Trude Fleischmann

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Fleischmann, Trude
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Fleischmann, Gertrude
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20834
GNDGemeindsame Normdatei 116603364
Wikidata Q87807
GeburtsdatumDatum der Geburt 18. Dezember 1895
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 21. Jänner 1990
SterbeortSterbeort Brewster/New York, USA 114396005X
BerufBeruf Fotografin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Trude (Gertrude) Fleischmann, * 18. Dezember 1895 Wien, † 21. Jänner 1990 Brewster/New York, USA, Fotografin.

Biografie

Trude (Gertrude) Fleischmann wurde als Tochter des Kaufmanns Wilhelm Fleischmann und seiner Gattin Adele, geb. Rosenberg, in Wien geboren. Schon als Neunjährige bekam sie auf ihren Wunsch eine Kamera geschenkt. Ihre Eltern ermöglichten ihr, nach der Matura ein Semester Kunstgeschichte in Paris zu studieren. 1913 bis 1916 besuchte Fleischmann die "k.k. Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproductionsverfahren". Ihr Praktikum im Atelier d'Ora von Dora Kallmus (Madame d'Ora) und Arthur Benda beendete Fleischmann wegen unterschiedlicher Auffassungen nach wenigen Wochen, 1916 bis 1919 erlangte sie aber im Atelier von Hermann Schieberth in Wien praktische Erfahrung. 1920 eröffnete sie ein eigenes Fotoatelier in der Ebendorferstraße 3.

Fleischmanns Domäne in den 1920er und 1930er Jahren war die Portraitfotografie, die sie fast ausschließlich im Atelier praktizierte. Sie portraitierte zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Lotte Lehmann, Grete Wiesenthal, Peter Altenberg, Karl Kraus, Hedy Lamarr, Adolf Loos und Paula Wessely. Ihre Bilder wurden in verschiedensten Zeitschriften wie der "Bühne" und der "Modernen Welt" veröffentlicht, sie belieferte auch die große Wiener Pressebildagentur Schostal.

Für Furore sorgten in den 1920er Jahren ihre Bewegungsstudien von – zum Teil nackten – Tänzerinnen. Sie war eine der ersten Fotografinnen, die sich dem Frauenakt verschrieben – sich als Frau künstlerisch mit Nacktheit zu beschäftigen, galt zu dieser Zeit mancherorts noch als unschicklich. Als beispielsweise ihre sinnlich-erotischen Aktaufnahmen der Tänzerin Claire Bauroff in Berlin öffentlich affichiert wurden, ließ die Zensur die Aufnahmen beschlagnahmen, da die "pikanten" Stellen nicht wie üblich mit Papier überklebt worden waren. Einige ihrer Aktstudien erinnern in ihrer Grazie und Fragilität an Porzellanfiguren – die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten stellte auch tatsächlich Figurinen nach Fleischmanns Fotografien her, zum Beispiel von Helene und Hermann Thimig.

Nach dem "Anschluss" 1938 versuchte sie zunächst, sich in Wien über Wasser zu halten, musste dann aber über Paris und London in die USA emigrieren. Sie konnte nur 41 Negative retten, ihr Atelier wurde im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört. 1940 eröffnete sie gemeinsam mit Frank Elmer, einem Emigranten aus Wien, in Manhattan ein Fotoatelier für Mode- und Portraitfotografie. Es gelang ihr, ihre Karriere erfolgreich fortzusetzen. Ihr Stil veränderte sich nun: Sie fotografierte Wolkenkratzer und Straßenschluchten aus ungewöhnlichen Perspektiven, die Portraits wurden dem Geschmack der Zeit gemäß sachlicher. Ihre Modeaufnahmen wurden in verschiedenen Zeitschriften wie der "Vogue" veröffentlicht.

1942 nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

1969 zog sich Fleischmann aus dem Berufsleben zurück und übersiedelte nach Lugano (Schweiz). Ende der 1980er Jahre wurde Fleischmann in Österreich wiederentdeckt. 1983 besuchte sie das erste Mal wieder Wien, 1988 konnte sie noch ihre erste Wiener Personale "Trude Fleischmann. Fotografien 1918 – 1938" in der Galerie Faber miterleben. Als sie sich 1988 in Lugano bei zwei aufeinanderfolgenden Stürzen beide Beine gebrochen hatte, holte sie ihr Neffe Stefan Carell zu sich in die USA. Fleischmann starb am 21. Jänner 1990 in Brewster (NY) im Hause ihres Neffen.

2011 fand im Wien Museum die große Ausstellung "Trude Fleischmann: Der selbstbewusste Blick" statt. Im Mittelpunkt stand ihre Wiener Zeit von 1920 bis 1938. Das Wien Museum verfügt über eine große Sammlung von Fleischmanns Werken.

Trude-Fleischmann-Gasse

Quellen

Literatur


Trude Fleischmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks