Gustav Ernst

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ernst, Gustav
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  41745
GNDGemeindsame Normdatei 115610960
Wikidata Q90070
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. August 1944
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs


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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nachwuchsstipendium des Unterrichtsministeriums für Literatur (Verleihung: 1974)
  • Preis der Frankfurter Autorenstiftung (Verleihung: 1979)
  • Förderungspreis des Unterrichtsministeriums für Drama (Verleihung: 1980)
  • Elisa Canetti-Stipendium der Stadt Wien (Verleihung: 1998)
  • Gebrüder-Grimm-Preis (Verleihung: 1999)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 2013)


Gustav Ernst, * 23. August 1944 Wien, Schriftsteller

Biographie

Gustav Ernst wuchs als Sohn einer Arbeiterfamilie in Favoriten auf. Er nahm – nach Mittelschule und Grundwehrdienst – 1964 ein Studium der Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik auf, brachte es aber zu keinem formellen Abschluss.

Ernst war in der Studentenbewegung von 1968 engagiert und gründete das “Produktionskollektiv Gruppe Hundsblume“. Neben der Zeitschrift “Hundsblume“ gab die Gruppe auch eine Editionsreihe heraus, innerhalb derer Ernsts erstes Buch mit dem Titel “Plünderung“ erschien. 1969 trat er dem Redaktionsteam der Zeitschrift “Wespennest“ bei, die kurz zuvor von Peter Henisch und Helmut Zenker gegründet worden war. Mit seinem Buch “Am Kehlkopf“ (1974) versuchte Ernst seine eigene Forderung nach einer Politisierung der Literatur zu erfüllen. Im Romandebüt “Einsame Klasse“ von 1979 thematisierte er die widrigen Lebens- und Arbeitsumstände junger Künstler in Österreich; es handelt von der Arena-Besetzung , vor allem aber von dem großen Bruch im österreichischen Literaturbetrieb, als sich 1972 die Grazer Autorenversammlung, der Gustav Ernst dann auch angehörte, gegen den konservativen österreichischen P.E.N.-Club konstituierte. Mit diesem Text – genauso wie mit der Anthologie “Literatur in Österreich“, die er gemeinsam mit seinem Verleger Klaus Wagenbach herausgab – legte er einen triftigen Beweis gegen das im deutschen Feuilleton konstruierte Bild einer apolitischen Literatur Österreichs vor.

Seine Ambitionen als Theaterautor äußerten sich spätestens im Jahr 1977, als er sich beim “Dramatischen Zentrum“ in Wien um ein Stipendium bewarb. Er gewann mit einem Konzept zu einem Theaterstück, das stofflich auf einem Wiener Kriminalfall von 1974 basiert und schließlich unter dem Titel “Ein irrer Haß“ (1979) erschien. Es wurde im Frankfurter Theater am Turm, einer renommierten Off-Bühne, uraufgeführt und ein beachtlicher Publikumserfolg. In Österreich gelangte das Stück erst 1983 im Klagenfurter Stadttheater auf die Bühne, allerdings wurde die zum Teil derbe Sprache der Figuren – auch auf den Protest einiger Schauspieler hin – abgemildert. Bereits 1982 hatte Ernst im Wochenblatt Profil seinem Ärger über österreichische Theatermacher mit der Streitschrift “Schreibt euch doch die Stücke selber!“ Luft gemacht. Es wundert daher nicht, dass er erst 1986 mit einem neuen Stück an die Öffentlichkeit trat, namentlich mit der Posse “Mallorca“, in der er die seiner Meinung nach bestehende ideologische Krise und Selbstherrlichkeit der österreichischen Sozialdemokratie darstellte. Das ‘Zeitstück‘ “Herzgruft“ (1988), im Kontext der Waldheim-Debatte entstanden, fragt nach der Verantwortung Österreichs an der Nazi-Herrschaft und nach dem Umgang damit in der Zweiten Republik; bei “Ein Volksfreund“ (Uraufführung 1994 im Wiener Volkstheater) handelte es sich – nach Gustav Ernst – um “eine Bestandsaufnahme des postmodernen Rechtsradikalismus, des telegenen Schicki-Micki-Rechten“. Neben diesen zeitkritischen Stücken bearbeitete Ernst in “Blutbad“, “Orestie“, “Lysistrata“ oder “Faust“ und “Lulu“ klassische Stoffe der dramatischen Weltliteratur. Ernst pflegt intensive Kontakte zu flämischen und holländischen Theatermachern; das in Amsterdam uraufgeführte Stück “Tausend Rosen“, 1994 von Theu Boermans verfilmt, wurde einer seiner größten Publikumserfolge.

Ernsts Interesse am Medium Film kündigte sich bereits in seinem ersten Theaterstück an und entfaltete sich in den 1980er Jahren immer mehr. Er schrieb gemeinsam mit Walter Bannert das Drehbuch zu dem Kinofilm “Herzklopfen“ (1984), mit Franz Novotny zu “Exit – Nur keine Panik“ (1980), “Die Spitzen der Gesellschaft“ (1990) und “Exit II – Verklärte Nacht“ (1994). Neben dieser praktischen Tätigkeit bemühte sich Ernst aber auch um eine theoretische Fundierung der Filmarbeit und um die Vermittlung dieses Wissens. So gab er Aufsatzsammlungen wie “Drehbuch schreiben“, “Drehort Schreibtisch“ oder “Film Kritik schreiben“ heraus und leitet seit 1990 das “Drehbuchforum Wien“.

1996 kam es zu einem Bruch innerhalb der Redaktion des “Wespennest“: Gustav Ernst kehrte der Zeitschrift, die er viele Jahre lang mitherausgegeben hatte, den Rücken und gründete im Jahr darauf mit Karin Fleischanderl die Literaturzeitschrift “Kolik“. Ernst und Fleischanderl sind darüber hinaus künstlerische Leiter der 2005 von ihnen gegründeten Leondinger Akademie für Literatur; seit 2001 sitzt Ernst in der Jury des Leondinger Jugendpreises für Sprache und Fotografie. Außerdem lehrt er am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst.

Schriftstellerisch trat Ernst in den letzten Jahren vor allem mit Prosa und Romanen hervor. 2000 erschien der kurze Roman “Trennungen“; 2002 lieferte er mit “Die Frau des Kanzlers. Eine Rede“ ein fiktionales Pamphlet gegen die Regierung Schlüssel I. Es folgten die sexuell aufgeladenen Romane “Grado – Süße Nacht“ (2004) und “Beste Beziehungen“ (2011), die schonungslose Analysen des Mann-Frau-Verhältnisses enthalten; in “Helden der Kunst, Helden der Liebe“ von 2008 sinnieren zwei gealterte Schriftsteller über vergangene Liebschaften und über den Literaturbetrieb. Mit “Grundlsee“ erschien 2013 sein bisher letzter Roman. Im selben Jahr wurde Ernst mit dem Preis der Stadt Wien für Literatur ausgezeichnet.

Der Vorlass Gustav Ernsts wird im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt.

Literatur

Weblinks