Josa Morgan-Ruffner

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Josa Morgan, 1924
Daten zur Person

Josa Morgan-Ruffner, * 11. Jänner 1898 Wien, † 3. Mai 1986 London, Schauspielerin, Schriftstellerin.

Biografie

Josa Morgan-Ruffner wurde als Josefine/Josephine Lederer 1898 in eine gutbürgerliche Familie in Wien geboren. Ihre Mutter Antonia Lederer, geborene Michalup, entstammte dem venezianischen Adelsgeschlecht Zanetti/Zenetti, ihr Vater war der Arzt Moriz Lederer (1859 –1908). Josa Morgan-Ruffner hatte einen älteren Bruder, Heinrich "Henry" (1896–unbekannt), und wuchs in Währing auf. Nach der Trennung der Eltern 1908 blieben beide Kinder zunächst beim Vater, der noch im gleichen Jahr Suizid verübte, und kamen anschließend zu ihrer Mutter und deren neuen Ehemann, dem Rechtsanwalt Emil Meisel.

Josa Morgan-Ruffner studierte Schauspiel, unter anderem bei Ernst Arndt, und zeigte schriftstellerisches beziehungsweise journalistisches Interesse. Mit 17 Jahren heiratete sie am 22. Dezember 1917 in Wien den Schauspieler und Kabarettisten Paul Morgan. 1918 erschienen erste Zeitungsartikel von Morgan-Ruffner in der Zeitschrift "Forum. Monatsschrift für die Anwaltschaft". Im gleichen Jahr wurde ihr Ehemann an das Berliner Lessing-Theater engagiert, wohin sie ihm wohl folgte. Josa Morgan-Ruffner trat auch selbst als Schauspielerin auf, etwa 1922 im Deutschen Theater in München oder 1924 auf der Neuen Wiener Bühne. Außerdem schrieb sie unregelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften. 1930/1931 verbrachte das Ehepaar neuen Monate in den USA, da Paul Morgan dort zwei deutsche Hollywood-Filme drehte. Josa Morgan-Ruffner nutzte dies um nach ihrer Rückkehr in Zeitungsberichten und Vorträgen über ihre Erfahrung, unter anderem zur Stellung der Frauen, zu berichten.

Nach der Machtübernahme Deutschlands durch die NSDAP mussten Josa und Paul Morgan Deutschland 1933 aufgrund der politisch-kabarettistischen Arbeit ihres Ehemannes verlassen. Ab 1934 lebten sie wieder in Wien, allerdings erhielt Paul Morgan fast keine Engagements mehr. Josa Morgan-Ruffner schrieb in dieser Zeit diverse Beiträge für die österreichische Presse, vordergründig in der Kleinen Volks-Zeitung und der Wochenausgabe des Neuen Wiener Tagblatts. Außerdem arbeitete sie an einer Biografie zu Lucrezia Borgia. Paul Morgan wurde wenige Tage nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Österreichs 1938 von der Gestapo festgenommen, im Mai in das KZ Dachau deportiert und verstarb im Dezember 1938 im KZ Buchenwald. Josa Morgan-Ruffner hatte sich vergebens für die Freilassung ihres Ehemannes eingesetzt. Auch die von ihr organisierte Einreisebewilligung nach Holland konnte ihn nicht retten. Nach den Novemberpogromen 1938 gelang Morgan-Ruffner die Flucht nach Großbritannien. 1939 reiste sie nach Frankreich, wo sie 1940 wegen ihres deutschen Passes im Internierungslager Gurs festgesetzt wurde. Nach ihrer Freilassung 1941 konnte sie nach Portland (USA) ausreisen.

In den USA heiratete Josa Morgan-Ruffner am 18. Juni 1944 in New York City den Journalisten Joseph Ruffner III. und nahm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Um 1948 publizierte sie unter anderem im New Yorker "Aufbau" Artikel, Interviews und Nachrufe. Nach der Trennung von ihrem zweiten Ehemann übersiedelte Morgan-Ruffner 1956 nach Großbritannien und lebte bis zu ihrem Tod 1986 in London, Berlin und München. Sie engagierte sich Zeit ihres Lebens um das Andenken Paul Morgans. 1986 übergab Morgan-Ruffner Korrespondenzen, Manuskripte, Fotografien und andere Materialien von ihr selbst und Paul Morgan an die Wiener Holocaust Library.

Quellen

Literatur

Weblinks