Gedenktafel Wehrmachtsgefängnis Wien-Neubau

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Gedenktafel Wehrmachtsgefängnis Wien-Neubau, 7., Burggasse 69
Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Gedenktafel
Status existiert
Gewidmet
Datum vonDatum (oder Jahr) von 2014
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Stifter*inStifterin oder Stifter  Bezirksvertretung, Katholische Kirche
Art des/der Stifter*inArt der Stifter*in oder des Stifters  Stadt Wien, Kirchen
Architekt
Standort Fassade
Ortsbezug Repressionsort
Bezirk 7
Historischer Bezug Nationalsozialismus
Thema der Erinnerung Verfolgung (allg.)
Gruppe Alliierte und widerständige Soldaten
Geschlechtsspezifik Beide
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  52517
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  POREM
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Letzte Änderung am 14.04.2021 durch DYN.krabina
BildnameName des Bildes Gedenktafel Wehrmachtsgefängnis Wien-Neubau, 1070 Burggasse 69.JPG
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Gedenktafel Wehrmachtsgefängnis Wien-Neubau, 7., Burggasse 69
  • 7., Hermanngasse 38

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48° 12' 15.26" N, 16° 20' 50.54" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Anlässlich des Tags der Befreiung wurde am 8. Mai 2014 an der Fassade des Hauses in 7., Hermanngasse 38 – heute Stift Schotten – eine Gedenktafel enthüllt, die an das ehemalige Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis erinnert, das sich während des Nationalsozialismus hier befand. Sowohl Soldaten und Offiziere als auch Personen aus der Zivilgesellschaft, die der Fahnenflucht, der "Wehrkraftzersetzung", des Kriegsverrats oder anderer Delikte verdächtigt wurden, waren hier inhaftiert. Die Errichtung der Gedenktafel war Teil des Projektes rund um die Errichtung des Denkmals für die Verfolgten der nationalsozialistischen Militärjustiz und wurde vom Politikwissenschafter Mathias Lichtenwagner initiiert. Unterstützt wurde die Anbringung der Gedenktafel von der Bezirksvorstehung Neubau sowie dem Stift Schotten.

Die Inschrift der Tafel lautet:

"WEHRMACHTSUNTERSUCHUNGSGEFÄNGNIS
WIEN-NEUBAU (WUG VII)
1070 Wien, Hermanngasse 38/Burggasse 69

Dieses Gebäude diente von 1938 bis 1945 der
nationalsozialistischen Militärjustiz. Es war als Wehr-
machtsuntersuchungsgefängnis Neubau ("WUG VII")
Teil des NS-Terror- und Unrechtssystems.

Geschichte des Gebäudes
Seit 1850 wurde das Gebäude von den Bezirksgerichten Mariahilf und Neubau verwendet. Im Gebäude standen dazu Amts- und Arresträume zur Verfügung. Ab 1931 bezog die Polizei das Gebäude, Ende 1931 zogen die Bezirksgerichte aus. Während der antisemitischen Pogrome im November 1938 wurde das Gebäude kurzzeitig als Sammelstätte für eine unbekannte Anzahl Verfolgter verwendet. Nach dem 'Anschluss' im März 1938 ging das Bundesheer in der deutschen Wehrmacht auf. Deren Militärgerichtsbarkeit waren nun auch österreichische Soldaten unterworfen. Ob der tausenden Verfahren gegen Soldaten und Zivilpersonen hatte die Wehrmachtsjustiz großen Platzbedarf und übernahm auch dieses Gebäude als 'Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis – Zweigstelle Neubau'. Die Häftlinge wurden im April 1945 noch vor der Befreiung durch die Alliierten Richtung Westen evakuiert.

Das Wiener Netzwerk
Dieses Gefängnis war eines von sechs Zweigstellen des Haftsystems der NS-Militärjustiz in Wien. Die Zentrale befand sich in Favoriten ('WUG X'). Tausende Soldaten und Offiziere, aber auch teils Zivilpersonen, die der Fahnenflucht, der 'Wehrkraftzersetzung', des Kriegsverrats oder anderer Delikte verdächtig erschienen, wurden in diesen Gefängnissen inhaftiert. Sie warteten auf ihre Verfahren vor Wiener Gerichten – ob vor dem Feldkriegsgericht der Division 177, vor dem Zentralgericht des Heeres, vor einem Senat des Reichskriegsgerichts oder vor anderen Wiener Militärgerichten. Häufig kam es zu Misshandlungen von Gefangenen durch Wachmannschaften, Wehrmachtsstreife oder Gestapo. Einige Häftlinge entzogen sich der Haft und dem Terror durch Selbstmord. Nach der Verurteilung durch ein Wehrmachtsgericht wurden die meisten Betroffenen in andere Haftanstalten oder zur 'Frontbewährung' verbracht. Todesurteile ließ die Wehrmachtjustiz an zwei Hinrichtungsorten in Wien vollstrecken: durch Erschießung am Schießplatz Kagran oder durch Köpfen bzw. Hängen im Landgericht I.

Gesetz und Denkmal
Die juristische Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren und anderen Opfern der NS-Militärjustiz begann erst in den späten 1990er Jahren. Nach langen Auseinandersetzungen wurde im Herbst 2009 das Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz durch den Nationalrat beschlossen, womit die Urteile gegen die Verfolgten der Wehrmachtsjustiz, 64 Jahre nach Kriegsende, aufgehoben wurden. Auch im öffentlichen Raum findet dieser Prozess seinen Niederschlag. Ab 2014 erinnert ein Denkmal am Wiener Ballhausplatz an die Opfer der NS-Militärjustiz und würdigt an diesem zentralen und symbolischen Ort der Republik die Leiden und Leistungen jener Menschen, die auf je individuelle Weise dazu beitrugen, NS-Herrschaft und Krieg ein Ende zu setzen.

Mehr Infos zum Gebäude:
Deserteursdenkmal.at/wug-vii

Der Wehrmachtsseelsorger Dr. Franz Loidl über die Erschießungen in Kagran:
'Mit dem Morgengrauen wurde es im Haus immer lebendiger, da nun die letzten Vorbereitungen für die Abfahrt zur Schießstätte nach Kagran getroffen wurden. (...) Hinab gings die Stiegen in den kalten Gefängnishof zum Armensünderkarren. (...) Auf dem Schießplatz erwarteten uns an die 200 Mann auf einer Tribüne, natürlich unbewaffnet; sie sollten als Zuschauer von einer Desertation abgeschreckt werden. (...) Je sieben Mann wurden hintereinander an die Pfähle gebunden, dann Verlauf wie immer, und es krachten die Salven in den trüben Morgen hinein, nachdem vorher von den Pfählen laute Schreie ertönten, wovon mir vier noch lange in den Ohren klangen: Nieder mit Hitler, Göring verrecke, Heil Moskau! Und: Es lebe Christus! Sofort war mir klar geworden, das waren junge Widerstandskämpfer, Kriegsgegner und Kriegsbeender ...'

Die Bezirksvorstehung Neubau und das Stift Schotten."

Die Symbolik des "X" auf der Tafel verweist auf das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz. An der Enthüllung der Gedenktafel nahmen der Politikwissenschaftler Mathias Lichtenwagner, Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger, Abt Johannes des Schottenstifts sowie Paulus Berger von der Pfarre St. Ulrich teil.

Literatur