Heizbetriebe Wien
Heizbetriebe Wien (GmbH.).
1) Vorgeschichte: Die Wiener Fernwärmeversorgung hat ihre Anfänge im Arsenal, wo während des Zweiten Weltkriegs eine zentrale Kesselanlage zur Beheizung der umliegenden Rüstungsbetriebe errichtet wurde. Nach 1945 entstand anstelle der durch Bomben vernichteten Anlage ein Fernheizwerk für die Bundes-Versuchs- und Forschungsanstalt. Im kommunalen Bereich errichtete man die erste Anlage im Matzleinsdorfer Hochhaus. Wenig später (1964) erhielt die städtische Wohnhausanlage Eisenstadtplatz (10) ein Kesselhaus auf dem Dach des Hochhauses. In der Hütteldorfer Straße entstand eine Heißwasserkesselzentrale im Keller der zweiten Zentralberufsschule, die neben der Schule auch die Stadthalle sowie das Elisabeth- und das Sophienspital versorgte. Von einem echten Fernwärmesystem konnte man allerdings noch nicht sprechen. Erst in der zweiten Hälfte der 60er Jahre kam es mit dem Bau des Fernwärmewerks Spittelau, das einesteils das AKH mit Wärme versorgen, andererseits der Beseitigung des Hausmülls dienen sollte, zu einem entscheidenden neuen Schritt (Baubeginn 1967, Betriebsaufnahme der Heißwasserkessel 1970, der Müllverbrennungsanlage 1971). Im Zusammenhang mit der Versorgung der großen Wohnhausanlagen in den peripheren Bereichen der Stadt und dem zu erwartenden starken Ansteigen der Fernwärmeversorgung kristallisierte sich der Vorteil heraus, die Fernwärmeversorgung aus dem Bereich der Stadtverwaltung auszugliedern und sie einer eigenen Gesellschaft zu übertragen.
2) Heizbetriebe: Gegründet mit Beschluß des Gemeinderats vom 22. Jänner 1969 (die Stadt Wien übernahm 100% der Gesellschaftsanteile) mit dem Auftrag, die Fernwärmeversorgung in Wien auszubauen, die Beheizung sämtlicher neuer städtischer Wohnhausbauten sicherzustellen sowie die Müllverbrennungsanlage Spittelau zu betreiben und damit die Wärmeversorgung des neuen AKH zu gewährleisten. Die Heizbetriebe Wien übernahmen von der bis dahin für Fernwärme zuständig gewesenen MA 32 insgesamt 27 Kilometer Fernwärmeleitungen, fünf Blockheizwerke und 17 kleinere Heizzentralen; damit konnten rund 13.000 Wohnungen und einige Großobjekte versorgt werden. 1978 wurde die 50.000. Wohnung an das Fernheiznetz angeschlossen, 1989 waren es rund 93.000 Wohnungen. Das Leitungsnetz hatte 1989 eine Länge von mehr als 300 Kilometer. Außerdem werden 1.600 Großobjekte, darunter 74 öffentliche Gebäude (Hofburg, Parlament, Rathaus), 250 Schulen und Kindergärten, 22 Theater und Museen, 38 Bäder, 36 Spitäler, 63 Hotels und Restaurants, 154 Banken und Sparkassen sowie 417 Industrie- und Gewerbebetriebe, zentral mit Wärme versorgt. 1979 wurde im Kraftwerk Simmering eine neue Kraft-Wärme-Kupplung in Betrieb genommen, durch die binnen einem Jahrzehnt rund 0,5 Millionen Tonnen Heizöl eingespart wurden; 1989 wurde die Kraft-Wärme-Kupplung im Gasturbinenkraftwerk Leopoldau in Betrieb genommen. 1985 wurde als weitere Versorgungsquelle die Müllverbrennungsanlage Flötzersteig von der Stadt Wien gepachtet. Die Heizbetriebe Wien haben in den ersten beiden Jahrzehnten ihres Bestehens über neun Milliarden Schilling investiert und damit rund 13.000 Arbeitsplätze gesichert. Im August 1991 wurden bereits über 107.000 Wohnungen und über 2.300 Großabnehmer mit Wärme versorgt.
Literatur
- Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft in Österreich. Grundlagen - Entwicklungen - Dimensionen. Das Handbuch. Hg. vom Verband der Öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs. Wien: Manz 1992, S. 479 ff.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 30.01.1989