Heinrich Felix Schmid
- Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Graz (1931 bis 1932)
- Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Graz (1947 bis 1948)
- Leiter des Instituts für osteuropäische Geschichte und Südostforschung an der Universität Wien (1948 bis 1963)
Heinrich Felix Schmid, * 14. August 1896 Berlin, † 6. Februar 1963 Wien, Slawist.
Biografie
Heinrich Felix Schmid wurde 1896 in Berlin geboren. Sein Vater Aurelius war Rechtsanwalt und Archivbeamter, die Mutter Anna (geb. Barnstorff) stammte aus einer Bremer Kaufmannsfamilie und betrieb Shakespeare-Studien. Auf ausgedehnten Reisen, die er mit seiner Familie unternahm, lernte Schmid schon als Kind einige Fremdsprachen.
Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger. Er wurde verwundet und 1918 mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1920 war Schmid sowohl an der Niederschlagung des Kapp-Putsches und als auch des kommunistischen Aufstanden im Ruhrgebiet beteiligt. Mit dem Berufsziel Verwaltungsdienst oder diplomatischer Dienst studierte er in Leipzig Rechtswissenschaft und Sprachen. 1922 promoviere er in slawischer und romanischer Philologie und 1924 mit der Dissertation "Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslawischem Boden und ihre Entwicklung während des Mittelalters" in Rechtswissenschaft.
1923 wurde er ohne Habilitation als ao. Professor für Slawische Philologie an die Universität Graz berufen. Seine Forschungsschwerpunkte lagen bei der vergleichenden slawischen Rechtsgeschichte und Rechtsterminologie. 1929 wurde Schmid Ordinarius. 1931/1932 war er Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Graz. Er musste feststellen, dass das Interesse am Slawistik-Studium stark zurückgegangen war und deshalb einige Lehrveranstaltungen nicht mehr stattfinden konnten. Hingegen waren die "Sommerhochschulkurse", die Schmid auf Empfehlung des polnischen Unterrichtsministeriums leitete, sehr erfolgreich. Seine Bewerbungen an die Universitäten in Prag und Wien scheiterten. Auch die Lehrkanzel für Westslawische Geschichte in Berlin blieb ihm verwehrt, stand Schmid doch im Ruf ein "Polen- und Slawenfreund" zu sein.
1934 bis 1938 leitete der Sprachwissenschaftler den Dienststellenausschuss der Vaterländischen Front an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz. Nach dem sogenannten "Anschluss" wurde Schmid zwangspensioniert. Auf Anfrage teilte man ihm mit, dass sowohl sein Engagement für die Vaterländische Front als auch der Umstand, dass er zu wenig Vorlesungen und Seminare gehalten habe, Gründe für den Ausschluss gewesen wären. Auch hätte sein Benehmen gegenüber Studentinnen Anstoß erregt. Der wahre Grund für seine Entlassung dürfte jedoch in seiner slawenfreundlichen Einstellung gelegen sein.
Im Zweiten Weltkrieg diente Schmid als Offizier und wurde angeblich auch als Dolmetscher an der Ostfront eingesetzt. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft durch die Amerikaner kehrte er bereits 1945 wieder an die Universität Graz zurück. 1947 wurde er wieder Dekan. 1948 wurde er zum Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien berufen. Ab 1950 gehörte Schmid dem ständigen Ausschuss des Internationalen Historikerverbandes an; 1960 wurde er zu dessen Präsident gewählt. 1955 wurde er korrespondierendes und 1962 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
Literatur
- Manfred Stoy: Heinrich Felix Schmid. In: Arnold Suppan / MarijaWakounig / Georg Kastner [Hrsg.]: Osteuropäische Geschichte in Wien. 100 Jahre Forschung und Lehre an der Universität. Innsbruck [u. a.]: Studienverlag 2007
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 2: L-Z. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1967
- Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 72 (1964)
- Studien zur älteren Geschichte Osteuropas. Teil 3: Gedenkband für Heinrich Felix Schmid. Graz: Böhlau 1966 (Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas, 5)