Interunfall Versicherung

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Letzte Änderung am 15.09.2023 durch WIEN1.lanm08jan

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Die Interunfall Versicherung war eine ehemalige Versicherungsgesellschaft, die 1890 gegründet wurde, im Konzern der Riunione Adriatica di Sicurtá (RAS) tätig war und 2004 in der Generali Versicherung aufging.

Die Wurzeln in der Riunione Adriatica di Sicurtà

Die Wurzeln der Interunfall Versicherung und RAS Versicherung liegen in Triest, wo 1838 der 1826 gegründete Banco Adriatico beschloss, seine Tätigkeit auf das gesamte Kaiserreich Österreich sowie auf andere Länder auszudehnen und „hiefür eine heimische Gesellschaft zur Versicherung gegen Feuer- und Transportgefahr ins Leben zu rufen, nämlich die Riunione Adriatica di Sicurtà.“[1]

Gründung der Interunfall Versicherung

Die Einführung der staatlichen Unfallversicherung der Arbeiter im Jahr 1888 schuf in Österreich günstige Voraussetzungen für die private Unfall- und Haftpflichtversicherung und trug somit zur Erweiterung des Versicherungsgedankens bei. Dies veranlasste die Riunione 1890 ihr erstes Tochterunternehmen, die Internationale Unfallversicherungs-Actien-Gesellschaft (kurz Interunfall, damals Internationale), als reinen Unfallversicherer zu gründen.[2] Über den Außendienst der Riunione war sie im gesamten Geschäftsgebiet ihrer Muttergesellschaft tätig, das neben der Monarchie vor allem die deutschen und nordeuropäischen Staaten umfasste. Sie profitierte von der technischen Entwicklung des beginnenden 20. Jahrhunderts und führte ab 1895 auch die Haftpflichtversicherung sowie 1908 die Auto-Haftpflicht- und die Auto-Kasco-Versicherung ein.[3]. 1909 gelang es der Interunfall, das Automobil von Kaiser Franz Josef gegen Haftpflicht zu versichern, was ihren Bekanntheitsgrad sprunghaft erhöhte. Sie bezog 1913 mit der Riunione das neue Geschäftsgebäude in der Tegetthoffstraße 7-9 und erlebte bis 1914 eine Phase des stetigen Aufschwungs.

Die Interunfall nach 1918

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde mit dem Zusammenbruch der Monarchie die Wachstumsphase stark gebremst. Es gab große Probleme bei der Geschäftstätigkeit in den Nachfolgestaaten, da nun in jedem Land andere Gesetze herrschten und mit der jeweiligen Aufsichtsbehörde zu verhandeln war, die noch dazu nicht sehr österreichfreundlich waren. Besonders die Tschechoslowakei machte größte Schwierigkeiten. Da sprang die Riunione ein, die als Zweigniederlassung einer nun italienischen Versicherungsgesellschaft von den Handelsverträgen Italiens mit den Nachfolgenstaaten der Monarchie profitierte. Die Riunione in Prag übernahm die Unfall- und Haftpflichtversicherungssparte und rückversicherte sie zu 100% bei der Interunfall. Zu Beginn der 1920er Jahre nahm die Interunfall sukzessive auch den Betrieb der Elementar-Versicherungen auf und wurde damit zum Konkurrenten der RAS-Österreich. Es gab zwar ein sogenanntes Besitzschutz-Abkommen zwischen den beiden Gesellschaften, das im Laufe der Jahre mehrfach modifiziert wurde. Trotzdem ließen sich Streitigkeiten zwischen den Agenten schwer und nur im Einzelfall lösen. Das Verhältnis beider Gesellschaften verlief trotz aller Zusammenarbeit bis zuletzt nicht friktionsfrei.

Im Jahr 1936 wurde die Interunfall mit der Erste Einbruchversicherung fusioniert. Die 1898 gegründete Erste Einbruch- und Feuerversicherung-Gesellschaft war in den 1930er Jahren Marktführer bei den Einbruchversicherungen, bot aber auch andere Sparten an. </ref>Gerhard Schreiber: Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien (1890-2004). Dissertation Universität Wien 2007, S. 82-90.</ref> Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich gab es zwar einen kurzfristigen geschäftlichen Aufschwung, aber 1945 folgte der totale Zusammenbruch und der Verlust der gesamten osteuropäischen Bestände und aller Vermögenswerte außer der Immobilien, die aber teilweise zerstört waren. Die Interunfall war wie alle österreichischen Versicherungsgesellschaften praktisch pleite. Der Staat verhinderte den Konkurs.

Zusammenschluss mit der RAS und der Generali

In der Zweiten Republik erfolgte bald wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung und die Etablierung als Kompositversicherer, der viele Sparten anbot. Nach der Schilling-Eröffnungsbilanz 1955 und der Einigung mit der deutschen Versicherungswirtschaft ging es steil bergauf, wobei die Motorisierungswelle ein Gutteil dazu beitrug. Nach 1961 wurde die Rechtsschutz-, Glas-, Haushalt- und Krankenversicherung eingeführt. Mitte der 1980er Jahre gehörte die Interunfall zu den fünf größten Versicherungsgesellschaften Österreichs. Es erfolgte gleichzeitig eine schrittweise Annäherung der Interunfall und der mittlerweile in eine österreichische AG umgewandelten Niederlassung der RAS-Österreich. 1989 erfolgte dann die Fusion der beiden Gesellschaften zur Interunfall-RAS Versicherung AG. Die deutsche Allianz Versicherung in München hatte 1984 die Aktienmehrheit der RAS-Italien erworben. 1991 kam es zum großen Eigentümerwechsel der österreichischen Gesellschaften. Die deutsche Allianz erhielt die Wiener Allianz, die mehrheitlich der Generali gehörte, im Tausch gegen die Interunfall-RAS, die dadurch in den Generali-Konzern wechselte.

Ende 2000 wurde die Generali nach weiteren Aktienkäufen alleinige Eigentümerin der Interunfall und nahm sie von der Börse. 2004 erfolgte die Fusion der Interunfall-RAS – inzwischen nur Interunfall Versicherung AG – mit der Generali Versicherung AG, und der Name „Interunfall“ verschwand.[4]

Sitz

Die Interunfall hatte immer den gleichen Sitz wie die RAS-Österreich, nämlich ab der Gründung 1890 in 1, Weihburggasse 4 und ab 1913 in 1, Tegetthoffstraße 7-9.

Quellen

Literatur

  • Peter Eigner/Andrea Helige (Hrsg.): Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20.Jahrhundert – 175 Jahre Wiener Städtische. Wien: Brandstätter Verlag 1999
  • Konrad Hartl: Historische Streiflichter des „Interunfall-RAS“-Konzerns seit 1945. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 975-1006
  • 100 Jahre Interunfall – 150 Jahre RAS, Wien: Eigenverlag 1989
  • Gerhard Schreiber: Die Versicherungsgesellschaft Riuinione Adriatica di Sicurtà im Wien des 19.Jahrhunderts. In: Wiener Geschichtsblätter 70 (2015), S. 51-80
  • Gerhard Schreiber: Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien (1890-2004). Dissertation Universität Wien 2007

Einzelnachweise:

  1. 100 Jahre Interunfall – 150 Jahre RAS, Wien: Eigenverlag 1989, S. 15.
  2. 100 Jahre Interunfall – 150 Jahre RAS, Wien: Eigenverlag 1989, S. 24.
  3. Peter Eigner/Andrea Helige (Hrsg.): Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20.Jahrhundert – 175 Jahre Wiener Städtische. Wien: Brandstätter Verlag 1999, S. 124
  4. Gerhard Schreiber: Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien (1890-2004). Dissertation Universität Wien 2007, S. 98.