Wienbibliothek im Rathaus

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Wienbibliothek im Rathaus
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Institution
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1856
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Eugen Probst, Alois Trost, Ferdinand Müller, Herwig Würtz, Walter Obermaier, Sylvia Mattl-Wurm, Anita Eichinger, Karl Weiß, Karl Glossy, Oskar Katann, Albert Mitringer, Franz Patzer, Hermann Reuther
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  10262
GNDGemeindsame Normdatei 10144442-4
WikidataIDID von Wikidata Q2568831
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Magistratsabteilung 9 - Wienbibliothek im Rathaus
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Letzte Änderung am 14.11.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BildnameName des Bildes Wienbibliothek.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Wienbibliothek im Rathaus
  • 1., Rathausplatz 1

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48° 12' 39.02" N, 16° 21' 26.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zur Verwaltungsgeschichte siehe Magistratsabteilung 9.

Wienbibliothek im Rathaus (Magistratsabteilung 9 - 1., Rathaus, Stiege 4, 1. Stock), bis 2006 Wiener Stadt- und Landesbibliothek.

Inhalt:
  1. Geschichte
  2. Sammlungsschwerpunkte
    1. Handschriften und Nachlässe
    2. Musikhandschriften und Musikdrucke
    3. Bücher, Zeitschriften und sonstige Drucke
    4. Plakate
    5. Dokumentationen
    6. Fotos
    7. Theaterzettel und Programmhefte
    8. Spezialsammlungen
    9. Verwaltungsschriften
    10. Digitale Sammlungen
  3. Direktor*innen
  4. Videos
  5. Quellen
  6. Literatur
  7. Weblinks

Geschichte

Die älteste Bibliothek der Stadt Wien, die 1466 erstmals urkundlich erwähnt wird, deren Ursprung jedoch sicher weiter zurückreicht, wurde 1780 an die Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek) verkauft. Nach verschiedenen Anläufen (unter anderem Franz Tschischka 1828) wurde über Antrag von Bürgermeister Johann Kaspar Seiller am 29. April 1856 die Wiener Stadtbibliothek zunächst als Amtsbibliothek neu eingerichtet. Durch mehrere Schenkungen und Legate wurden die Sammlungsgebiete der Bibliothek jedoch bald ausgeweitet.

1878 wurde mit der Sammlung von literarischen Handschriften begonnen, 1897 mit der Sammlung von Musikdrucken und -autographen (beide Bereiche werden seit 1905 als Sondersammlungen geführt). Seit 1923 werden auch gezielt Plakate gesammelt. 1930 wurde eine Zeitungsdokumentation angelegt und nach 1945 eine Personendokumentation. Bestandlücken aus der Zeit vor der Neugründung der Bibliothek konnten durch die Übernahme großer Sammlungen beziehungsweise Nachlässe von Gelehrten, Schriftstellern und Bibliophilen (unter anderen Theodor von Karajan, Joseph Feil, Ludwig August Frankl, Max von Portheim, Richard Kralik, Gustav Gugitz, Eduard Castle, Walter Sturminger) sowie von Verlagsarchiven (Artaria, Gerold, Doblinger, Universal-Edition und andere) teilweise geschlossen werden.

Die Bibliothek war ursprünglich im Alten Rathaus untergebracht und übersiedelte 1886 ins Neue Rathaus. Bemerkenswert sind die im Ursprungszustand erhaltenen Räumlichkeiten der Bibliothek für die Benützung. In der Dependance 1., Bartensteingasse 9 befinden sich neben Büroräumlichkeiten die sogenannten Loos-Räume der Wienbibliothek, die eine Dauerausstellung zur Geschichte sowie dem Leben und Werk Adolf Loos' beherbergen. Sie befinden sich seit 1991 im Besitz der Stadt Wien und wurden unter Wahrung der historischen Substanz adaptiert. Seit 2013 ist ein musealer Rundgang durch die vor allem für Veranstaltungen genutzten Räumlichkeiten möglich.

Nach der Übersiedlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs (MA 8) in den Gasometer D (Gasometer-City) wurden die im Rathaus frei gewordenen Räume der Bibliothek zugeteilt, im Sommer 2003 für deren Zwecke grundlegend adaptiert und ab 20. Oktober 2003 den Besucher*innen der Bibliothek zur Verfügung gestellt; die offizielle Eröffnung fand am 20. November 2003 statt. Anschließend wurde im Hof Sechs des Rathauses, in dem sich seinerzeit das Heizhaus befunden hatte, ein dreistöckiger Tiefspeicher errichtet. Im Erdgeschoß darüber befinden sich seither die Plakatsammlung und die Restaurierwerkstätte der Bibliothek. Der Dachgarten am Tiefspeicher wurde vom Künstlerpaar Lois und Franziska Weinberger gestaltet und mit dem renommierten Bauherrenpreis 2006 ausgezeichnet.

Die Wienbibliothek im Rathaus ist ein zentraler österreichischer Wissens- und Erinnerungsraum, der seit mehr als 150 Jahren Forschende aus der ganzen Welt und aus den unterschiedlichsten Feldern anzieht. Als Gedächtnis der Stadt sammelt, bewahrt, erschließt und digitalisiert die Wienbibliothek im Rathaus Materialien nicht nur für die Beforschung, sondern die Bibliothek sucht auch den lebendigen Austausch und die intensive Kooperation mit der Wissenschaft, um das Wissen der Zukunft mitzugestalten. Ziel ist die möglichst weitreichende Nutzung und Vermittlung der Bestände; etwa in Publikationen, Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen, mittels digitaler Angebote wie dem Wien Geschichte Wiki, der Digitalen Bibliothek und den Crowdsourcing-Projekten oder durch die sachkundige Beratung interessierter Personen vor Ort. Die Wienbibliothek im Rathaus stellt sich aktiv den Herausforderungen der digitalen Transformation. Im Rahmen ihrer Open Content-Strategie macht sie Bestände für alle Nutzer*innengruppen frei zugänglich und fördert so das Bewusstsein für das gemeinsame kulturelle Erbe. Denn nur les- und verstehbares Wissen kann lebendig gemacht und inklusiv zur Debatte gestellt werden. Bei den Überlegungen, was das Wesen der Wissensspeicherung und -vermittlung künftig ausmachen wird, orientiert sich die Wienbibliothek im Rathaus am Leitfaden des Digitalen Humanismus: Es gilt, das aufklärerische Potenzial digitaler Technologien erneut zu betonen und derzeitige problematische Tendenzen zu überwinden, um gemeinsam eine demokratische, inklusive und lebenswerte digitale Zukunft zu gestalten.

Eingang der Wienbibliothek im Rathaus © Klaus Pichler
Benützungsräumlichkeiten der Wienbibliothek im Rathaus, Information und Zeitschriftenlounge © Klaus Pichler
Benützungsräumlichkeiten der Wienbibliothek im Rathaus © Klaus Pichler
Benützungsräumlichkeiten der Wienbibliothek im Rathaus, Lese- und Studierendenbereich © Klaus Pichler
Veranstaltungsreihe "koid=woam" in den Loos-Räumen der Wienbibliothek im Rathaus, Gruppe: Netnakisum © Georg Lembergh
Ausstellung "Stadt und Frauen. Eine andere Topografie von Wien" vom 24.10.2008–31.07.2009 in der Wienbibliothek im Rathaus © Georg Lembergh

Sammlungsschwerpunkte

Die Wienbibliothek im Rathaus ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Bibliotheken mit Wien-Bezug. Sie kann nicht nur einzigartige Viennensia und Austriaca, sondern auch umfangreiche Nachlässe vieler Persönlichkeiten vorweisen. Der Bestand umfasst den Zeitraum vom späten 18. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart und reicht im Bereich der Druckschriften ins späte 15. Jahrhundert. Seit 1982 müssen von allen in Wien erscheinenden Publikationen Freistücke an die Bibliothek abgeliefert werden (Pflichtexemplarrecht).

Handschriften und Nachlässe

Die Wienbibliothek im Rathaus beherbergt eines der bedeutendsten deutschsprachigen Literaturarchive. 1878 wurde – mit der Schenkung des Nachlasses von Franz Grillparzer durch Katharina Fröhlich – der Grundstein für die systematische Sammeltätigkeit gelegt. Heute verwahrt die Wienbibliothek im Rathaus etwa 255.000 Einzelautografen sowie rund 1.600 Nachlässe, Vorlässe, Archive und Sammlungen, unter anderem von Ludwig Anzengruber, H. C. Artmann, Wolfgang Bauer, Marie von Ebner-Eschenbach, Gerhard Fritsch, Karl Kraus (seit 2016 befindet sich das Karl Kraus-Archiv im UNESCO National Memory of the World Register), Friederike Mayröcker, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund, Ferdinand von Saar, Friedrich Torberg und Hans Weigel. Da die Wienbibliothek im Rathaus zur gesamten Kulturgeschichte Wiens sammelt finden sich hier auch Materialien von darstellenden Künstler*innen, Schauspieler*innen, Architekt*innen, Publizist*innen, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen (etwa Kurt Gödel, Cissy Kraner, Adolf Loos, Günther Nenning, Viktor Matejka, Helmut Qualtinger, Max Reinhardt, Karl Renner, Elise Richter, Egon Schiele und Lotte Tobisch). Gesammelt werden Manuskripte, Briefe, persönliche Dokumente sowie biografisches Material von Persönlichkeiten, die zu Wien oder in Wien lebenden Personen in Beziehung stehen.

Darüber hinaus gibt es kaum einen Namen von Bedeutung, vor allem der deutschsprachigen Literatur seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, der nicht durch einen Bestand an Autografen dokumentiert wäre. Bemerkenswert ist auch die Sammlung von Stammbüchern, vorwiegend aus der Biedermeierzeit, mit Eintragungen bedeutender Zeitgenoss*innen und zum Teil schönem Bilderschmuck (Mathias J. Ranftl, Jakob Schindler, Josef Danhauser).

Musikhandschriften und Musikdrucke

Die Wienbibliothek im Rathaus ist eine der ersten Anlaufstellen, wenn es um die Wiener Musikgeschichte und Musiktradition geht. Die Sammeltätigkeit wurde durch die Nikolaus-Dumba-Schenkung eines Konvoluts von Schubert-Autografen an die Stadt Wien begründet. Beginnend bei der Wiener Klassik, spannt sich der Sammelschwerpunkt von der bürgerlichen Musikkultur und Romantik des 19. Jahrhunderts über die Zweite Wiener Schule bis zu den Komponist*innen des 20. und 21. Jahrhunderts. Dazu kommen einzigartige Bestände zur Wiener Tanz-, Theater- und Operettenmusik sowie umfassende Sammlungen und Nachlässe zum Wienerlied und zur Schrammelmusik.

Besonders hervorzuheben sind die Bestände zu Franz Schubert und der Strauss-Dynastie, die in das „Memory of the World“-Register – beziehungsweise in das „Memory of Austria“-Register – der UNESCO aufgenommen wurden. Außerdem befindet sich die weltgrößte Schubert-Sammlung in der Wienbibliothek im Rathaus. Darüber hinaus finden sich Sammlungen zu Johann Strauss Vater und Sohn, Carl Goldmark, Franz von Suppè und Maria Bach sowie umfangreiche Materialien zu Hermann Leopoldi, Fritz Pauer oder den Bands Drahdiwaberl und Chuzpe. Auch die Verlagsarchive Universal-Edition und Doblinger werden verwahrt. Besonderheiten stellen der Nachlass von Adolf Müller senior mit den Vertonungen zu Nestroys Bühnenwerken und das sogenannte "Marscharchiv" des Kapellmeisters Eduard Pfleger, eine Sammlung von rund 3.000 österreichischen Armeemärschen, dar.

Bücher, Zeitschriften und sonstige Drucke

Bücher und andere Druckwerke repräsentieren den ältesten Bestand der Wienbibliothek im Rathaus und reichen teilweise bis in das 15. Jahrhundert zurück. Derzeit werden mehr als 750.000 Bücher, Flugschriften und Einblattdrucke verwahrt, wobei jährlich rund 10.000 neue Werke Eingang in die Sammlung finden. Den Hauptbestand bilden sogenannte Viennensia, das heißt Werke zu Geschichte, Topografie und Kultur der Stadt Wien, von in Wien geborenen oder lebenden Autor*innen sowie Literatur über diese Personen. Aufgrund der zentralen Stellung Wiens in der k. u. k. Monarchie verfügt die Bibliothek auch über einen beachtlichen Bestand an Literatur über das Gebiet der Monarchie und seine Bewohner*innen. Als Amtsbibliothek besitzt sie neben der aktuellen österreichischen Rechtsliteratur zudem eine umfangreiche Sammlung älterer österreichischer Rechtsquellen.

Durch Schenkungen und Legate entstanden daneben Sammlungen von Adress-, Personen- und Gewerbeschemata, Almanachen, Gebetbüchern, Kalendern, Koch- und Kinderbüchern, Reiseführern und –beschreibungen sowie ein kulturhistorisch bedeutender Bestand an erotischer Literatur. Eine umfangreiche Sammlung von Wiener Zeitungen und Zeitschriften sowie eine Partezettelsammlung vervollständigen diesen Bestand. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Sonderbestände, beispielsweise zu den Türkenkriegen – insbesondere zu den beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683 –, zur Literatur aus der Zeit der "erweiterten Preßfreiheit" unter Joseph II., zur Revolution 1848 und zum Ersten Weltkrieg.

Plakate

Tiefspeicher der Plakatsammlung der Wienbibliothek im Rathaus, © Wienbibliothek im Rathaus

Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt rund 450.000 Plakate aus vier Jahrhunderten. Die Sammlung zählt damit weltweit zu einer der größten ihrer Art. Seit 1923 werden Plakate in der Wienbibliothek im Rathaus systematisch gesammelt. Einen großen Teil dieser Sammlung bildet das historische Archiv der Firma Gewista (gegründet 1921), der größten Außenwerbungsfirma Wiens, das der Wienbibliothek im Rathaus 1975 übergeben wurde. Dieser Bestand wächst seitdem kontinuierlich um rund 3.000 Plakate im Jahr an, da alle über Gewista in Wien affichierten Plakate und andere Anschläge Eingang in die Sammlung finden.

Die ältesten Plakate gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit finden sich insbesondere Anschläge zu verschiedenen Ereignissen, wie beispielsweise Theateraufführungen, in den Archiven. Der Gesamtbestand ist breit gefächert und enthält politische Plakate zu den Wahlen der Ersten und Zweiten Republik ebenso wie Produktwerbung, Filmplakate des 20. und 21. Jahrhunderts und vieles mehr.

Dokumentationen

Portheim-Katalog

Der sogenannte Portheim-Katalog ist ein Teil des Lebenswerkes Max von Portheims, der seinerzeit als der bekannteste österreichische Geschichtsforscher galt. Portheim war Privatgelehrter, Sammler und Bibliophiler, der Literatur und Quellen zur zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts sammelte. Er erarbeitete als Zusatz und Teil des Bücherverzeichnisses jenen Zettelkatalog, der sich heute unter der Bezeichnung Portheim-Katalog in der Bibliothek befindet. Dieser Katalog stellt eine höchst wertvolle Quelle zum Studium der theresianisch-josephinisch-leopoldinischen Epoche dar.

Wurzbach-Dokumentation

Eine der wichtigsten Zeitungsauschnitts-Sammlungen ist die von Constantin von Wurzbach, der als Bibliothekar in Wien lebte und von 1856 bis 1891 das "Biographische Lexikon des Kaiserthums Österreich" in sechzig Bänden herausgab. Er legte eine Dokumentation über bedeutende Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie an. Diese Sammlung an Zeitungsausschnitten biografischen Inhalts ist heute in 1.453 Kartons alphabetisch geordnet zugänglich.

Zeitungsindex und Chronik

Die Zeitungsdokumentation wertet die wichtigsten Wiener Zeitungen aus. Aufgenommen werden Wien betreffende Meldungen und Artikel über kulturelle, soziale, kommunale und politische Ereignisse sowie Berichte über Persönlichkeiten, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Die seit 1923 angelegte Chronik der Stadt Wien dokumentiert die wichtigsten geschichtlichen und kulturellen Ereignisse der Stadt.

Tagblatt-Archiv

Das Tagblatt-Archiv wurde 2002 von der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Arbeiterkammer Wien an die Wienbibliothek im Rathaus übertragen. Es enthält Ausschnitte aus zahlreichen in- und ausländischen Zeitungen bis ins Jahr 2000. Dabei wurden mehrere Archive zusammengeführt: die Redaktionsarchive der Zeitungen "Neues Wiener Tagblatt" und "Arbeiterzeitung", Teile des Archivs des Globus-Verlages, das Sozialarchiv der Wiener Arbeiterkammer und das Archiv des sozialdemokratischen Parlamentsklubs. Das Tagblatt-Archiv setzt sich zusammen aus Personenmappen (rund 60.000 Mappen mit Zeitungsausschnitten und biografischen Unterlagen zu Personen) sowie Länder- und Sachmappen (thematisch sortierte Zeitungsausschnitte – von „Aberglaube“ bis „Zypern“).

Weitere Zeitungauschnittsammlungen zu verschiedenen Themen runden den Bestand ab.

Fotos

Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt rund 20.000 Personenfotos und zeitgeschichtliche Fotodokumente. Rund 14.000 Fotos sind über das Tagblatt-Archiv der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Arbeiterkammer Wien in die Sammlung gekommen und dokumentieren vor allem den Zeitraum der Ersten Republik. Der größte Teil dieser Fotografien stammt aus den Redaktionen der Zeitschriften "Wiener Bilder" und "Interessantes Blatt", den auflagenstärksten Wiener Illustrierten der Zwischenkriegszeit. Es befinden sich aber auch Fotos jüngeren Datums im Bestand, die aus den verschiedensten Redaktionen und Institutionen stammen.

Rund 5.500 Objekte, die vordergründig das Kulturleben Wiens porträtieren, fanden über Nachlässe Eingang in die Sammlung. Besonders zahlreich sind Fotografien, Bilddrucke oder Stiche (zum Teil mit Signatur oder Widmung) vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts, auf denen Schauspieler*innen privat oder in ihren Bühnenrollen abgebildet sind (etwa Stella Hohenfels, Hansi Niese, Josef Kainz, Else Wohlgemuth oder Charlotte Wolter). Auch Johann Nestroy ist mit Bildern seiner Bühnenrollen und einer frühen Fotografie vertreten. Von Karl Kraus liegen rund 90 Bildnachweise vor. Da es sich vielfach um Atelierfotos handelt, finden sich darunter die prominenten Fotograf*innen dieser Zeit, wie Viktor Angerer, Trude Fleischmann, Rudolf Krziwanek, Madame D’Ora oder Josef Székely.

Theaterzettel und Programmhefte

Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt eine sehr umfangreiche und bedeutende Sammlung von Theaterzetteln und Programmheften, anhand derer sich das Theaterleben Wiens vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit eindrucksvoll nachzeichnen lässt. Diese Materialien sind oftmals die einzigen noch vorhandenen Dokumente, die über vergangene Theateraufführungen Auskunft geben können. Zudem spiegeln sie nicht nur künstlerische Höhe, Tiefstand oder Stagnation einer Zeit wider, sondern legen auch über die wechselnde Theaterpraxis Zeugnis ab. Die derzeit etwa 250.000 Theaterzettel und Programmhefte umfassende Sammlung wächst laufend, nicht zuletzt aufgrund der Belegexemplare, welche von den Theaterhäusern zugeschickt werden.

Neben der aktiven Sammeltätigkeit wuchs die Theatersammlung durch Ankäufe rasch an. So konnte die Wienbibliothek im Rathaus im Jahr 1901 den Nachlass des bekannten Wiener (Bühnen-)Malers Franz Gaul ersteigern, der umfangreiche Theaterzettelbestände aus der Frühzeit der Hof- und Vorstadttheaterhäuser Wiens enthielt. Auch Ankündigungen von Automatenvorführungen, Feuerwerken, Bällen und Zirkusauftritten fanden sich darin. Mit dem Ankauf der umfangreichen Theatersammlung Fritz Brukners im Jahr 1955 kam die Bibliothek in den Besitz einer fast lückenlosen Sammlung von Originalaufzeichnungen zur Wiener Theatergeschichte seit der Barockzeit, bestehend aus Druckschriften, Rollenbüchern, Theaterzetteln, Originalhandschriften, wertvollen Nachlassfragmenten berühmter Wiener Schriftsteller*innen sowie Notendrucken.

Spezialsammlungen

Ein besonderes Sammelgebiet der Wienbibliothek im Rathaus sind Ephemera, also alles Flüchtige, das in der Stadt publiziert, affichiert, aufgelegt und verteilt wird. Dazu zählen beispielsweise Werbematerialien (unter anderem der bei einer Wahl antretenden politischen Parteien), Flyer, Broschüren sowie Speisekarten, Ballspenden, Weinflaschenetiketten oder Partezettel. Die zentrale Bedeutung des regional gebundenen und vielfach seltenen, ja einzigartigen Schrifttums ist heute außer Frage gestellt. Das ehemals verschmähte Material ist zu einem gesuchten Objekt und einer gerne ausgeschöpften, wissenschaftlich relevanten Quelle aufgerückt. Wie wichtig diese Druckwerke sind, zeigt sich daran, dass manche Wissensgebiete überhaupt nur durch das Studium solcher Materialien abgedeckt werden können.

Da gerade bei ephemeren Druckwerken oftmals wichtige bibliografische Angaben (Autor*in, Verlag, Ort etc.) fehlen, werden diese nicht einzeln katalogisiert, sondern nach Themengebieten zusammengestellt und rudimentär erschlossen. Die Wienbibliothek im Rathaus ist somit eine der wenigen Institutionen, die auf eine umfangreiche Sammlung ephemerischer Druckwerke zugreifen kann und damit eine Nischenposition ausfüllt.

Verwaltungsschriften

Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt eine große Auswahl an Verwaltungsliteratur der Stadt Wien, die wertvolle Auskunft über Geschichte und Verwaltung der Stadt gibt. Diese reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück und ist vielseitig: Auf der einen Seite gibt es amtliche Schriften wie das Amtsblatt der Stadt Wien, das als Verlautbarungsorgan diente und nach wie vor dient, oder den Verwaltungsbericht beziehungsweise das Statistische Jahrbuch, deren Erscheinen auf Gemeinderatsbeschlüsse zurückgeht. Auf der anderen Seite stehen private Initiativen wie der Wiener Kommunal-Kalender und dessen Nachfolger, das Handbuch der Stadt Wien. Diese wurden nicht vom Magistrat der Stadt Wien, sondern von verschiedenen Verlagen – basierend auf amtlichen Quellen – herausgegeben und waren primär als Nachschlagewerke für die Bevölkerung konzipiert. Die Rathauskorrespondenz wiederum berichtet seit 1900 über alle Begebenheiten, die in Zusammenhang mit der Stadtverwaltung stehen.

Veränderungen der politischen Verhältnisse sowie historische Ereignisse, allen voran die beiden Weltkriege, beeinflussten nicht nur den Inhalt der Verwaltungsschriften, sondern führten auch zu Titeländerungen und Unregelmäßigkeiten bis hin zu Unterbrechungen des Erscheinens. Neben der historischen Verwaltungsliteratur sammelt die Wienbibliothek im Rathaus seit 2019 auch die digital veröffentlichten Publikationen der Stadt Wien.

Digitale Sammlungen

Die Wienbibliothek im Rathaus stellt – unter Berücksichtigung des Urheber*innenschutzes – einen großen Teil ihrer Materialien sukzessive digital zur Verfügung. Aktuell können in der Wienbibliothek Digital über 270.000 digitalisierte Objekte mit mehr als 3,5 Millionen Seiten eingesehen werden. Bis auf die digital veröffentlichten Verwaltungspublikationen der Stadt Wien sind alle dort zur Verfügung gestellten Bestände urheberrechtsfrei und dürfen ohne Einschränkung weiterverwendet werden. Bei allen gedruckten – und teilweise auch handschriftlichen – Werken wird eine automatisierte Texterkennung durchgeführt, sodass die Texte nach Stichworten durchsucht werden können.

Als erster Baustein der Wienbibliothek Digital fungierte der Klassiker der Adressbücher und wichtiges Nachschlagewerk: „Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger“ (der sogenannte Lehmann), der von 1859 bis 1942 herausgegeben wurde. Darüber hinaus steht eine Vielzahl an Wiener Adressbüchern, Häuserschematismen und Straßenverzeichnisse zur Verfügung. Zu besonderen Anlässen werden ausgewählte Bestandsgruppen beziehungsweise Auszüge daraus digitalisiert. So findet sich etwa der gesamte Nachlass Franz Grillparzers, ein umfangreiches Briefkonvolut Kurt Gödels sowie einen Großteil des Karl-Kraus-Archivs in der Wienbibliothek Digital. Darüber hinaus werden auch Materialien zu Themenschwerpunkten wie zum Ersten Weltkrieg, zum Bau der Wiener Ringstraße, zur Zeit des Roten Wiens, zur Revolution 1848 und zur Ausschaltung des Parlaments 1933 angeboten. Außerdem digitalisiert die Wienbibliothek im Rathaus alle dort bewahrten (rund 210.000) handschriftlichen Briefe, Postkarten und sonstige Korrespondenzen und stellt sie in der Wienbibliothek Digital zur Verfügung. Ein Teil davon ist Dank der laufenden Crowdsourcing-Projekte und engagierten Freiwilligen auch mit Transkriptionen versehen und somit durchsuchbar.

Direktor*innen

Siehe auch

Magistratsabteilung 9 - Wienbibliothek im Rathaus

Videos

Filmarchiv der Media Wien, Die Wiener Stadtbibliothek (1972), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 357, Ausschnitt: 2 Min. 8 Sek.

Quellen

Literatur

Bibliotheksführer:

  • Herwig Würtz [Hg.]: Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (21995)
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Heft 3: Musiksammlung. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1982
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Heft 2: Handschriftensammlung. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1981
  • Informationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Heft 1: Allgemeine Informationen. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1980
  • Franz Patzer [Hg.]: Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein kleiner Führer durch eine große Sammlung. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1976 (21980)


Bibliotheksgeschichte:

  • Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Das Plakat in der Stadt. 100 Jahre Plakatsammlung der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Residenz 2023
  • Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hg.]: 10 Jahre Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2016
  • Sylvia Mattl-Wurm [Hg.]: "Jeder sei sein eigener Dekorateur" Zur Geschichte der Loos-Räume in Wien I., Bartensteingasse 9. [Wien]: Metroverlag 2013
  • Julia Danielczyk / Christian Mertens / Sylvia Mattl-Wurm [Hg.]: Das Gedächtnis der Stadt. 150 Jahre Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Verlag für Geschichte und Politik [u.a.] 2006
  • Herwig Würtz [Hg.]: Zur Eröffnung der Neuen Musiksammlung. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1991
  • Brigitte Psarakis: Das Ende der erste Wiener Stadtbibliothek, ihr Verkauf an die Hofbibliothek bis 1780. Gründe, Vorgeschichte, Durchführung. Hausarbeit. Univ. Wien. Wien 1980
  • Franz Patzer: Die Bibliothek der Stadt und des Landes Wien (1965-1977). In: Die Kulturarbeit der Stadt Wien. 1965 - 1977. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1978 (Wiener Schriften, 42), S. 205 ff.
  • Manfred Arndorfer: Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek von 1966 bis 1975. Hausarbeit. Univ. Wien. Wien 1977
  • Franz Baltzarek: Die Wiener Stadtbibliothek 1690-1780. In: Wiener Geschichtsblätter 25 (1970), S. 69 ff.
  • Albert Mitringer: 100 Jahre Stadtbibliothek [Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "100 Jahre Stadtbibliothek"]. In: Veröffentlichungen aus der Wiener Stadtbibliothek. 3. Folge. Wien: Jugend und Volk 1969 (Wiener Schriften, 30), S. 34 ff.
  • Albert Mitringer: Zur Neugestaltung der Wiener Stadtbibliothek 1951 bis 1966. In: Die Wiener Stadtbibliothek. 1956 - 1966. Ausgewählte Beiträge. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1966 (Wiener Schriften, 24), S. 10 ff.
  • Karl Gladt: Zur Geschichte der Wiener Stadtbibliothek 1956 bis 1966. In: Die Wiener Stadtbibliothek. 1956 - 1966. Ausgewählte Beiträge. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1966 (Wiener Schriften, 24), S. 25 ff.
  • Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek. 1856 - 1956. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1956 (Wiener Schriften, 4)
  • Fritz Racek: 50 Jahre Musiksammlung der Wiener Stadtbibliothek. Manuskript. Wien: [o.V.] 1955
  • Oskar Katann: Die Wiener Stadtbibliothek. Wien: Elbemühl 1926


Periodische Veröffentlichungen:

  • Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2008 ff.
  • Magazin der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1991-1994
  • Schriftenreihe zur Musik. Tutzing: Schneider 1989 ff.
  • Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993-2003
  • Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1974-2005


Literatur zu den Beständen:

  • Wienbibliothek: Zwei Sammlungen in UNESCO National Memory of the World Register aufgenommen. In: Rathauskorrespondenz, 08.07.2016
  • Julia König [Hg.]: Filmplakate. Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek. Wien: Metroverlag 2012 (Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek, 4)
  • Julia König [Hg.]: 60er. Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2011 (Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek, 3)
  • Julia König [Hg.]: 50er. Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2009 (Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek, 2)
  • Markus Feigl / Julia König [Hg.]: 70er. Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2008 (Plakate aus der Sammlung der Wienbibliothek, 1)
  • Hermann Böhm [Bearb.]: Karl Kraus contra... Die Prozeßakten der Kanzlei Oskar Samek in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 4 Bände. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1995-1997
  • Ludwig Neunlinger / Konstanze Mitterndorfer / Johanna Pisa: Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Handbuch der Historischen Buchbestände in Österreich. Band 1. Hildesheim / Wien: Olms-Weidmann 1994, S. 159 ff.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1)
  • Anton Mantler: Die Theaterzettelsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Beitrag zur Geschichte des Theaterzettels im 18. und 19. Jahrhundert. Hausarbeit zur Prüfung für Beamte des höheren Bibliotheksdienstes der Stadt Wien. Wien: Selbstverlag 1989
  • Hermann Böhm: Die Stammbücher und Poesiealben der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Eine kulturhistorische Bestandaufnahme. Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst. Wien: Selbstverlag 1988
  • Walter Obermaier: Die Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek als Quelle zur Geschichte des Volkstheaters in der ersten Hälften des 19. Jahrhunderts. In: Biblos 35 (1986), S. 253 ff.
  • Bernhard Denscher: Die Plakatsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Biblos 35 (1986), S. 282 ff.
  • Bernhard Denscher [Red.]: Tagebuch der Straße. Geschichte in Plakaten. Wien: Österreichischer Bundesverlag [u.a.] 1981
  • Ernst Hilmar: Verzeichnis der Schubert-Handschriften in der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Kassel [u.a.]: Bärenreiter 1978 (Catalogus musicus, 8)
  • Ferdinand Wernigg: Bibliographie österreichischer Drucke während der "erweiterten Preßfreiheit" 1781-1795. 2 Bände. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1973-1979 (Veröffentlichungen aus der Wiener Stadtbibliothek, 4 und 6)(Wiener Schriften, 35 und 41)
  • Karl Gladt: Die Handschriften Johann Nestroys. Graz / Wien: Böhlau 1967
  • Fritz Racek: Von den Schuberthandschriften der Stadtbibliothek. In: Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek. 1856-1956. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1956 (Wiener Schriften, 4), S. 98 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen- und Literaturhinweisen. 5 Bände. Wien: Jugend und Volk 1947-1958


Die Publikationen der Wienbibliothek im Rathaus im Bibliothekskatalog.

Weblinks