Herbert C. Kelman

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kelman, Herbert C.
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Univ.-Prof., PhD
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  35783
GNDGemeindsame Normdatei 170512649
Wikidata Q10294993
GeburtsdatumDatum der Geburt 18. März 1927
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 1. März 2022
SterbeortSterbeort Cambridge, Massachusetts, USA 4009352-9
BerufBeruf Sozialpsychologe
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 20.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Professor für Psychologie an die University of Michigan (1962 bis 1968)
  • Professor für Sozialethik am Department of Psychology an der Harvard University (1968 bis 2003)
  • Direktor des Program on International Conflict Analysis and Resolution (1993 bis 2003)

  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (Verleihung: 29. Oktober 2012, Übernahme: 12. Dezember 2012)
  • Socio-Psychological Prize der American Association for the Advancement of Science (Verleihung: 1956)
  • Sokrates-Preis für Mediation (Übernahme: 2. April 2009)


Herbert C. Kelman, * 18. März 1927 Wien, † 1. März 2022 Cambridge, Sozialpsychologe.

Biografie

Kelman wurde als Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dem “Anschluss“ Österreichs musste er als Schulkind seine Heimat verlassen und emigrierte 1939 über Antwerpen (Belgien) in die USA (1940). In New York beendete er seine sekundäre Ausbildung und besuchte 1943 bis 1947 das Brooklyn College sowie das Seminary College of Jewish Studies. An der renommierten Yale University (New Haven) sowie an der University of Michigan (Ann Arbor, Michigan) nahm er im Anschluss das Studium der Psychologie mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie auf, das er 1951 mit der Promotion zum Ph.D. abschloss. Ergänzend absolvierte er postgraduale Ausbildungen in Psychotherapie und Psychoanalyse.

Seine berufliche Laufbahn begann der gebürtige Österreicher als Forschungsassistent am Psychology Department der Yale University (1947 bis 1951), worauf Forschungsstellen unter anderem an der Johns Hopkins University (Baltimore) folgten. 1957 wurde er Vortragender für Sozialpsychologie am Department for Social Relations der Harvard University. 1960/1961 folgte ein Forschungsaufenthalt in Oslo (Norwegen), 1962 die Berufung als Professor für Psychologie an die University of Michigan.

Seit 1968 war Kelman als Professor für Sozialethik am Department of Psychology an der Harvard University verankert (seit 2004 emeritiert). Daneben bekleidete er zahlreiche Gastprofessuren in den USA, in Europa und im Nahen Osten. 1994 lehrte er an der Wirtschaftsuniversität Wien. In den Jahren 2000, 2004 und 2007 war er Visiting Scholar am Austrian Institute for International Affairs, 2002 Visiting Professor on Crisis Management and Conflict Research am selben Institut.

Von 1993 bis 2003 fungierte der Sozialpsychologe auch als Direktor des Program on International Conflict Analysis and Resolution (Harvard University). Daneben war er Mitarbeiter einiger Institutionen, die sich mit den Nahen Osten (Middle Eastern Studies) bzw. den Beziehungen zwischen Israel und den Palästinensern beschäftigen, sowie Mitglied zahlreicher psychologischer und soziologischer Gesellschaften, teilweise auch in leitenden Funktionen.

Kelman gilt als einer der herausragenden Sozialpsychologen auf dem Feld der Konfliktforschung und war Pionier in der Entwicklung informeller Ansätze zur Lösung internationaler Konflikte. Viele Jahre befasste er sich mit der Entwicklung interaktiver Methoden, die er für die Lösung menschlicher Konflikte fruchtbar machte. Hauptanwendungsfeld war der israelisch-palästinensische Konflikt, für den er einen eigenen Ansatz entwickelt hat und der von ihm und seinen Schülern in vielen Workshops erprobt, verfeinert und für unterschiedliche Szenarien weiterentwickelt wurde. Dieses Konfliktlösungskonzept wurde in der Fachwelt als bahnbrechend für alle Vorgehensweisen eingestuft, die die Mikroebene der persönlichen Kommunikation über individuelle Bedürfnisse und Befürchtungen, Gefühle und Ideen mit der Makroebene der gesellschaftlichen Veränderungen verbindet.

Der Sozialpsychologe scheute sich jenseits seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch nicht, politisch Stellung zu beziehen. In den 1950er und 1960er Jahren war er in der US-Bürgerrechts- und Anti-Kriegs-Bewegung aktiv, in den 1980er Jahren wirkte er maßgeblich daran mit, dass es zu Gesprächen Israels mit der PLO kam. Er selbst hatte PLO-Chef Jassir Arafat 1980 und 1981 besucht und dessen Politikfähigkeit hervorgehoben.


Auch auf publizistischem Gebiet kann der renommierte Sozialpsychologe auf eine Reihe von Monographien sowie auf eine unüberschaubare Anzahl von Fachartikeln verweisen. Als wichtigste Werke gelten:

  • International behaviour: A social-psychological analysis (New York, NY 1965)
  • A time to speak: On human values and social research (San Francisco, Calif. 1968)
  • Crossnational encounters: The personal impact of an exchange program for broadcasters, gemeinsam mit R. S. Ezekiel (San Francisco, Calif. 1970)
  • The ethics of social intervention, hrsg. gemeinsam mit G. Bermant und D. P. Warwick (Washington, DC 1978)
  • Crimes of obedience: Toward a social psychology of authority and responsibility, gemeinsam mit V. L. Hamilton (New Haven, Conn. 1989)

Herbert C. Kelman war Träger mehrerer Ehrendoktorate, etwa in den USA und Spanien, sowie Empfänger zahlreicher Auszeichnungen. Nach ihm ist auch das Herbert C. Kelman Institute for Interactive Conflict Transformation in Wien benannt.

Literatur

Weblinks