Ida Margulies

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Margulies, Ida
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Pipes, Ida
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  44072
GNDGemeindsame Normdatei 1072577275
Wikidata Q59653277
GeburtsdatumDatum der Geburt 15. November 1910
GeburtsortOrt der Geburt
SterbedatumSterbedatum 16. Jänner 2003
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Sekretärin, Widerstandskämpferin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
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Ida Margulies (geb. Pipes), * 15. November 1910, † 16. Jänner 2003, Sekretärin, Widerstandskämpferin.

Biographie

Ida Margulies wurde am 15. November 1910 als siebentes Kind einer verarmten jüdischen Familie geboren. Schon früh engagierte sie sich wie auch ihr späterer Mann Moritz Margulies in der linkssozialistischen jüdischen Jugendorganisation "Haschomer Hazair". 1930 traten die beiden der Kommunistischen Partei bei.

Ida studierte Geschichte und Französisch an der Universität Wien. 1934 wurden Ida und Moritz verhaftet. Nach ihrer Freilassung flohen die beiden zunächst in die Tschechoslowakei. Von der Partei wurde Moritz nach Paris entsandt, wo Ida als Kindermädchen arbeitete, danach zog das Paar im Auftrag der KP nach Basel. Wegen des politischen Engagements des Paares fand eine Hausdurchsuchung statt. Da kein belastendes Material gefunden wurde, nahm die Polizei Ida aufgrund von "Konkubinat" fest. Schließlich lebte sie unverheiratet mit einem Mann zusammen – in der Schweiz zu dieser Zeit ein Straftatbestand. Nach Ablauf der Haft musste sie die Schweiz verlassen, konnte aber wieder illegal einreisen.

Im April 1939 wurde ihr Sohn Jean geboren. Moritz arbeitete inzwischen in einem Flüchtlingslager in Brüssel, wohin ihm Ida mit dem Baby folgte. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht flüchtete die Familie nach Südfrankreich. Die angestrebte Ausreisebewilligung in die Sowjetunion wurde ihnen verweigert. Ida und Moritz waren weiter im Widerstand tätig, der dreijährige Jean wurde bis Kriegsende bei Henriette Julien und ihrem Mann Henri Marius Julien untergebracht. Die Juliens betrieben ein Heim für Kinder von Juden, politischen Gefangenen und Mitgliedern der Résistance und schmuggelten die Kinder über die Grenze in die Schweiz.

Mit gefälschten Papieren suchte Ida Margulies Arbeit und fand eine Stelle in der Küche bzw. im Büro der Renaultwerke. Dort wurde sie von einer Wehrmachthelferin erkannt und musste nach Paris fliehen. In Paris bekam Ida wieder neue Papiere und wurde unter dem Namen "Lucienne Raynod" als Sekretärin in einer Abteilung des Marineministeriums angestellt. Hier schmuggelte sie Flugblätter in das Ministerium, fertigte Durchschläge wichtiger Unterlagen für die Resistance an und organisierte Blanko-Ausweise. Als ein Widerstandskämpfer mit einem gefälschten Ausweis verhaftet wurde, enttarnte die Gestapo Ida Margulies. Nach Folterungen und Gefängnisaufenthalt wurde sie in ein Sammellager nach Drancy gebracht, um von dort in ein Konzentrationslager transportiert zu werden. Nach der Befreiung des Lagers durch die Alliierten mit Unterstützung eines schwedischen Gesandten kam sie wieder zurück nach Paris und konnte schließlich auch ihren Sohn holen.

Nach dem Krieg kam sie mit ihrer Familie nach Wien zurück und promovierte mit einer Arbeit über die "Politischen Witzblätter von 1848". Sie arbeitete als Sekretärin in Wien. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 brach sie mit der KPÖ. Am 16. Jänner 2003 starb Ida Margulies in der Wohnung ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns, bei denen sie ihren Lebensabend verbracht hatte.

Literatur

  • Eva Geber [Hg.]: Die Frauen Wiens. Ein Stadtbuch für Fanny, Frances und Francesca. Wien: Verlag Der Apfel 1992 (AUF-Edition)
  • Eva Geber: Zum Tod von Ida Margulies. In: AKIN, 25. März 2003. URL: http://akin.mediaweb.at/2003/09/09ida.htm [Stand: 21.08.2015]
  • Clara Fritsch: Rollenwechsel. Identitätskonstruktion im antifaschistischen Widerstand skizziert am Beispiel von Ida und Moritz Margulies. In: Helmut Kramer [Hg.]: Österreichische Nation - Kultur - Exil und Widerstand. Wien / Berlin: LIT-Verlag 2006 (Emigration - Exil – Kontinuität, 6), S. 189-196
  • Yad Vashem / Datenbank "The Righteous Among The Nations": Julien Family. URL: http://db.yadvashem.org/righteous/family.html?language=en&itemId=5770338 [Stand: 21.08.2015]
  • Yad Vashem: Nouf-Nouf's Rescue. URL: http://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/stories/julien.asp [Stand: 21.08.2015]
  • Bezirksvorstehung Wieden: Beschlüsse der Bezirksvertretung vom 22. März 2012