Hannes Androsch
Hannes Androsch, * 18. April 1938 Wien, † 11. Dezember 2024 Politiker, Industrieller, Wirtschaftsprüfer, Bankmanager.
Biografie
Hannes Androsch besuchte nach der Matura 1956 die Hochschule für Welthandel in Wien, wo er 1959 seine Studien mit dem Titel Diplomkaufmann abschloss. 1969 promovierte er zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Nach dem Tod seines Vaters, eines Steuerberaters, erwarb er 1966 die Berufsbefugnis eines Steuerberaters sowie 1968 jene eines Wirtschaftsprüfers, um in dessen Kanzlei eintreten zu können. 1970 gründete er die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Consultatio und führte sie mit dem elterlichen Betrieb zusammen.
Bereits seit seiner Jugend beim Verband sozialistischer Mittelschüler (VSM) aktiv, engagierte sich Androsch im Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ), dessen Wiener Obmann er 1960 und dessen Bundesobmann er 1962 wurde. 1963 trat er als Sekretär für Wirtschaftsfragen in den Dienst des SPÖ-Parlamentsklubs, wo er bis 1966 wirkte. 1967 zog er als damals jüngster Abgeordneter in den Nationalrat ein, dem er bis 1981 angehörte. 1970 berief ihn Bruno Kreisky als Finanzminister in die von ihm gebildete Bundesregierung; 1976 übernahm er auch die Funktion des Vizekanzlers. Auf Parteiebene war er seit 1974 einer der Stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ. Als Finanzminister reformierte er das Steuersystem und galt als Verfechter einer Hartwährungspolitik. Auf Druck Kreiskys schied Androsch wegen geltend gemachter Unvereinbarkeit seiner politischen und beruflichen Tätigkeiten im Februar 1981 aus der Regierung und legte seine Parteifunktionen nieder.
Nach einigen Monaten als Stellvertretender Generaldirektor wirkte der Wirtschaftsfachmann von Juli 1981 bis Jänner 1988 als Generaldirektor der Creditanstalt. 1989 gründete er nach einer Konsulententätigkeit für die Weltbank die AIC Androsch International Management Consulting GmbH und begann 1994 mit dem Aufbau einer industriellen Beteiligungsgruppe, zu der etwa die Austria Technologie & Systemtechnik AG oder die Österreichische Salinen AG zählten. Bei beiden Gesellschaften fungierte er als Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Der Industrielle war darüber hinaus in vielfacher Weise wirtschafts-, wissenschafts- und gesellschaftspolitisch tätig. So wirkte er etwa zwischen 2003 und 2013 als Vorsitzender des Universitätsrates der Montanuniversität Leoben, war von 2005 bis 2020 Mitglied des Senats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und fungierte 2010 bis 2020 als Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. 2011 war er maßgeblicher Mitinitiator des Volksbegehrens "Bildungsinitiative". Die 2004 geschaffene "Stiftung Hannes Androsch" bei der Akademie der Wissenschaften ist die bedeutendste von privater Hand getragene gemeinnützige Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung.
Hannes Androsch ist Autor und Herausgeber zahlreicher wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Bücher. 2015 erschien seine Autobiografie "Niemals aufgeben. Lebensbilanz und Ausblick"; 2020 kam "Was jetzt zu tun ist" als Antwort auf die durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Krise heraus. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter mehrere Ehrendoktorate, unterstreichen die Anerkennung für Androschs Lebenswerk.
Quellen
Literatur
- AIC Androsch International Management Consulting GmbH: Curriculum Vitae [Stand: 12.04.2022]
- Hannes Androsch: Niemals aufgeben. Lebensbilanz und Ausblick. Aufgezeichnet von Peter Pelinka. Wals bei Salzburg: Ecowin Verlag 2015
- Beppo Mauhart [Hg.]: Hannes Androsch − ein Bilderbuch. Wien: Echomedia-Verlag 2008
- Robert Kriechbaumer: Die Ära Kreisky. Österreich 1970−1983 in der historischen Analyse, im Urteil der politischen Kontrahenten und in Karikaturen von Ironimus. Wien [u. a.]: Böhlau 2006 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für Politisch-Historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, 22)
- Barbara Liegl / Anton Pelinka: Chronos und Ödipus. Der Kreisky-Androsch-Konflikt. Wien: Braumüller 2004
- Liselotte Palme: Androsch. Ein Leben zwischen Geld und Macht. Wien: Molden 1999
Hannes Androsch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.