Marie von Ebner-Eschenbach (Bestände)

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Marianne von Kinsky: Maria von Ebner-Eschenbach am Schreibtisch. Fotografie aus dem Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach 1912 (H.I.N.-230476)
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Marianne von Kinsky: Maria von Ebner-Eschenbach am Schreibtisch. Fotografie aus dem Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach 1912 (H.I.N.-230476)

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Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach in der Wienbibliothek im Rathaus

Die 1830 auf dem Schloss Zdislawitz bei Kremsier (Mähren) geborene und 1916 in Wien verstorbene Autorin Marie von Ebner-Eschenbach hinterließ Material in großem Umfang. Sie selbst wollte im Hinblick auf ihren Nachlass nichts dem Zufall überlassen, wie von ihrem Biographen Anton Bettelheim für die Nachwelt festgehalten wurde. Er veröffentlichte einen Brief Eschenbachs an den deutschen Schriftstellerkollegen Julius Rodenberg, der zeitlich mit den ersten Arbeiten zur 1906 veröffentlichten Autobiographie "Meine Kinderjahre" zusammenfällt: "Nun bin ich damit beschäftigt, mein literarisches Haus zu bestellen, ordne meine Correspondenzen, weihe viele Manuscripte dem Feuertode, lese alte Tagebücher durch und dabei kommt mir manchmal der Gedanke, ob sich daraus nicht ein Lebensbild zusammensetzen ließe, das nicht gerade langweilig anzumuten brauchte." (Marie von Ebner-Eschenbach an Julius Rodenberg, Brief vom 08.08.1903, zit. nach Bettelheim 1920, S. 39).

Bestandsgeschichte

Die Papiere, die der Vernichtung durch die Autorin nicht zum Opfer fielen (im Gegensatz etwa zu ihrer Korrespondenz mit Hermine Villinger und Ida Fleischl), werden an zwei Standorten aufbewahrt. Ein Teil ihres Nachlasses mit einem Umfang von 14 Kartons, die Briefe der Schriftstellerin an die Verwandtschaft nicht mit eingerechnet, befindet sich im Familienarchiv Dubsky im Mährischen Landesarchiv in Brünn. Zu den hier verwahrten Dokumenten zählt auch eine Abschrift ihres Testaments vom 1. März 1914, das ihren Neffen Viktor Dubsky, der eine enge Verbindung zu ihr pflegte, als Universalerben bestimmt. Der zweite geschlossene Nachlassbestand mit 5.381 Inventarnummern wird in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt (AN 29). Da eine Inventarnummer oder Signatur sowohl für ein Einzelblatt wie für ein Konvolut von mehreren hundert Blatt stehen kann, lässt sich von dieser Zahl nicht auf die tatsächlich vorhandenen Mengen schließen. Die Materialien wurden 1930 von Viktor Dubsky angekauft, nachdem dieser anderweitig ein Angebot ausgeschlagen hatte. Man einigte sich auf 9.000 Schilling, zahlbar in drei Jahresraten, für mehrere tausend Korrespondenzstücke von und an die Dichterin sowie für Manuskripte, Notizen und vereinzelte Lebensdokumente wie Abrechnungen und dergleichen. Der Verkäufer verstarb bereits 1932 vor Begleichung der letzten Rate, nach seinem Tod wurden keinerlei Ansprüche auf die Verlassenschaft erhoben.

Inhalte

Wie im Falle der Korrespondenz und der Lebensdokumente (darunter Eschenbachs Tagebücher) ist auch das literarische Werk im Nachlass nicht vollständig überliefert. So fehlen auch in dem in Wien verwahrten "Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach“ bedeutende Werke in Manuskriptform, unter anderem die Erzählung "Božena“ (1876), die Novelle "Lotti, die Uhrmacherin“ (veröffentlicht 1880 als Fortsetzungsgeschichte in der "Deutschen Rundschau“), der Band "Dorf- und Schlossgeschichten“ (1883) sowie der Roman "Das Gemeindekind“ (1887). Eigenhändige Manuskripte finden sich insbesondere zu Theaterstücken und zu den autobiographischen Schriften "Meine Kinderjahre“ (1906) und "Meine Erinnerungen an Grillparzer“ (1916), darüber hinaus aber auch zum Roman "Agave“ (1903). Von dem Bestseller "Das Gemeindekind“ sind immerhin Fahnen mit zahlreichen eigenhändigen Korrekturen und Notizen überliefert, wie überhaupt Werknotizen und darüber hinaus Aphorismen zahlreich vertreten sind. Den Löwenanteil am Nachlass an der Wienbibliothek im Rathaus macht mit 4.864 Inventarnummern die Korrespondenz aus: Dokumentiert ist Eschenbachs reger Schriftverkehr mit etwa 250 Persönlichkeiten, darunter zahlreiche Schriftstellerkolleginnen und -kollegen. Die von ihr an andere adressierten Briefe und Postkarten sind teilweise eigenhändig überliefert, teilweise stammen sie von der Hand ihrer langjährigen Sekretärin Helene Bucher. Letztere verwaltete nach dem Tod der Autorin den Nachlass, legte ein erstes Verzeichnis über die im Besitz von Ebner-Eschenbach befindlichen Autographen an und gab posthum auch den Band "Letzte Worte“ (1926) heraus.

Die in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrte "Sammlung Marie von Ebner-Eschenbach“ (ZPH 1283), die 2003 antiquarisch angekauft wurde und drei Archivboxen umfasst, beherbergt in erster Linie Korrespondenzen sowie Lebensdokumente, unter anderem Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren von 1867 bis 1916.

Quellen

Literatur

  • Anton Bettelheim: Marie von Ebner-Eschenbachs Wirken und Vermächtnis. Leipzig: Quelle & Meyer 1920
  • Anna Čoupková-Hamerníková: Der schriftliche Nachlaß der Marie von Ebner-Eschenbach im Familienarchiv Dubsky. In: Karl Konrad Polheim (Hg.): Marie von Ebner-Eschenbach. Ein Bonner Symposion zu ihrem 75. Todesjahr. Bern u. a. 1994, S. 27-65
  • Daniela Strigl: Berühmt sein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Biographie. Salzburg/Wien: Residenz Verlag 2016
  • Kyra Waldner: "Entscheiden Sie, bitte". Anmerkungen zum Nachlass Marie von Ebner-Eschenbachs. In: Maria Piok/Ulrike Tanzer/Kyra Waldner: Marie von Ebner-Eschenbach. Schriftstellerin zwischen den Welten. Innsbruck: University Press 2018, S. 187-197