Joseph Geistinger
Geistinger Joseph, * 1769 Augsburg, † 3. April 1829 Wien 1, Schauflergasse 3, Buchhändler, Gattin (1805) Sabina Edle von Wenin. Ursprünglich bei seinem Schwager Calve in dessen Prager Buchhandlung tätig, erhielt Geistinger 1800 eine (ursprünglich an Christoph Sonnleithner verliehene) Buchhändlerbefugnis in Wien und erwarb ein Lokal auf der Freyung (Strauchgasse 245; 1, Freyung 1, Strauchgasse 2 [Hardeggpalais]); er arbeitete auch als Verleger und konnte mit Hilfe moderner Verkaufsmethoden (Versand von Neuerscheinungen zur Ansicht) seinen Umsatz bedeutend steigern. Von seinem vermögenden und einflußreichen Schwiegervater unterstützt, konnte er 1806 eine neue Buchhandlung auf dem Kohlmarkt 297 (1, Kohlmarkt 6, Wallnerstraße 2) eröffnen (vorher Milanis Kaffeehaus) und die verlegerische Tätigkeit ausweiten; seine besondere Spezialität waren römische Klassiker. Als er in Baden, Triest, Agram und Odessa Filialen eröffnete, die sich nicht bewährten, und außerdem durch zu hohe Auflagen Defizite heraufbeschwor, war er aus finanziellen Gründen gezwungen, 1828 an Carl Gerold zu verkaufen. Er starb in ärmlichen Verhältnissen.
Literatur
- Otto Rauscher: Joseph Geistinger 1769-1829. Ein Wiener Buchhändler und Verleger. Wien [1942]
- Herta Broneder: Büchlhandler in der Wienerstadt. Wien [u.a.]: Verlag für Jugend und Volk 1965
- Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 39 f.
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. Band 1. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. München: G. Müller 1918 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13), S. 521
- Franz Gräffer: "Zur Stadt Wien" und zwar: neue Memorabilien und Genreskizzen, Burleskes und Groteskes ... des alten und neuen Wien betreffend. Wien: A. Pichler's Witwe 1849, S. 193 ff.