Isidor Alfred Amreich
Isidor Alfred Amreich, * 22. April 1885 Gars/Kamp, Niederösterreich, † 8. September 1972 Wien, Gynäkologe.
Biografie
Nach Studium an der Universität Wien (Dr. med. univ. 1910) war Amreich bis 1912 Assistent am Zweiten Anatomischen Institut unter Ferdinand Hochstetter und danach als gynäkologischen und chirurgischen Operationszögling unter Ludwig Piskacek, Friedrich Schauta (Erste Universitäts-Frauenklinik) und Anton von Eiselsberg (Erste Chirurgiesche Universität-Klinik) tätig. 1913 trat Amreich wieder in die Erste Universitäts-Frauenklinik ein, habilitierte sich 1923 für Gynäkologie und Geburtshilfe. Von 1928 bis 1936 arbeitete er in seiner Privatpraxis. 1936 wurde er als Vorstand an die Universitäts-Frauenklinik nach Innsbruck berufen. Im Mai 1939 kehrte er als Vorstand der Ersten Universitäts-Frauenklinik nach Wien zurück. Von 1943 bis 1945 war er Vorstand der Zweiten Universitäts-Frauenklinik.
Amreichs Hauptarbeitsgebiet war die operative Gynäkologie, wobei er vor allem die vaginale Radikaloperation des Gebärmutterkarzinoms verbesserte. Amreich war mit 1. Jänner 1934 der damals illegalen NSDAP beigetreten, im März 1938 der SS, worauf am 10. September 1939 die Ernennung zum Untersturmführer und am 30. Jänner 1941 zum Obersturmführer folgte. Im Dezember 1944 stellte er den Antrag auf Aufnahme in die Akademische Legion des Höheren SS- und Polizeiführers Wien. Nach Einführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (GzVeN) in Österreich mit 1. Jänner 1940 war Amreich zudem einer jener Ärzte, die zur Durchführung der darin gesetzlich geregelten Zwangssterilisierungen „ermächtigt“ wurden. Zusätzlich zu diesen von Amreich an seiner Klinik durchzuführenden Zwangseingriffen war er auch zur Zwangssterilisation von "weiblichen Gefangenen der Justizverwaltung", also von Gefängnisinsassinnen "ermächtigt".
Amreich wurde darüber hinaus vom Wiener Erbgesundheitsobergericht, der Berufungsinstanz nach Entscheid des Erbgesundheitsgerichtes über die Anordnung von Zwangssterilisationen, wie auch andere Kollegen als externer Gutachter in Fragen der Empfängnisfähigkeit herangezogen. Ein Gutachten von ihm ist der Forschung bekannt, worin er von der Empfängnisunfähigkeit der Betroffenen ausging – also zu ihren Gunsten gutachtete. Nach Kriegsende wurde Amreich seiner Funktionen an der Universitätsklinik enthoben und nach einem kurzen Berufsverbot war er wieder in seiner Privatpraxis tätig.
1954 wurde Amreich Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Gars am Kamp, 1969 machte ihn die Universität Innsbruck zu ihrem Ehrensenator. Außerdem war Amreich Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Deutschen, Spanischen, und Italienischen Gesellschaft für Gynäkologie.
Quellen
Literatur
- Die Prominenz der Republik Österreich im Bild. Zürich: Ascot-Verlag 1962
- Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905-1958
- Wiener medizinische Wochenschrift 105 (1955), S. 297 f.
- Wiener medizinische Wochenschrift 110 (1960), Nummer 15
- Wiener klinische Wochenschrift 84 (1972), S. 816
- Das Studienjahr 1971/1972. Hg.: Universitätsdirektion der Universität Wien. Wien 1971, S. 73 f.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 21.04.1960