Gutolf von Heiligenkreuz
Gutolf von Heiligenkreuz, Zisterziensermönch, Geschichtsschreiber, zwischen 1260 und 1290 in Heiligenkreuz, Niederösterreich.
Er nahm unter den gelehrten lateinischen Autoren des 13. Jahrhunderts den ersten Rang ein und verfaßte neben einem Traktat über das Kirchenrecht und einer lateinischen Grammatik zwei Werke zur Geschichte seiner Zeit: „Translatio sanctae Delicianae" und „Historia annorum 1264-1279" (ediert Wilhelm Wattenbach; Eruierung des Verfassers durch Oswald Redlich), beide bedeutende Quellen zur Geschichte der Zeit Ottokars II. von Böhmen, dessen Fall die nichtadeligen Kreise Österreichs tief betrauerten.
In der „Translatio" schildert Gutolf die Überführung von Heiligenreliquien von Prag nach Wien; in einer kurzen Beschreibung der Stadt kommt sein Lokalpatriotismus zum Ausdruck (Lob der landschaftlichen Schönheit, der Donau und des Weins). Die „Historia" ist ein wichtiges Zeugnis der Klosterannalistik, zu der auch die Continuatio Vindobonensis und die Continuatio Praedicatorum gehören.
Literatur
- Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien / München: Österreichischer Bundesverlag [u.a.] 8 1990, S. 179
- Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1962, S. 26
- Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden Mittelalters. Wien: Rohrer 1954 (Sitzungsberichte / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, 228,5), S. 33 ff.
- Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 71. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1963), S. 294