Hans Schinner
Schinner, Johann Wenzel, * 20. Juli 1931 in Wien; † 21. August 1997 in Wien; römisch-katholischer Pfarrer von Wien-Breitensee, Dechant des Stadtdekanats Wien 14, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Priesterräte bzw. geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates der Erzdiözese Wien.
Biographie
Hans (eigentlich Johann Wenzel) Schinner wurde am 20. Juli 1931 als Sohn eines Elektromonteurs in Wien-Floridsdorf geboren, er besuchte die Volksschule in Deutsch-Wagram/NÖ., die Gymnasien kriegsbedingt abwechselnd in Floridsdorf, Gänserndorf/NÖ. und schließlich in Hollabrunn/NÖ., wo er von 1947 bis 1950 Zögling am erzbischöflichen Knabenseminar war. Von 1950 bis 1955 besuchte er das Wiener Priesterseminar, studierte Theologie an der Universität Wien und wurde am 29. Juni 1955 von Dr. Theodor Kardinal Innitzer zum Priester geweiht. Mit 1. September 1955 kam er als Kaplan nach Pernitz/NÖ., wo er fünf Jahre wirkte und wo ihm auch die Gebietsseelsorge der Katholischen Arbeiterjugend übertragen war. Am 1. September 1960 wurde er als Kaplan nach Wien-Breitensee versetzt, nach dem Tod von Pfarrer Jakob Zeggl noch am 27. Juni 1967 zum Lokalprovisor, kurz danach mit Wirkung vom 1. September 1967 zum vierten Pfarrer von Breitensee ernannt. Schon 1966 wurde Schinner als Kaplansvertreter in den ersten Priesterrat der Erzdiözese Wien gewählt, jenes Gremium, in dem er von 1971 bis 1985 und noch einmal 1989 als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Priesterräte bzw. als geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates der Erzdiözese Wien oft an Konferenzen, Synoden und Kommissionen im In- und Ausland teilnahm. Von 1976 bis 1981 war Schinner Mitglied des Leitungsteams der europäischen Priesterräte-Konferenz. Auch sonst wirkte Schinner über Breitensee hinaus. 20 Jahre lang, 1971 bis 1991 leitet er als Dechant das Dekanat Wien 14. Mit seiner Dissertation (Hans Schinner [1974]: Breitensee. Vom Dorf zur Großstadtpfarre. Theol. Diss. Wien), einer umfangreichen kirchengeschichtlichen Arbeit, die 1976 auch als Buch erschien, wurde Schinner aber auch zum Historiker von Breitensee und promovierte am 1975 zum Doktor der Theologie. 1985 wurde Schinner zum Monsignore ernannt. Aus gesundheitlichen Gründen resignierte Schinner mit Jahresende 1991 auf die Pfarre. Nachdem sich sein Gesundheitszustand wieder konsolidiert hatte, wurde er mit 1. August 1992 wieder zum Pfarrer von Breitensee ernannt und leitete die Pfarre noch fünf Jahre bis zu seinem Tod, in denen er immer wieder zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung aufrief – er griff damit die von den großen ökumenischen Versammlungen in Basel (1989) und Seoul (1990) formulierten Themen auf. Am 21. August 1997 erlag Pfarrer Dr. Hans Schinner, sicherlich „einer der profiliertesten Seelsorger Wiens“ (zit. nach Die Furche 53 [35] vom 28. August 1997), wenige Tage vor seinem 30-jährigen Pfarrerjubiläum einem Krebsleiden.
Wirkung
Schinner ging es in erster Linie darum, das von seinem Vorgänger, Pfarrer Zeggl, Geschaffene weiterzuführen, die Anregungen und Beschlüsse des Zweiten Vaticanums und der Wiener Diözesansynode aufzugreifen und umzusetzen und das Leben in der Pfarrgemeinde für alle sympathisch und gewinnend zu gestalten.
Nachdem 1969 die Kapelle im Hanusch-Krankenhaus, die, frei zugänglich, nicht nur von Patienten, sondern auch von den Bewohnern des umliegenden Gebiets benutzt wurde, aufgelassen wurde, wurde besonders auf Schinners Betreiben hin nach langen Verhandlungen eine neue Anstaltskapelle errichtet, die seither auch als pfarrliches Sprengelzentrum dient.
1975 wurde ein Caritasausschuss gegründet, in dessen Rahmen bis heute in Zusammenarbeit mit dem Josefinum mehrmals pro Woche Obdachlose betreut werden. 1992 wurde in Anerkennung der Verdienste um Randschichten der Gesellschaft Schinner, dem die Pflege der pfarrlichen Caritas immer ein besonderes Anliegen war, ein Preis aus dem Leopold-Gratz-Fonds verliehen, der damals der Pfarrcaritas zugute kam.
An der nordöstlichen Ecke des Pfarrgebiets waren seine Bemühungen um die Errichtung einer weiteren Pfarre 1981 mit der kanonischen Errichtung der Pfarre Akkonplatz von Erfolg gekrönt.
In Schinners Amtszeit tat sich auch baulich vieles, auch der Pfarrkindergarten und das Josefinum waren ihm ein ständiges Anliegen. Heute zählt das Josefinum zu den größten Volksschulen Österreichs.
In all den Jahren, in denen Pfarrer Schinner in Breitensee wirkte, war er vielen – auch der Kirche Fernstehenden – ein großes Vorbild: Über die Grenzen der Pfarrgemeinde hinaus wurde er wegen seiner Güte, seiner Toleranz und seines sozialen Engagements sehr geschätzt. Seine gewinnende und überzeugende Persönlichkeit hat viele in der Kirche gehalten und viele zur Kirche zurückgeführt. Durch seine offene, tolerante, jeden starren Dogmatismus ablehnende Denkungsart war er kein Freund des römischen Parketts, er fühlte sich wohler im Kreis seiner Priesterfreunde, im „Lainzer Kreis“ und in seiner Pfarre. Mit seiner Aufgeschlossenheit und seinem Profil in theologischen und pastoralen Fragen prägte er die Kirche Wiens der Ära König mit.
Quellen
- Archiv der Pfarre Wien-Breitensee, Gedenkbuch der Pfarre; Fasz. Hans Schinner; Ordner Hanusch-Krankenhaus und Akkonplatz; Protokolle des Pfarrgemeinderates und des Caritasausschusses
- Markus Baier: 100 Jahre Pfarre Breitensee. Versuch eines historischen Rückblicks. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 33–59
- Die Furche 53 [35], 28.08.1997
- Die Presse, 22.08.1997, S. 7
- Hans Schinner: Breitensee – Vom Dorf zur Großstadtpfarre. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien 18).
- Ludwig Schuberth: Caritas – ein besonderes Breitenseer Anliegen. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 74–76.
- Wiener Diözesanblatt 98 (10), S. 96; 109 (11), S. 162