Josef Schlesinger
Josef Schlesinger, * 31. Dezember 1831 Mähren-Schönberg (Šumperk, Tschechische Republik), † 10. April 1901 Sanatorium Gutenberg in Brixen (Bressanone, Italien; entgegen der Angabe in zugänglichen Publikationen ist Schlesinger nicht an seiner Wohnadresse 8, Fuhrmannsgasse 15, verstorben, sondern, wie Isabella Wasner-Peter feststellen konnte, im Sanatorium Gutenberg in Brixen [Bressanone, Italien]; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 14A, Nummer 23), Mathematiker, Naturphilosoph, christlichsozialer Politiker. Er kam 1850 nach Wien, wo er ab 1851 am Polytechnikum studierte (1859/1860 Aushilfsassistent, 1860-1865 Assistent am Institut für deskriptive Geometrie); 1865 legte er die Lehramtsprüfung für darstellende Geometrie, Mathematik und Maschinenlehre für Oberrealschulen ab, 1866 habilitierte er sich am Polytechnischen Institut für graphisches Rechnen und graphische Statik sowie 1869 für darstellende Geometrie (ao. Prof. 1870), 1871 wurde er o. Prof. für Mathematik, Geometrie und Mechanik an der Forstakademie Mariabrunn und 1875 o. Prof. der darstellenden und praktischen Geometrie an der Hochschule für Bodenkultur (mehrfach Rektor; emeritiert 1901), an der er sich Verdienste um die Neuordnung des Geodäsieunterrichts erwarb. Schlesinger war außerdem Reichsratsabgeordneter (1891-1901) und Gemeinderat (1895-1901).
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Josef Schlesingers Reden im Reichsrat sowie seine Schriften (z. B. "Volksgeld“) waren von antisemitischer Polemik durchsetzt, beispielsweise wenn er gegen das "jüdisch dominierte Großkapital“ agitierte.
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2. Wien: Daberkow 1892
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Werkverzeichnis)
- Johann Christian Poggendorff: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften. Leipzig: Barth 1863-1904
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- 150 Jahre Technische Hochschule in Wien. 1815-1965. Wien: Eigenverl. 1965, Reg.
- 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1872-1972. Hg. vom Professorenkollegium der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Band 1: 100-Jahr-Bericht. Wien Eigenverl. 1972, S. 58 f., S. 82, S. 166 ff.
- Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 10 und 262
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 268 f.
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
Zum Sterberort vergleiche:
- Reichspost, 11.04.1901
- Arbeiter-Zeitung, 12.04.1901
- Wiener Allgemeine Zeitung, 12.04.1901
- Neues Wiener Tagblatt, 12.04.1901