Karl Hanns Richter
Richter Karl Hanns, * 2. Juli 1886 Wien, † 29. Jänner 1975 Wien, Geologe, Apotheker. Zählte bereits in jungen Jahren zur bergsteigerischen Elite Wiens. Die Teilnahme an einer unter der Leitung von Felix König stehenden Antarktis-Expedition wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert; im Krieg war Richter Heeresbergführer an der Dolomitenfront. Richter war Mitglied der Alpenvereinssektion „Austria", der nach dem Krieg Eduard Pichl vorstand. Als dieser die Einführung des „Arierparagraphen" anstrebte und die jüdischen Mitglieder deshalb die Sektion „Donauland" gründeten, übernahm Richter deren Vorsitz und hielt ihr auch die Treue, als diese aus dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein ausgeschlossen wurde und sich zu einem selbständigen alpinen Verein entwickelte (dies führte 1938 zu seiner Einvernahme durch den Staatssicherheitsdienst). Richter wurde zur deutschen Wehrmacht einberufen, seine jüdische Gattin ist seither verschollen. Als nach Kriegsende der „Alpenverein Donauland" neu gegründet wurde, kam es unter Richters Leitung zur Bildung eines Dachverbands („Verband Alpiner Vereine Österreichs" [VAVÖ]), dessen Kassier Richter 1948-1967 war. Als Bergsteiger (und Bergretter) überaus aktiv, war Richter auch erschließerisch tätig (Erstbegehungen: Richterweg und Richterkante [Stadelwand, Schneeberg], Wilder Preintalriß [Loswand, Raxalpe], Südpfeiler des Sass de Mesdi [Südtiroler Dolomiten]).
Literatur
- Eduard Pichl: Wiens Bergsteigertum. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1927
- Österreichische Alpenzeitung. Hg. vom Österreichischen Alpenklub. Wien: Verl. d. Österr. Alpenklubs 1975, S. 116 ff.