Jonny Moser

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Daten zur Person
Personenname Moser, Jonny
Abweichende Namensform
Titel Prof., Dr.
Geschlecht männlich
PageID 59397
GND 121507939
Wikidata Q15454334
Geburtsdatum 10. Dezember 1925
Geburtsort Parndorf
Sterbedatum 23. Juli 2011
Sterbeort
Beruf Historiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Jonny Moser, * 10. Dezember 1925 Parndorf, † 23. Juli 2011, Historiker, Zeitzeuge

Biografie

Jonny Moser wurde am 10. Dezember 1925 im burgenländischen Parndorf geboren, wo seine Eltern eine Gemischtwarenhandlung betrieben. Nach der Annexion Österreichs wurde die jüdische Bevölkerung im April 1938 aus dem Burgenland vertrieben; die Familie Moser kam nach einer Odyssee im burgenländisch-ungarischen Grenzraum vorerst nach Wien, wo der Vater zeitweilig interniert war. Im Herbst 1940 konnte die Familie nach Budapest ausreisen, wo sie in ungarischen Internierungslagern lebte.

1944 entging Jonny Moser nur knapp der Deportation nach Auschwitz und lernte den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, der ihm und seiner Familie – so wie tausenden anderen Jüdinnen und Juden in Ungarn – das Leben rettete, indem er ihnen einen schwedi-schen Schutzpass ausstellte. Moser wirkte im Team von Wallenberg mit und überlebte so die Shoah. Diese Zeit verarbeitete er später in seiner Autobiographie "Wallenbergs Laufbursche. Jugenderinnerungen 1938 – 1945" (2006).

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte die Familie nach Österreich zurück. Jonny Moser begann ein Studium der Geschichte an der Universität Wien, das er mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss. In seiner 1962 eingereichten Dissertation "Von der Emanzipation zur antisemitischen Bewegung. Die Stellung Georg Ritter von Schönerers und Heinrich Friedjungs in der Entwicklungsgeschichte des Antisemitismus in Österreich (1848 - 1896)" widmete er sich erstmals wissenschaftlich dem Thema Antisemitismus.

In weiterer Folge beschäftigte sich der Historiker mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung, was in der Monographie "Die Judenverfolgung in Österreich 1938 – 1945" (1966) gipfelte, die bis heute als Standardwerk zu dieser Thematik gilt. Weitere Publikationen folgten, zuletzt das 2012 posthum veröffentlichte Werk "Nisko" über den ersten Deportationsort Wiener Jüdinnen und Juden. Jonny Moser gehörte zu den Mitinitiatoren desDokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, dessen Vorstandsmitglied er ab 1964 war.

Weiters engagierte sich Moser im Rahmen der SPÖ-Innere Stadt, die er von 1964 bis 1996 als Bezirksrat vertrat, im Bundesvorstand der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, in der "Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich" und weiteren einschlägigen Vereinen. Bei zahlreichen Veranstaltungen und vor allem in Schulen stand er als Zeitzeuge gerne zur Verfügung und bemühte sich, Jugendliche über Nationalsozialismus und Antisemitismus aufzuklären.

Im Juli 2011 starb Jonny Moser unerwartet während eines Rehabilitationsaufenthalts nach einem Oberschenkelhalsbruch. Nur wenige Tage vor seinem Tod hatte er das Bundesehren-zeichen der Republik Österreich verliehen bekommen.

2017 wurde im Bereich des Franz-Josefs-Kais der Jonny-Moser-Park benannt.

Literatur