Lochkarte

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Beispiel einer Lochkarte
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BildnameName des Bildes Lochkarte.jpg
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Eine Lochkarte ist ein Datenträger aus Karton, der zur Speicherung von Daten und Programmen verwendet wurde. Die Dateninhalte wurden durch einen Lochcode festgehalten, der von einem entsprechenden Lesegerät ausgelesen werden konnte.

Entwicklung

Erste Lochkarten sind bereits im 18. Jahrhundert fassbar, wo sie vor allem Webstühle steuerten oder auf einer Walze in Musikinstrumenten einfache Melodien gespeichert hatten. Die erste umfassende Verwendung von Lochkarten fand bei der Volkszählung der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1890 statt. Dies war auch das erste Mal, dass Lochkarten nicht nur eine steuernde Funktion hatten, sondern individuelle Sachdaten zu Einzelpersonen speicherten. Maßgeblich verantwortlich für die Einführung dieses Systems war der amerikanische Unternehmer Herman Hollerith, die nach ihm benannte Hollerith-Lochkarte stellte für lange Zeit das Standardmaß für Lochkarten dar (Format 16,8 cm x 8,3 cm). Das Hollerith-Lochkartensystem war eines der ersten Verfahren zur automatisierten Datenverarbeitung. Dabei wurden Informationen in Form von Lochmustern auf spezielle Karten gestanzt, die dann von Lochkartenmaschinen gelesen und verarbeitet wurden. Dieses System fand vor allem in der Verwaltung, bei Volkszählungen und in der Buchhaltung Anwendung und war ein wichtiger Vorläufer heutiger Computer- und Datenverarbeitungstechnologien.

1928 patentierte IBM das Lochkartenformat mit zwölf Zeilen und 80 Spalten, wobei pro Zeile ursprünglich nur ein Loch gestanzt werden konnte, später mehrere Löcher für komplexere Daten (Format 18,7 cm x 8,3 cm) . Diese normierte Lochkarte wurde bis in die 1970er Jahre weltweit sehr häufig verwendet.

Die Vorteile der Verwendung von Lochkarten waren die maschinelle wie auch visuelle Lesbarkeit, die mechanische Misch- und Sortierbarkeit, die geringen Kosten und die niedrige Fehleranfälligkeit sowie die universelle Eignung zur maschinellen Dateneingabe und Datenausgabe. Mit der Entwicklung von Magnetbändern als Datenträgern in Rechenzentren ab den 1960er Jahren nahm die Bedeutung der Lochkarte stetig ab.

Verwendung von Lochkarten in Wien

Bereits 1928 ist die Verwendung des Hollerith-Lochkartensystems für eine Unternehmung der Stadt Wien nachweisbar.[1] Die damals an die MA 17 angegliederte Betriebsbuchhaltung der Wohnhäuser der Stadt Wien sollte über Lochkarten automatisiert werden.

In der für Statistik zuständigen Magistratsabteilung wurde mit Beginn des Jahres 1935 ebenfalls ein Lochkartensystem eingeführt.[2] Im Jahr darauf bearbeitete dieselbe Magistratsabteilung die Lochkarten der letzten Volkszählung, insgesamt 8.244.760 Karten, die von acht Lochmaschinen ausgewertet wurden.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Personalwesen Lochkarten zur Gewinnung statistischer Informationen eingeführt.[4] Die Einführung eines Lochkartensystems bei den Wiener Straßenbahnen 1951 waren Lochkarten in den meisten Dienststellen etabliert, die umfangreiche Buchhaltungstätigkeiten zur Aufgabe hatten. Weitere Anwendungen wie etwa die Abrechnung der Wassergebühren ab 1961 folgten. Die konsequente Verwendung von Lochkartensystemen lässt sich in den kommenden Jahrzehnten in allen Bereichen der Stadtverwaltung nachweisen.

Literatur

  • Ingrid Kammerer & Gabriele Hasslinger [Hg.]: EDV für die Stadt. gestern - heute - morgen. Von der Lochkarte zum Cyberspace (2003), Wien 2003.
  • Heinz Zemanek: Otto Schäffler (1838-1928). Pionier des Telephons, der Telegraphie und der Lochkarte sowie Erbauer der ersten Wiener Telephonzentralen (1981), in: Blätter für Technikgeschichte 41/43, Wien 1981

Einzelnachweise