprache hat ihre Ursprünge im 13. und 14. Jahrhundert, als die damals existierenden organisierten Räuberbanden sich einer Geheimsprache bedienten, wobei die Wörter teilweise der Sprache der jüdischen fahrenden Händler entnommen wurden; so entwickelte sich das sogenannte „Rotwelsch".
Zahlreiche Wörter aus der Gaunersprache haben auch in die Wiener Umgangssprache Eingang gefunden.
Beispiele:
- (aus)baldowern: (aus)kundschaften
- Baraber: Arbeiter
- Beisl: kleines Lokal
- Bißgurn: zänkisches Weib
- Buserer: Stoß
- Ezzes: Ratschlag
- Falott: Gauner
- fechten: betteln
- Flitscherl: leichtes Mädchen
- Ganeff: Gauner
- Gerschtl: Geld
- Gugelhupf: Irrenhaus
- Haberer: Freund
- Habern: essen
- Häfen: Gefängnis
- Hals- und Beinbruch: Glückwunsch (bruch von jüdischem broche, das heißt Segen)
- Knast: Gefängnis
- Koberer („Koberin"): Wirt(in) eines anrüchigen Lokals
- Krachen: Schußwaffe
- Marie: Geld
- Matschkern: schimpfen
- Meschugge: verrückt
- Mezzie: günstige Gelegenheit
- Palaver: Gespräch
- Pallisieren: wegrennen
- Penzen: zudringlich bitten
- Pledern: schnell fahren
- Plutzer: Kopf
- Pofel: Schund
- Sandler: Faulpelz
- Schlampen: liederliches Weib
- Schmattes: Trinkgeld
- Stier: pleite
- Tschari: weg, verloren
- Tschecherl: Kaffeehaus
- Tschik: Zigarettenrest
- Tschinkwe: schlecht
- Tschusch: Ausländer vom Balkan
- Zores: Sorgen
- Zund: Nachricht, Hinweis
Literatur
- Peter Wehle: Die Wiener Gaunersprache. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1977 (dort zahlreiche weitere Beispiele)
- Albert Petrikovits: Die Wiener Gauner-, Zuhälter- und Dirnensprache. Wien: Selbstverlag der Öffentlichen Sicherheit, Polizei-Rundschau 1922 (Nachdruck Wien [u.a.]: Böhlau 1986)