Korsett
Korsett (anknüpfend an das französische corps = Körper). Nach antiken Anfängen taucht ein dem Korsett ähnliches selbständiges Kleidungsstück, aus Burgund kommend, im 14./15. Jahrhundert mit dem modischen Ziel auf, Taille und Brust zu betonen beziehungsweise zu formen. Die Form des Korsetts war abhängig von den oftmals wechselnden modisch-ästhetischen Prinzipien, die hinsichtlich der Form des weiblichen Körpers aufgestellt wurden. Weitere Verbreitung fand das Korsett im Zusammenhang mit der Verbreitung der spanischen Mode (Mitte 16. bis Mitte 17. Jahrhundert), die den Busen weitgehend unterdrückte und das Korsett zu einem die Figur deformierenden Panzer umfunktionierte, andererseits die Hüfte ausladend beließ, weil sie den mächtigen Reifrock zu stützen hatte. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden unter dem Einfluss der französischen Mode Busen und Dekolleté betont und die Korsetts aus Seide, Satin oder Atlas hergestellt und mit Spitzen verziert ("Schnürleib“). Die wichtigste Rolle spielte das Korsett im Rokoko, als es mit dem Reifrock die Grundlage der weiblichen Gesellschaftskleidung bildete. Durch die Französische Revolution wurde das Korsett verworfen, doch fand es 1810 bis zur Jahrhundertwende nochmals in die Damenmode Eingang. Anschließend wurde es v. a. zur Zusammenziehung der unteren Körperhälfte verwendet. Als sich Ärzte, Philosophen und Reformatoren immer heftiger gegen das Korsett wandten, trat 1905 auch der Pariser Modekönig Poiret gegen dasselbe auf und ersetzte es durch ein hemdartige Unterkleid. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Korsett durch elastische Accessoires ersetzt (Hüft- und Büstenhalter).
Literatur
- Ludmilla Kybalová [u.a.]: Das große Bilderlexikon der Mode. Vom Altertum zur Gegenwart. Gütersloh [u.a.]: Bertelsmann 1975, S. 450 f.