Jakob Zeichner
Jakob Zeichner, * 25. September 1890 Kolomea (Galizien), † 24. Juli 1968 Herrliberg, Industrieangestellter, Sportfunktionär.
Biografie
Jakob Zeichner wurde im galizischen Kolomea (heute: Kolomyja, Ukraine) geboren. Um 1900 hatte diese Stadt einen jüdischen Bevölkerungsanteil von fast 50 Prozent. Wie viele andere galizische Juden wanderte Zeichner nach Wien aus. Er machte als Industrieangestellter Karriere und war Prokurist einer Luster- und Metallwarenfabrik.
Ab 1931 fungierte Jakob Zeichner als Vorstandsmitglied des Fußballklub Austria Wien, in wechselnden Funktionen als Revisor, Besitzer und Kassier. Als Angestellter fällt Jakob Zeichner aus dem üblichen Sample der Austria-Vorstandsmitglieder im März 1938, das zum größten Teil aus Gewerbetreibenden bestand, ein wenig heraus. Allerdings war Zeichner Prokurist und − vor der Beraubung durch den Nationalsozialismus − finanziell nicht schlecht gestellt, wie sich aus seiner Vermögensanmeldung vom 12. Juli 1938 ablesen lässt. Fast gleichzeitig mit dem Einbringen der Vermögensanmeldung verlor er auch seine Anstellung: Am 20. Juli veröffentlichte die Luster- und Metallwarenfabrik Alois Pragan und Bruder G.m.b.H. die Löschung Jakob Zeichners als Prokurist. Kurz nach den Novemberpogromen 1938 versteckte er sich im Hause eines seiner Schwäger. 1939 verliess er Wien und kam am 24. Juli 1939 in Bombay an, wo er Geschäftsführer der Tochtergesellschaft der Pragan und Bruder G.m.b.H. wurde. 1949 kehrte er mit seiner Frau nach Wien zurück und lebte in einer Wohnung an der Piaristengasse 9a. 1955 übersiedelte das Paar zu ihrer Tochter in die Schweiz, wo es bis zu Zeichners Tod 1968 in Feldmeilen und zuletzt in Herrliberg lebte.
Quellen
- WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Meldezettel Jakob Zeichner
- OeStA/AdR E-uReang VVSt VA Buchstabe Z 8773 Zeichner, Jakob, 25.09.1890
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Rudolf Müllner / Johann Skocek: Ein Fußballverein aus Wien. Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938−1945. Wien [u. a.]: Böhlau 2018.
- Neues Wiener Tagblatt, 20.07.1938, S. 13