Gertrud Bodenwieser-Rosenthal
Gertrud Bodenwieser-Rosenthal, * 3. Februar 1890 Wien, † 10. November 1959 Sydney, Australien, Tänzerin, Ehemann Friedrich Rosenthal (Regisseur am Deutschen Volkstheater).
Biografie
Gertrud Bodenwieser wurde am 3. Februar 1890 als Gertrud Bondi in einer jüdischen Familie in Wien geboren. Sie erhielt eine klassische Tanzausbildung bei Carl Godlewski an der Wiener Musikakademie und debütierte 1919. Von 1921 bis 1938 unterrichtete sie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Mimik und Tanz.
1922 gründete Bodenwieser eine eigene Tanzschule, die sich im Keller des Wiener Konzerthauses niederließ. Mit ihrer Tanzgruppe begründete sie einen Stil, der auf der Umsetzung von maschinellen Bewegungen in eine künstlerische Form beruhte. Es gab zahlreiche Auftritte mit eigenen Programmen und auch Mitwirkungen in verschiedenen Sprechtheaterinszenierungen. Tourneen führten sie durch ganz Europa und 1934 sogar als erste europäische Tanzgruppe nach Japan.
1934 gründete sie (gemeinsam mit Steffi Stahl) eine Modern Dance Group. Sie übertrug den Expressionismus der Malerei ins Tänzerische und kreierte damit eine (nicht unumstrittene) Tanzart. Mit ihren besten Schülern veranstaltete sie im In- und Ausland Tanzakademien, bei denen ausnahmslos Tänze nach ihren eigenen Ideen und Entwürfen zur Darstellung gelangten; ihre bekannteste Tanzschöpfung war „Dämon Maschine" (Versuch, Einfluß und Auswirkung des modernen Maschinenprinzips auf das Menschliche tänzerisch darzustellen). Damit gelang es ihr, den seither oft kopierten „Arbeitstanz" zu schaffen.
Im Jahre 1938 emigrierte Bodenwieser zunächst nach Kolumbien, wo sie mit einem Auftritt bei den 400-Jahr-Feiern von Bogotà großen Erfolg verbuchen konnte. Hierauf führte sie ihr Weg weiter nach Australien. Sie gründete auch dort eine Tanzschule und wurde zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des modernen Balletts in Australien. Sie brachte heute berühmte Tänzer und Choreographen wie Anita Ardell, Keith Bain und Margaret Chapple hervor. Bodenwieser-Rosenthal ist die bekannteste Vertreterin einer österreichischen Tanztradition im Modern Dance.
Quellen
Literatur
- Andrea Amort: Schreckliche Schönheit. Gertrud Bodenwiesers Tanz „Dämon Maschine“. In: Wien Museum Magazin, 23.02.2024
- Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon (OeML). Band 1: Abbado - Fux. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2002
- Der Standard, 21.08.1990
- Otto Schneider: Der Gesellschafts-, Volks- und Kunsttanz von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1985
- Agnes Bleier-Brody: Gertrud Boenwieser-Rosenthal und der Neue Tanz. In: Josef Mayerhöfer [Hg.]: Tanz. 20. Jahrhundert in Wien. Ausstellungskatalog. Wien: Österreichisches Theatermuseum 1979, S. 53 ff.
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 248 f.
Gertrud Bodenwieser-Rosenthal im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.