Jean Baptiste Cléry
Fidele Jean Baptiste Cant Hanet, genannt Cléry, * 11. Mai 1759 (!) Jardy (nördlich von Versailles), † 27. Mai 1809 (laut Verlassenschaftsabhandlung und Grabstein; 28. Mai laut Pfarre Hietzing) Hietzing 62 (13, Maxingstraße 22-24; Hietzinger Friedhof, Gruppe 3/6), Kammerdiener Ludwigs XVI.
Biographie
Der ursprüngliche Name der Familie lautete Hanet, doch schon Jean Baptistes Großvater nannte sich nach seinem Landgut in der Normandie Cléry.
Bis 1792 war Jean Baptiste Cléry der Kammerdiener des Dauphins und der einzige ständige Bedienstete, der der königlichen Familie während ihrer Gefangenschaft im Temple zugestanden wurde. Nachdem er mit dem Sturz Robespierres frei gekommen war, ging er zu seinem Bruder, der in Straßburg ein Handelshaus führte und die Armee belieferte. Als Marie Thérèse, das einzige überlebende Kind von Ludwig XVI. und Marie Antoinette, in einem Gefangenenaustausch frei kam, erklärte Cléry sich bereit, das Mädchen nach Österreich zu begleiten. In Wien bewilligte ihm Kaiser Franz II. eine jährliche Pension von 800 Gulden aus dem Vermögen der Prinzessin. Cléry fand Aufnahme in die Wiener Gesellschaft.
1798 reiste er nach London, um sein Tagebuch der Gefangenschaft “Journal des événemens survenus à la tour du Temple, pendant la captivité de Louis XVI, roi de France“ zu veröffentlichen. Der Bericht fand reißenden Absatz, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und machte seinen Verfasser schließlich zu einem wohlhabenden Mann.
1803 kehrte er noch einmal nach Paris zurück. Nach mehreren Reisen im Auftrag Ludwigs XVIII. kaufte er 1806 zwei Häuser auf der Löwelbastei (Löwelstraße 9, Löwelbastei 6, heute Straßengrund), die er 1807 wieder verkaufte und erwarb im selben Jahr zwei Häuser auf der Mölkerbastei, von denen er schließlich eines behielt (ehemals Kleppersteig 3; Wohnhaus bis zu seinem Tod).
Literatur
- [Jean Baptiste Cléry]: Tagebuch über die Vorgänge im Turm des Temple während der Gefangenschaft Ludwig XVI. Leipzig: H. Schmidt 1907
- Karl Janecek: Cléry in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 10 (1955), S. 1 ff.