Hildegard Goss-Mayr
Hildegard Goss-Mayr, * 22. Januar 1930 Wien, österreichische Friedensaktivistin und Schriftstellerin.
Biografie
Goss-Mayr wurde 1930 als viertes von fünf Kindern geboren. Ihr Vater Kaspar Mayr stammte aus dem oberbayrischen Rupertiwinkel und war 1928 mit seiner Familie nach Wien gekommen. Er war Angehöriger der "Christkönigsgesellschaft vom Weißen Kreuz" und Gründer des österreichischen Zweigs des Internationalen Versöhnungsbundes (International Fellowship of Reconciliation, IFOR) gewesen und hatte in Graz seine Ehefrau Erika kennengelernt.
Goss-Mayr studierte in Wien und in New Haven (USA) Philosophie, Philologie und Geschichte. Als erste Frau überhaupt promovierte sie 1953 "sub auspiciis" an der Universität Wien.
1953 wurde sie vom Internationalen Versöhnungsbund als Mitarbeiterin in das internationale Büro eingeladen und widmete sich in dessen Auftrag der gewaltfreien Konfliktlösung. Im selben Jahr lernte sie während der Vorbereitung des ersten internationalen Treffens von Katholiken über Gewaltfreiheit den französischen Friedensaktivisten Jean Goss kennen. Das Paar heiratete 1958 und bekam 1960 Zwillinge.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1961 bis 1965) baute das Paar in Rom eine Friedens-Lobby auf und setze sich für die Aufnahme der Themen Abrüstung, Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit ein.
1966 wurde sie Vizepräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes und war dies bis 1985.
Das Ehepaar Goss-Mayr war in den folgenden Jahrzehnten in fast vierzig Ländern aktiv und setzte sich für die gewaltfreie Überwindung von diktatorischen und autoritären Systemen ein. Von 1984 bis 1986 engagierten sich Hildegard und Jean Goss etwa auf den Philippinen für den gewaltfreien Widerstand gegen den Diktator Ferdinand Marcos.
Von 1962 bis 1980 bauten die beiden die gewaltlose Befreiungsbewegung "Servicio Paz y Justicia- SERPAJ – Dienst für Frieden und Gerechtigkeit" - in Lateinamerika auf, deren Leitung der spätere Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel übernahm. 1989/90 wirkten sie in Mittel- und Osteuropa und setzten sich nach dem Kalten Krieg für friedliche Verbindungen über den Eisernen Vorhang hinweg ein. Auch im Nahen Osten war ihr Wirken zu verzeichnen.
Nachdem Jean Goss am 3. April 1991 in Paris verstorben war, setzte sich Goss-Mayer alleine in Madagaskar für eine gewaltfreie Überwindung des dort herrschenden Regimes ein.
Bis ins Jahr 2000 führte Goss-Mayr Schulungen zur gewaltfreien Konfliktlösung, aktiven Gewaltfreiheit und inter-ethnischen Versöhnungsarbeit vor allem in Afrika (Rwanda, Burundi, Ost-Zaire/Demokratische Republik Kongo) durch und setzte sich für die atomare Abrüstung ein.
Ab 2001 beschränkten sich ihre Vorträge, Seminare und Interviews auf Österreich und Europa.
Goss-Mayr erhielt zahlreiche Friedenspreise, darunter 1979 den Dr. Bruno Kreisky Preis für Menschenrechte.
Publikationen (Auswahl)
- Hildegard Goss-Mayr: Die Macht der Gewaltlosen. Graz: Styria 1968
- Hildegard Goss-Mayr: Revolution ohne Gewalt. Wien: Sensen-Verlag 1968
- Hildegard Goss-Mayr: Der Mensch vor dem Unrecht – Spiritualität und Praxis gewaltloser Befreiung. Wien u.a.: Europaverlag 1976
- Hildegard Goss-Mayr: Geschenk der Armen an die Reichen. Zeugnisse aus dem gewaltfreien Kampf in Lateinamerika. Wien / München: Europaverlag 1979
- Hildegard Goss-Mayr: Wie Feinde Freunde werden. Mein Leben mit Jean Goss für Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Versöhnung. Wien u.a.: Lit-Verlag 2020
Quellen
Literatur
- Hildegard Goss-Mayr: Wie Feinde Freunde werden. Lit Verlag: Wien 2008
Hildegard Goss-Mayr im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Wikipedia: Hildegard Goss-Mayr [Stand: 15.10.2024]
- Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte: Hildegard Goss-Mayr (Österreich) [Stand: 15.10.2024]
- Friedenskalender 2019: Hildegard Goss-Mayr: Vermittlerin aktiver Gewaltfreiheit. [Stand: 15.10.2024]
- Internationaler Versöhnungsbund: Auszüge aus der Biografie von Hildegard Goss-Mayr [Stand: 15.10.2024]
- Concadora Verlag: Hildegard Goss-Mayr [Stand: 15.10.2024]