Heinrich Oberwinder
Oberwinder Heinrich, * 1846 Weilburg, Hessen, † 1914 (Dresden?), Pionier der Arbeiterbewegung, Journalist. Er gehörte 1867 zu den Mitbegründern des Gumpendorfer Arbeiterbildungsvereins und arbeitete ab 1869 an der „Volksstimme" mit. Nach seiner Rückkehr vom Eisenacher Kongress der deutschen Sozialdemokraten wurde er mit anderen Wortführern der Sozialdemokratie verhaftet und im Sommer 1870 vor Gericht gestellt; in dem als „Wiener Hochverratsprozess" bekannt gebliebenen Prozess wurden die Hauptangeklagten (neben Oberwinder auch Andreas Scheu) zu mehrjährigen Kerkerstrafen verurteilt, jedoch 1871 amnestiert. In der Folge wurden die meisten Arbeiterbildungsvereine und Gewerkschaften aufgelöst; eine wirtschaftliche Krise und Massenentlassungen führten zur Radikalisierung. Zwischen Oberwinder (einem Anhänger Lassalles) und Scheu kam es zu politischen Auffassungsunterschieden, was zur Spaltung der sozialdemokratischen Bewegung führte; auf dem 1874 in Neudörfl (Burgenland) abgehaltenen Einigungskongress der Arbeiterbildungsvereine fehlten bereits die Anhänger des reformistischen Oberwinder, Andreas Scheu, der sich an den revolutionären Ansichten von Marx und Engels orientierte, dominierte die Versammlung. 1878 verließ Oberwinder (im Verdacht stehend, ein Regierungsagent zu sein) Österreich und war danach als bürgerlicher Journalist im Ausland tätig, zuletzt für den „Dresdner Anzeiger".
Literatur
- Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
- Richard Charmatz: Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs. Wien: Danubia-Verlag 1947, S. 95 ff.
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, Register