Johann Evangelist Milani
Milani Johann Evangelist, * 1729 Ferrara, † 12. April 1808 Stadt 1220 (Großes Michaelerhaus; 1, Kohlmarkt 11, Michaelerplatz 4), Besitzer des Café Milani. Ab 1769 in Wien nachweisbar, als er die Konzession zur Errichtung eines Kaffeehauses erhielt; er führte dieses in den 70er Jahren im Eckhaus 1, Kohlmarkt 6, Wallnerstraße 2, später im ersten Stock des Nachbarhauses (1, Neubadgasse) 1772 erwarb Milani das Bürgerrecht. Das Kaffeehaus Milanis genoss nicht nur lokalen Ruf, sondern wurde auch von allen Reiseschriftstellern gelobt; seine Blütezeit erlebte es in der Josephinischen Zeit. Das Eintrittszimmer des Kaffeehauses glich einem Spiegelkabinett, im Spielzimmer befanden sich mehrere Billardtische. Milani, der Mitglied des Äußeren Rats war, betrieb außerdem ein Kaffeehaus auf der Bastei, die sogenannte Ochsenmühle vor dem alten Burgtor. Trotz der Beliebtheit seiner Etablissements konnte Milani keine finanziellen Erfolge verbuchen. Zudem stand das Kaffeehaus in der Stadt 1791 wegen des schlechter gewordenen Rufs seines Publikums unter Polizeiaufsicht. 1795 musste Milani den Ausgleich anmelden, 1797 fiel das Kaffeehaus in der Neubadgasse an seine Frau (möglicherweise wieder an einem anderen Standort). Peter Cord nahm sich der gefallenen Größe an, unterstützte den alten Milani und übernahm schließlich 1808 aus Freundschaft zur Familie das Kaffeehaus, um es vor den Gläubigern zu retten. Milani hinterließ seiner Familie bei seinem Tod so gut wie nichts. 1830 eröffnete am ursprünglichen Standort von Milanis Kaffeehaus das Ehepaar Josef Georg und Anna Daum ein neues Kaffeehaus ( Daum, Kaffeehaus). Milani war Präfekt der Congregatio della chiesa nationale Italiana in Wien (heute Minoritenkirche).
Literatur
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 44, S. 56 ff., S. 114, S. 133 f., S. 144, S. 168, S. 209, S. 211, S. 213, S. 227 f., S. 241
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 2. München: G. Müller 1922 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 14), S. 362 f.