Lotte Rysanek
Lotte Rysanek, * 18. März 1924 Wien, † 14. Dezember 2016, Opernsängerin.
Biografie
Lotte (eigentlich Charlotte) Rysanek war eines von sechs Kindern eines aus Mähren stammenden Kunststeinschleifers. Eine ihrer Schwestern, Leopoldine, machte als Leonie Rysanek eine internationale Opernkarriere. Die Geschwister wuchsen in einfachen Verhältnissen in Erdberg auf. Nachdem Lotte Rysanek seit 1946 privat Gesangsunterricht genommen hatte, begann sie 1947 ein Studium am Konservatorium der Stadt Wien bei Alfred Jerger und Erich von Wymetal. In Vorbereitung auf die Bühnenreifeprüfung nahm sie in Innsbruck Stunden beim deutschen Bassbariton Rudolf Großmann. 1950 gab sie am Klagenfurter Stadttheater ihr Bühnendebut als Manon in Massenets gleichnamiger Oper. In den Jahren 1951 bis 1953 war der Sopran am Stadttheater von Freiburg im Breisgau engagiert. Am 5. November 1954 gab sie als Cio-Cio-San in "Madama Butterfly" an der Staatsoper, die damals noch auf die Spielstätte Volksoper ausweichen musste, ihr Debut. 1956 wurde sie Ensemblemitglied der Staatsoper. Hier erarbeitete sie sich ein umfangreiches Repertoire und trat in 939 Vorstellungen auf. Ihre Partien deckten ein breites Feld von der Soubrette bis zum lyrischen Fach ab. So war sie etwa als Agathe im "Freischütz", Rosalinde in "Die Fledermaus", Donna Elvira in "Don Giovanni" und Marzeline in "Fidelio" zu hören und zu sehen. Besonders oft stand Lotte Rysaneks als Erste Dame in der "Zauberflöte" (87 mal) und die Musetta in "La Bohème" auf der Bühne der Staatsoper. Ihre meist gesungene Rolle war die Helmwige in "Die Walküre" (109 mal), mit der sie sich am 3. Dezember 1987 vom Staatsopernpublikum verabschiedete.
Gastspiele führten die Sängerin an verschiedene europäische Opernhäuser wie die Wiener Volksoper, die Grazer Oper, an das deutsche Opernhaus in Berlin sowie an die Staatsopern in Hamburg und München. 1955 gastierte sie an der Oper von Marseille. 1957 trat sie als Blumenmädchen in "Parsifal" und 1958 in ihrer Paraderolle Helmwige bei den Bayreuther Festspielen auf.
Lotte Rysanek konnte auch als Operetten- und Liedsängerin reüssieren. Auf Schallplatten nahm sie vor allem Querschnitte von Operetten auf. Seit ihrer Hochzeit mit Dipl.-Kfm. Herbert Dörler (1959) führte sie den Doppelnamen Rysanek-Dörler. 1968 wurde der Künstlerin der Titel Kammersängerin verliehen, 1987 wurde sie Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper.
Literatur
- K. J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 4: Moffo – Seidel. Bern / München: K. G. Saur 1997, S. 3016
- Wiener Staatsoper: Nachruf auf Lotte Rysanek-Dörler